Papiermühle in Bad Reinerz/ Duszniki-Zdrój strebt den UNESCO-Weltkulturerbe-Status an

Das europaweit einzige barocke Industriegebäude ist seit 50 Jahren Papiermuseum

Der Welterbe-Antrag wird zusammen mit ähnlichen Objekten aus Deutschland, Tschechien und Frankreich erarbeitet.

Eines der schönsten Baudenkmäler Niederschlesiens ist zugleich das europaweit einzige barocke Industriegebäude. Die Papiermühle in Bad Reinerz/ Duszniki Zdrój, in der seit über 50 Jahren ein Papiermuseum seinen Sitz hat, strebt danach, in die UNESCO-Welterbeliste eingetragen zu werden. Der Antrag auf die Aufnahme in die Welterbeliste wird gemeinsam mit Papiermuseen in Velké Losiny (Tschechien) und in Homburg (Deutschland) sowie der Papiermühle Richard de Bas in Ambert (Frankreich) erarbeitet.

„Im Oktober 2019 wurde die Papiermühle vom Polnischen Ministerium für Kultur und Nationales Erbe als Kandidat für die UNESCO-Vorschlagsliste angemeldet. Für uns begann damit ein ganz neuer Abschnitt in unserer Arbeit. Wir haben vor, das Museum auszubauen, um es auf mehr Besucherzahlen vorzubereiten. Auch der Schöpfraum soll entsprechend umgebaut werden, um traditionelle Techniken des Papierschöpfens anschaulich demonstrieren zu können. Des Weiteren möchten wir hier ein internationales Zentrum entwickeln, in dem Informationen über Papiermühlen aus der ganzen Welt gesammelt und verbreitet werden“, so der Direktor des Papiermuseums in Bad Reinerz Dr. habil. Maciej Szymczyk.

In Europa sind bis auf den heutigen Tag nur 30 alte Papiermühlen erhalten geblieben. Und die Papiermühle in Bad Reinerz ist eine der interessantesten. Aus den Archivalien und der Inschrift am steinernen Türsturz geht hervor, dass der damalige Besitzer, Georg Kretschmer, die Mühle 1605 nach einem Hochwasser wieder aufbauen ließ. Er verbesserte auch die Technik der Papierherstellung: durch die Verwendung von Mineralwasser sollten die hiesigen Papiererzeugnisse ewig halten. Die Papiermühle erlebte ihre Blütezeit im 17. und 18. Jh. Die Papierherstellung wurde modernisiert und die wohlhabenden Papierfabrikanten ließen das Gebäude verzieren, sodass es zu einem der prachtvollsten Industriegebäude Europas wurde. Eine ungewöhnliche Seltenheit sind Wandmalereien in den ehemaligen Wohnräumen der Papiermacher. 2011 wurde die Papiermühle als „Geschichtsdenkmal“ anerkannt. Dadurch war es möglich, sich im nächsten Schritt um den Status als UNESCO-Weltkulturerbe zu bemühen. Das Papiermuseum in Bad Reinerz ist Mitglied des Vereins „Die touristische Dreizehn“, dem die größten touristischen Attraktionen Niederschlesiens beigetreten sind. 

Das heutige Museum bietet viel mehr als nur übliche Ausstellungsräume. Die Besucher können die Papiergeschichte aktiv erleben, sie bekommen einen Einblick in die traditionelle, seit dem Mittelalter bekannte Technik der Papierherstellung. Es ist besonders empfehlenswert, sich als Papiermacher zu versuchen und an der Mitmachstation ein Blatt Papier selbst von Hand zu schöpfen. Überdies gilt das Papiermuseum in Bad Reinerz als der größte polnische Schöpfpapierhersteller. Als einziges seiner Art in Polen entwirft und baut es Schöpfsiebe, die es ermöglichen, Papier mit Wasserzeichen zu schöpfen. 

Zurzeit sind auch zwei Sonderausstellungen zu sehen: „Die Kunst des Schreibens“ rund um das Thema Handschrift und „Pest oder Cholera. Epidemien im Glatzer Bergland“. Diese Ausstellung behandelt die 30 größten Epidemien in der Geschichte der Menschheit sowie auch Epidemien in Schlesien und im Glatzer Bergland.  Die erste Pestwelle erreichte Schlesien erst 1483, aber in die Geschichtsbücher ging die Seuche von 1680 ein. Selbst in Glatz starben damals 1681 Menschen. Kapellen, Kirchen und Pestsäulen erinnern heutzutage an die damaligen Ereignisse. Diese Votivstiftungen wurden zum Dank an Gott für das Erlöschen der Epidemie oder zur Besänftigung des Zorn Gottes errichtet. Die Ausstellung „Die Kunst des Schreibens“ kann bis 10. Oktober und die Ausstellung zum Thema Epidemien bis 30. August besucht werden.

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite des Museums (auch in deutscher Sprache).

Text: Joanna Lamparska
Bilder: Muzeum Papiernictwa w Dusznikach-Zdroju/ Papiermuseum Bad Reinerz