Vor 140 Jahren hörte die Welt zum ersten Mal die Akademische Festouvertüre von Johannes Brahms

Am 4. Januar 1881 fand in Breslau/ Wrocław die Uraufführung der Akademischen Festouvertüre unter Brahms’ Leitung statt

Der Komponist schrieb sie als Dank an die Breslauer Universität für die Ehrendoktorwürde.

Genau am 4. Januar 1881 fand die Uraufführung der Akademischer Festouvertüre c-Moll op. 80 von Johannes Brahms (1833-1897) im Breslauer Konzerthaus unter der Leitung des Komponisten statt. Brahms schrieb sie als Dank an die Breslauer Universität für die Ehrendoktorwürde, die ihm im März 1879 verliehen wurde.

Das ehemalige Breslauer Konzerthaus, in dem die Uraufführung der Festouvertüre stattfand (aus dem Archiv von M. Urlich-Kornacka).

Die Ouvertüre verarbeitet Zitate vier Studentenlieder: „Wir hatten gebauet ein stattliches Haus (bzw. „Ich hab mich ergeben“), „Alles schweige“ („Hört, ich sing das Lied der Lieder“), Fuchsenritt (Was kommt dort von der Höh’) und „Gaudeamus igitur“ als Maestoso-Finale. Am bekanntesten ist das letzte Motiv, deshalb wird die Festouvertüre sehr oft nur als „Gaudeamus igitur“ bezeichnet. Sie wird von allen Studenten auf der ganzen Welt gesungen – auch von den Breslauer Studenten, die immer am 1. Oktober das akademische Jahr anfangen. Das fröhliche “Gaudeamus igitur” erklingt dann auch auf dem Breslauer Ring.

Lustige Postkarte aus dem Jahr 1911 mit der Darstellung der Breslauer Studenten (aus dem Archiv von M. Urlich-Kornacka).

Auf die Idee, dem Komponisten die Ehrendoktorwürde zu verleihen, kamen der Breslauer Geschäftsmann Salomon Kaufmann (der Großvater des Nobelpreisträgers Max Born) und der Philosoph Professor Wilhelm Dilthey. Der Antrag wurde angenommen und so erhielt Brahms – „Meister des Kontrapunktes“ – am 14. März 1879 die Ehrendoktorwürde. Brahms kam zur Verleihung der Würde nicht, schickte nur eine Karte mit Dankeschön zu. Die Universität erwartete aber mehr. Durch den Breslauer Brahmsverehrer und Dirigent des Breslauer Orchestervereins Bernhard Scholz wurde der Komponist darum gebeten, etwas Spezielles für die Universität zu schreiben. Der Wunsch wurde erfüllt: Als Brahms im Sommer in Bad Ischl im Urlaub war, komponierte er dort die Akademische Festouvertüre c-Moll op. 80.

Die Musiktafel vor dem Eingang zum Oratorium Marianum – Johannes Brahms hält in der Hand sein Musikwerk. Die Tafel wurde von dem Bildhauer Alojzy Jan Gryt gefertigt.

Die Uraufführung des Werkes im Breslauer Konzerthaus (zerstört 1945) dirigierte Brahms persönlich. Die zwei ersten Takte schrieb er damals auch in das Stammbuch der Tochter von Salomon Kaufmann, Margarethe. Das Album ist erhalten geblieben und befindet sich in den Sammlungen der Bibliothek in Edinburgh. Das speziell für die Universität geschenkte Buch mit der Festouvertüre ist leider verloren gegangen.

Der Musiksaal (Oratorium Marianum) der Universität Breslau, in dem u.a. die Konzerte im Rahmen des Internationalen Brahmsfestivals /www.brahms-festival.com/ stattfinden.

Das ursprüngliche mittelalterliche Lied wurde zum ersten Mal ins Deutsche von dem schlesischen Dichter der Barockzeit Johann Christian Günther (geb. 1695 in Striegau, heute Strzegom) im Jahre 1717 übersetzt. Das ironische Studentenhymnus „Brüder, laßt uns lustig sein“ wurde auf eine uns nicht mehr bekannte Weise gesungen. Die heutige Fassung des Liedes kommt von dem Dichter Christian Wilhelm Kindleben. Er gab 1781 in Halle das erste deutsche Studentenliederbuch heraus. Und so fing das Trinklied bekannt zu sein. Dank der Akademischer Festouvertüre von Brahms wurde es aber zu einem noblen Lied geworden und auf ein höheres Niveau erhoben. Heutzutage wird es nur mit feierlichen Anlässen an den Universitäten und Hochschulen assoziiert. Es drückt vor allem die Freude am Leben, das studentische „carpe diem“, aus: Das Leben ist kurz, deshalb muss man es richtig genießen!

Die erste Übersetzung des mittelalterlichen Liedes von Johann Christian Günther.

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka