Arbeitseinsatz „Evangelischer Friedhof Giersdorf“ am 19.-20. Juni 2020 – Bericht von Friedemann Scholz

Schlesienfreunde räumen den alten Friedhof in Giersdorf/ Żeliszów auf

Federführend beteiligt sind Mitglieder der Landsmannschaft Schlesien, Landesverband Sachsen – Schlesische Lausitz.

Endlich ist die verordnete Untätigkeit vorbei, die Grenze an der Lausitzer Neiße wieder geöffnet. Mitglieder des Landesverbandes Sachsen – Schlesische Lausitz, der Landsmannschaft Schlesien und andere Schlesienfreunde verabredeten kurzfristig einen Termin zur weiteren Wiederherstellung des alten evangelischen Friedhofes in Giersdorf bei Bunzlau. Unterstützung erhielten wir von Margit Kempgen von der „Kirchlichen Stiftung evangelisches Schlesien“ aus Görlitz und von Eleni Ioannidou, Mitglied der polnischen Stiftung Fundacja Twoje Dziedzictwo, der Eigentümerin des Baus und des Geländes, die sich für den Erhalt der dortigen alten evangelischen Langhans-Kirche einsetzt – SILESIA News berichtete.

Am 19. und 20. Juni trafen sich die 12 Helfer zum Arbeitseinsatz. Nachdem im vorigen Herbst die Sichtachse und der vordere Teil des Friedhofs beräumt und wiederhergestellt wurde, begannen eine Gruppe diesmal mit dem ersten hinteren Stück. Hunderte wildgewachsene Bäumchen, Gestrüpp, Büsche mussten mit der Motorsäge gefällt werden. Diese schwere Arbeit fand teilweise im strömenden Regen (Sonnabend) statt. Eigentlich sollten die Gehölze gleich gehäckselt werden, leider ließ uns der Technikanbieter im Stich. Trotzdem gelang es, eine große Fläche vom hohen Bewuchs zu befreien, die Ruine der ehemaligen Aussegnungshalle kam mit zum Vorschein. In dem Bereich sind auch deutlich mehr Grabsteine stehen geblieben, als im vorderen Teil mit den größeren Grabanlagen. Die meisten Grabsteine haben die gleiche Form und bestehen aus Sandstein. Sehr interessant, und für uns eine neue Erkenntnis, sind die Kindergräber. Auf dem Friedhof gibt es ein eigenes Feld für diese Gräber. Auch sie besitzen einen Grabstein – nur misst dieser ein Drittel der Größe eines Erwachsenensteins.

Was uns bei der Arbeit immer wieder begegnete und verstörte, waren die aufgebrochenen Grüfte, teils mit Gebeinen, teils mit Schutt oder Grabsteinen verfüllt. Was muss vor 75 Jahren für ein Hass auf die Deutschen und ihre Kultur geherrscht haben. Da zerschlugen gläubige Katholiken die Gräber der evangelischen Deutschen, die dort Jahrhunderte lebten und vertrieben wurden. Grüfte wurden geplündert, man gönnte nicht einmal den Toten ihre Ruhe. Gott sei Dank, besinnen sich die jetzigen Bewohner verstärkt auch auf die deutsche Geschichte ihres Ortes.                                                                                                            

Die zweite Gruppe unseres Arbeitskommandos überarbeitete die im Herbst freigelegte Fläche, damit die Natur nicht wieder die Oberhand gewinnt. Außerdem legte sie die Friedhofsmauer im Außenbereich zur Straße frei. So ist erstmals seit Jahrzehnten eine Struktur zu erkennen. Nachdem sämtliche Arbeitssachen durchnässt und damit ziemlich gewichtig waren, beendeten wir den Einsatz am Sonnabend gegen 13 Uhr. Alle Beteiligten waren sich einig, dass es noch mindestens zweier Einsätze bedarf um das ganze Areal freizulegen und sichtbar zu machen. Der nächste Termin wurde ziemlich schnell gefunden. Am 31.7. und 1.8.2020 sehen wir uns in Giersdorf wieder. Vielleicht finden einige durch diesen Bericht Gefallen an unserer Arbeit und möchten dabei mithelfen? Auch freuen wir uns über die Erhöhung unserer „Frauenquote“.

Text und Fotos: Friedemann Scholz