Opole. Die Hauptstadt des polnischen Liedes

Bereits zum 57. Mal fand in Oppeln/ Opole das Landesfestival des Polnischen Liedes statt

Der jährlich wiederkehrende Event hat eine lange Tradition. Jedes Jahr kommen aber auch kritischen Stimmen.

Der wiederkehrende Event hat eine lange Tradition und – obwohl es jedes Jahr auch an kritischen Stimmen nicht fehlt – gehört es zu den Ereignissen, auf die man nicht nur in der Stadt und ihrer Umgebung mit Ungeduld wartet.

Anfang der 1960er Jahre spürte man in Polen noch das politische Tauwetter, auch wenn die Staats- und Parteiführung mit dem einstigen Reformer Wiesław Gomułka an der Spitze die Liberalisierung des gesellschaftlichen Lebens zunehmend als Bedrohung für den eigenen Machtanspruch betrachtete. Mit der Initiative, ein Festival der Unterhaltungsmusik ins Leben zu rufen, wollten zwei  Journalisten des Polnischen Rundfunks, Mateusz Święcicki und Jerzy Grygolunas, ein Zeichen  gegen den Konservatismus in ihrer Institution setzen sowie junge Interpreten und neue Musikströmungen fördern. Da die Idee vom Oppelner Magistrat begrüßt wurde, wird in dieser oberschlesischen Stadt seit 1963 mit einer Ausnahme ununterbrochen das Landesfestival des Polnischen Liedes veranstaltet. Nur 1982 fand es wegen der Verhängung des Kriegsrechts nicht statt. 2020 war das Fest der Lieder anders als alle bisherigen Ausgaben. Bedingt durch die Corona-Epidemie konnte sich das sonst bei diesem Ereignis immer ausverkaufte Amphitheater auf der Insel Pascheke nicht vollständig mit Publikum füllen. Aus demselben Grund musste der Termin verschoben werden, sodass die populärsten Melodien Polens diesmal nicht wie gewöhnlich im Spätfrühling oder Frühsommer, sondern erst am ersten Septemberwochenende erklangen.

In den fast 60 Jahren seiner Geschichte traten in Oppeln nicht nur die größten Stars der polnischen Musik auf, wie Czesław Niemen, Anna German, Ewa Demarczyk und Maryla Rodowicz. Auch begannen dort die Karrieren mehrerer später landesweit bekannter Musikgruppen, Sängerinnen und Sänger. Den Beinamen „Hauptstadt des polnischen Liedes“ verdankt Oppeln dem legendären polnischen Musikkritiker, Publizisten und Schriftsteller Jerzy Waldorff, der bereits beim ersten Festival im Jahr 1963 – beeindruckt von den Reaktionen des Publikums – diesen Begriff geprägt hat. Die Stellung Oppelns als wichtigster Musikstadt Polens unterstreichen unter anderem das 2007 eröffnete Museum des Polnischen Liedes im Amphitheater und die Allee der Stars am Ring.

Text: Dawid Smolorz