40 Jahre Solidarność

In zwei polnischen Städten, Gdańsk/ Danzig und Wrocław/ Breslau, war die Freiheitsbewegung besonders stark

Zentrum für Geschichte „Zajezdnia“ in Breslau erinnert an die Ereignisse.

Im August dieses Jahres feiert Polen das 40-jährige Jubiläum der Entstehung von Solidarność – einer Bewegung, die vielen Ländern in Europa die Freiheit brachte. Zwei Städte – Danzig und Breslau – haben einen besonderen Grund zum Feiern – hier war die Solidarność-Bewegung besonders stark.

Alles hat neun Jahre vor der Wende in der Danziger Werft angefangen. Zu dem größten Streik der Werftarbeiter schlossen sich in kurzer Zeit große Betriebe, Fabriken und Bergwerke in Polen ein. Alle schauten gespannt auf die Entscheidungen der kommunistischen Regierung gegenüber dem Streikkomitee, das inzwischen eine Liste mit 21 Postulaten aufstellte. Zu den wichtigsten Forderungen der Streikenden gehörten: die Bewilligung zur Entstehung der freien, von der Regierung unabhängigen Gewerkschaften, das Streikrecht, die Freilassung politischer Gefangenen, Rede- und Pressefreiheit.

Breslau war auch dabei. Am 26. August 1980 versperrten die Busfahrer des städtischen Verkehrsunternehmens das Einfahrtstor in das Busdepot Nr. 7 in der Grabiszyńska-Straße und erklärten einen Solidaritätsstreik mit Danzig. Sie benachrichtigten andere Straßenbahn- und Busdepots und die größten Betriebe der Stadt. Auf die Ergebnisse musste man nicht lange warten: am Nachmittag war die ganze Stadt so still wie noch nie. Die Einwohner versammelten sich bald spontan vor dem Tor des Busdepots Nr. 7. Was besonders wichtig für die Solidarność-Bewegung war – es waren Vertreter verschiedener Gruppen und gesellschaftlichen Schichten. Die Breslauer Philharmoniker gaben spontan ein Konzert für die Streikenden. Am 29. August wurde auf dem Gelände des Breslauer Depots ein Gottesdienst abgehalten. Circa 20 000 Menschen nahmen daran teil. Alle warteten ungeduldig auf die Ergebnisse der Gespräche in Danzig. Als endlich gute Nachrichten aus Danzig kamen als das Fernsehen die Streikenden mit dem auf den Händen getragenen Lech Wałęsa zeigte, waren die Breslauer am Anfang sehr misstrauisch. Sie vermuteten, die Informationen können gefälscht sein. Deshalb wollten sie den Streik nicht beenden und schickten eigene Delegation nach Danzig. Und erst dann, als diese zurückkam und die Geschehnisse bestätigte, wurde gefeiert. Zwar sind noch viele Jahre bis zum endgültigen Sieg vergangen und nach der Einführung des Kriegszustandes in Polen (am 13. Dezember 1981) musste die Solidarność in den Untergrund gehen, aber der Drang nach Freiheit ließ die Menschen nicht mehr los.

Im Jahre 2016 wurde in Breslau das Zentrum der Geschichte „Zajezdnia“ (dt. „Depot“) eröffnet. Es befindet sich genau an dem historischen Ort, wo 1980 der Solidaritätsstreik mit Danzig begann. In diesem Jahr, zum 40. Jubiläum der Solidarność-Bewegung, hat das Zentrum viele interessante Angebote vorbereitet.

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka