Eine Legende ist gestorben

Über drei Jahrzehnte lang restaurierte Georg Mitschke den Innenraum der Basilika auf dem St. Annaberg

1966 verließ der deutsche Oberschlesier seine Heimat, um nach dem Fall des Kommunismus zurückzukehren.

Georg Mitschke wurde 1930 in Ziegenhals/ Głuchołazy geboren. In der Zwischenkriegszeit war sein Vater vor allem in den Diözesen Breslau und Olmütz als Restaurator kirchlicher Kunstwerke bekannt. Aufträge bekam er aber auch aus Frankreich, Belgien und der Slowakei. Seit dem 15. Lebensjahr konnte bzw. musste Georg seinen Vater bei der Arbeit unterstützen. Und Arbeit gab es nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges genug. Obwohl sich die Mitschkes eindeutig zum Deutschtum bekannt und die polnische Staatsangehörigkeit nie angenommen haben, wurden sie nach Kriegsende nicht vertrieben. Dank der hohen beruflichen Qualifikationen und Fähigkeiten des Vaters lebten sie nach dem Krieg als inoffiziell geduldete Deutsche unter dem Schutz der Apostolischen Administratur Oppeln.

Georg Mitschke (links) und der Seelsorger der deutschen Minderheit in der Diözese Oppeln Pfr. Dr. Piotr Tarlinski, Fot. Johannes Rasim

In den 1940er und 1950er Jahren restaurierten sie mehrere Kirchen in Oberschlesien. 1957 erhielten der Vater und der mittlerweile mit der Arbeit des Restaurators betraute Sohn den Auftrag, dem Innenraum des wichtigsten Gotteshauses in der Region, der Wallfahrtskirche auf dem Sankt Annaberg/ Góra Świętej Anny, seinen barocken Charakter wieder zu verleihen. Dort waren sie bis Mitte der 1960er Jahre tätig. Als der Druck vonseiten des kommunistischen Staates unerträglich wurde, brachen sie die Arbeit ab und siedelten 1966 in die Bundesrepublik um. In Westdeutschland arbeitete Georg als Kunstlehrer.

Innenraum der St. Annaberger Basilika, Quelle: Andrzej Otrębski, Wikimedia Commons

Drei Jahre nach dem Fall des Kommunismus beschloss Georg Mitschke, den 1966 abgebrochenen Auftrag zu beenden. Seit seiner Pensionierung 1994 hatte er wieder in dem oberschlesischen St. Annaberg seinen festen Wohnsitz. In mühevoller Arbeit restauriere er Skulpturen, erneuerte Altäre und fertigte Wandmalereien an. Die Feststellung, dass die St. Annaberger Basilika ihre heutige Pracht ihm verdankt, ist keineswegs übertrieben.

Georg Mitschke starb am 2. November und fand auf dem dortigen Friedhof seine letzte Ruhestätte.

Text: Dawid Smolorz

Basilika auf dem St. Annaberg, Quelle: Błażej Duk, Wikimedia Commons