Das neue Oder-Zentrum in Breslau/ Wrocław wartet auf seine ersten Gäste

Das europaweit erste Bildungs- und Kulturzentrum auf dem Wasser befindet sich an der Grunwaldzki-Brücke

Nach zehn Jahren Vorbereitung verzögert sich die Eröffnung wegen Pandemie.

Das neue Oder-Zentrum steht bei der Grunwaldzki-Brücke (ehem. Kaiserbrücke) und erwartet die ersten Gäste, die wegen der Corona-Pandemie und damit verbundenen Einschränkungen derzeit nicht kommen können. Alles ist bis aufs kleine Detail vorbereitet. Das Oder-Zentrum kostete Kamil Zaremba und die Mitarbeiter der Stiftung OnWater.pl zehn Jahre intensiver Arbeit. Zuerst entstand das polenweit erste Haus auf dem Wasser – es war das private schwimmende Haus von Kamil Zaremba. Weil der Besitzer riesengroße Unterstützung von den Anderen bekam und weil das Interesse der Besucher so groß war, beschloss er, etwas für die sie zu machen. Und so entstand der Gedanke, ein neues, größeres Objekt zu bauen.

Das neue Oder-Zentrum steht an der Grunwaldzki-Brücke (ehemalige Kaiserbrücke) mitten in der Stadt.

Das Oder-Zentrum bildet das einzige in Europa Bildungs- und Kulturzentrum auf dem Wasser. Es soll zugleich ein Treffpunkt der Breslauer und ein Veranstaltungsort aller möglicher Events sein. „Rund um die Oder versammeln sich verschiedene Initiativen. Der Fluss ist förderlich für Begegnungen. Es ist eine Art Arterie, die die Stadt und die Natur antreibt“ – sagt der Ideengeber Kamil Zaremba. Das modern ausgestattete und ökologische Zentrum mit einer Fläche von 800 Quadratmetern besteht grundsätzlich aus drei Teilen.

Die Bibliothek beinhaltet viele Bücher und Materialien über die Oder.

Der erste Teil ist ein typischer Tagungsort, mit einem touristischen Informationspunkt (iOdra), einer Bibliothek, in der den Besuchern viel Material über die Oder zur Verfügung steht (Odrateka) sowie dem Oder-Café, wo man einen hervorragenden Kaffee genießen kann. Alles wurde ästhetisch so gestaltet, dass man Lust hat, stundenlang da zu sitzen, zu arbeiten und von dem Wasser Energie für neue Initiativen zu schöpfen. Auch Kajaker und andere Paddler können hier anhalten und eine kleine Pause einplanen. Dieser Teil des Oder-Zentrums ist auch multimedial ausgestattet, es ist also möglich, während der Kaffeepause eine Power-Point-Präsentation oder eine kleine Filmvorführung über die Oder für die touristischen Gruppen durchzuführen. 

Alles ist so ästhetisch eingerichtet, dass man hier stundenlang sitzen könnte.

Der mittlere ist ein Ort für manuelle Tätigkeiten: hier kann jeder sein erstes Boot bauen (kleine Werft) oder lernen, wie man verschiedene Knoten machen kann (die sog. „Knotenakademie“). Den dritten und den modernsten Teil kann man als kleines Forschungszentrum bezeichnen – hier kann man die Eigenschaften der Oder unter die Lupe nehmen und die in dem Wasser lebende Organismen kennenlernen. Das traditionelle Aquarium macht es möglich, sich die Fisch- und Pflanzenwelt der Oder anschauen. Hier stehen den Workshopteilnehmern die 3D-Drucker zur Verfügung, auf denen man eigene Modelle und verschiedene Formen drucken kann.

In dem mittleren Teil kann man ein eigenes Holzmodell des Bootes bauen und verschiedene Knoten lernen.

Das Herz des Oder-Zentrums bildet aber ein kleiner Raum mit den Pumpen, die die Luftenergie schöpfen und daraus ökologische Wärme produzieren. Hier steht auch eine kleine Kläranlage: das Wasser vom Händewaschen wird für die Toilettenspülung verwendet. Und eine kleine, aber ganz praktische Maschine, die die Unreinigkeiten zerkleinert und sie in die städtische Kanalisierung schickt. Das ist eine gute Nachricht für die Schiffs- und Bootbesitzer, die immer das Problem mit den Unreinigkeiten an Bord haben. Es ist möglich, bei dem Oder-Zentrum Stopp zu machen und das unbequeme Paket kostenlos zu entladen, damit es nicht in dem Fluss landet. Und bei Gelegenheit sich den neuen Ort mit zahlreichen attraktiven Ecken anzuschauen.  

Eine besondere Attraktion des Oder-Zentrums bildet eine große Terrasse, die sich auf dem Dach des Schiffes (denn so wurde das Objekt unterordnet) befindet. Hier kann man sich hinsetzen und mit einer Tasse Kaffee in der Hand einen einmaligen Blick auf die Kaiserbrücke genießen. Alle warten schon ungeduldig auf diesen Moment!

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka