Zu Gast bei Freunden und Partnern in Oberschlesien – ein Bericht

Der Kulturreferent für Oberschlesien und der Vorsitzende der Stiftung Haus Oberschlesien haben eine Woche in Oberschlesien verbracht.

In zahlreichen Gesprächen wurde die Ausweitung möglicher Kooperationsfelder erörtert.

Die Intensivierung der grenzüberschreitenden europäischen Zusammenarbeit mit polnischen Institutionen und kulturellen Einrichtungen sowie Organisationsstrukturen der deutschen Minderheit in Oberschlesien waren das zentrale Anliegen des einwöchigen (23.-29. August 2020) Besuchs des Kulturreferenten für Oberschlesien, Dr. David Skrabania, und des Vorsitzenden der Stiftung Haus Oberschlesien, Sebastian Wladarz, in Oberschlesien.

Die Gespräche seien von großer Offenheit und einem hohen Interesse geprägt gewesen, heißt es in einer Medienmitteilung der Stiftung. „Wir wollten uns einerseits als Partner ins Gespräch bringen, andererseits aber auch konkrete Projekte vorantreiben“, sagt Wladarz.

Internationale Konferenz in Ratingen geplant

Ein Projekt dabei ist eine internationale Konferenz zum Thema 100 Jahre Volksabstimmung in Oberschlesien in Ratingen (Hösel). Skrabania: „Die Ereignisse der Jahre 1919 bis 1922 waren einschneidend für Europa. In Oberschlesien ist das bis heute sicht- und spürbar. Die Volksabstimmung war für Oberschlesien ein zentrales Ereignis, begleitet von Aufständen und politischen Auseinandersetzungen. 1922 kam es dann zur Teilung dieser historisch gewachsenen, multikulturellen Region.“ Mit der Konferenz, an der Historiker aus Deutschland, Polen, Großbritannien, Frankreich, Tschechien und Ungarn teilnehmen werden, wolle man den objektiven, multiperspektivischen Blick auf die Ereignisse von damals schärfen und den Bogen in die heutige Zeit spannen. Details hierzu werde es zu einem späteren Zeitpunkt geben. „Wir konnten namhafte Partner wie das Institut für Nationales Gedenken in Kattowitz, die Landeszentrale für politische Bildung NRW, das Zentrum für Historische Forschung der Polnischen Akademie der Wissenschaften, das Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf und das Museum in Gleiwitz gewinnen. Es wird zum Thema auch ein Bildungsfilm produziert und eine Sonderausstellung ist in Planung“, sagt David Skrabania, der an der Ruhr-Universität in Bochum promovierte.

Minderheiten im Fokus der Europapolitik

Weitere Gespräche gab es im Oberschlesischen Museum in Beuthen, wo konkrete Vorschläge und gegenseitige Unterstützungsmaßnahmen bei grenzüberschreitenden Projekten erörtert wurden, aber auch bei der deutschen Minderheit, wie etwa dem Deutschen Freundschaftskreis in Rybnik. „Die Brücke nach Oberschlesien und zur polnischen Mehrheitsbevölkerung führt unmittelbar über unsere deutschen Landsleute vor Ort“, sagen Skrabania und Wladarz. Partner seien hier die Sozialkulturelle Gesellschaft der Deutschen, aber auch Institutionen wie das Haus der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit, das sich im Aufbau befindende Forschungszentrum der Deutschen Minderheit in Oppeln und das Dokumentations- und Ausstellungszentrum zur Geschichte der Deutschen Minderheit, ebenfalls in Oppeln. Dafür bieten die Jubiläumsjahre eine gute Gelegenheit. Außerdem: Minderheiten stehen zurzeit auch im Fokus der europäischen Politik. Die europäische Bürgerinitiative „Minority SafePack“ hat erfolgreich über eine Million Unterschriften für die Stärkung von Minderheitenrechten gesammelt. Die Europäische Kommission muss sich daher damit befassen. Auch in einem beschlossenen Antrag im Düsseldorfer Landtag (17/10633) heißt es: „Wir stehen zu den Rechten von Minderheiten. Dauerhaften Frieden kann es nur durch ein gerechtes Zusammenleben von Minderheit und Mehrheitsbevölkerung geben“.  Die beiden Vertreter aus Ratingen-Hösel sind sich daher sicher: „Wir machen hier nicht nur Kultur und Verständigung, sondern bauen aktiv am Haus Europa. Und bekanntlich ist die Europäische Einigung die beste Antwort auf die Trümmer des 2. Weltkrieges“.

Text: Kulturreferat für Oberschlesien