Neuerscheinung: „Kultura filmowa prowincji górnośląskiej. Kina, właściciele, widzowie” (Filmkultur in der Provinz Oberschlesien. Kinos, Kinobesitzer, Kinozuschauer)

Im Oberschlesien der Zwischenkriegszeit wurden auch Kinos zu politischen Instrumenten

Eine Monographie über Kino- und Filmgeschichte in der deutschen Provinz Oberschlesien.

Bereits vor 18 Jahren verfasste Urszula Biel eine Monographie über Kino- und Filmgeschichte im polnischen Teil der Region – nun richtet sie ihren Blick auf die deutsche Provinz Oberschlesien. Wie die Autorin an mehreren Stellen betont, wurden in der Zeit der deutsch-polnischen Konkurrenz in Oberschlesien auch Kinos auf beiden Seiten der 1922 quer durch die Region gezogenen Grenze einigermaßen zu politischen Einrichtungen. Während in anderen Teilen des Reiches (aber auch Polens) die Sprache des Films und der Untertitel meistens einen neutralen Bestandteil des Kinogenusses bildeten, wurden sie in Deutsch- wie in Polnisch-Oberschlesien als politische Elemente betrachtet. Denn trotz der scheinbar stabilen Lage waren sich die Behörden dessen im Klaren, dass das Ringen „um die Seele des Oberschlesiers“ noch nicht abgeschlossen war. Und Filme eigneten sich ja besonders gut als Träger mehr oder weniger verschleierter politischer Inhalte.

Das 1928 eröffnete Kino „Ufa-Palast“ in Gleiwitz, Quelle: Zeichnung aus dem Buch „Beuthen O./S. Deutschlands Städtebau“, Berlin-Halensee 1929.

In dem Buch nehmen aber auch unpolitische Themen einen wichtigen Platz ein. Ein Augenmerk widmet die Autorin unter anderem den Filmemachern und  Schauspielern mit oberschlesischen Wurzeln, dem Kampf der unabhängigen Kinobesitzer mit der mächtigen Ufa, dem damals größten Medienkonzern Europas, und nicht zuletzt der Zensur – und zwar nicht nur der politisch motivierten. Mit Staunen wird der Leser von heute wohl zur Kenntnis nehmen, dass sich die in den 1920er Jahren in Berlin erarbeiteten Kontrollregeln für das Publikum in oberschlesischen Kleinstädten oft als zu liberal erwiesen.

Kino „Amok“, Bühne „Bajka“ in Gleiwitz, früher Ufa-Palast, Quelle: Archiv Kino „Amok“.

Aus diesem Grunde haben Beamte der lokalen Verwaltungen mancherorts willkürlich Verbote gegen Filme verhängt, die in anderen Teilen Deutschlands problemlos ausgestrahlt werden durften. Urszula Biel gilt in Oberschlesien als hervorragende Kennerin der regionalen Kinogeschichte. Außer den zwei Monographien verfasste sie auch zahlreiche Beiträge zur Historie des Films in der Zwischenkriegszeit. Sie ist Direktorin des städtischen Studiokinos „Amok“ in Gleiwitz.

Urszula Biel, „Kultura filmowa prowincji górnośląskiej. Kina, właściciele, widzowie“, Sprache: Polnisch, Zusammenfassung in deutscher Sprache, 576 Seiten, Abbildungen, Tabellen und Landkarten, harter Umschlag.