Buchempfehlung: „Trauriges Kapitel entfesselter Leidenschaften“ von Marius Urbanik

Die oberschlesische Abstimmungszeit in der Berichterstattung der deutschen liberalen Tagespresse

Mediale Berichterstattung und Propaganda im Vorfeld des Plebiszits in Oberschlesien 1921 als Kernelemente des Kampfes um die Stimmen.

Im Jahr 1920 jährte sich zum hundertsten Mal der Jahrestag des zweiten Aufstandes in Oberschlesien. Jenes Ereignis wie im Allgemeinen die oberschlesische Abstimmungszeit (1919–1921), verbunden mit der am 20. März 1921 stattfindenden Volksabstimmung und dem darauffolgenden dritten oberschlesischen Aufstand, sind in der deutschen Historiographie jedoch weitestgehend in Vergessenheit geraten. Dies ist umso bedauer-licher, da die Geschehnisse um Oberschlesien einen bedeutsamen Abschnitt in der Geschichte beider Länder bilden und eine entsprechende gemeinsame Beschäftigung wie Erinnerung daran, einen erheblichen Beitrag zur Versöhnung zwischen Deutschen und Polen leisten kann.

Oppeln, Erwartung der Wahlergebnisse, aus: Bundesarchiv, Bild 146-1985-010-10 / CC-BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons.

Mediale Berichterstattung und Propaganda bildeten im Vorfeld des Plebiszits in Oberschlesien 1921 Kernelemente des Kampfes um die Stimmen der Abstimmungsberechtigten.

Karte Oberschlesiens 1905, Unbekannt via Wikimedia Commons

Das Werk ergründet die Berichterstattung über die diese Zeit aus der Perspektive der liberalen deutschen Reichspresse. Der Autor wendet sich somit einer speziellen Quellenart zu, die bei der Erforschung der Thematik bislang stets vernachlässigt und kaum berücksichtigt wurde. Mit der Studie soll aufgezeigt werden, wie objektiv sich die deutschen liberalen Tageszeitungen mit den Vorgängen befassten. Gab es überhaupt eine neutrale Berichterstattung? Was taten die liberalen Tagesblätter, um die Lage zu entschärfen? Agierten sie besonnen? Oder doch hetzerisch? Waren sie frei von Vorurteilen oder reihten sie sich dem Kurs der deutschen Regierungspolitik ein?

Verbunden mit einer überaus langwierigen Recherche wie mühevoller Detailliertheit besteht die Arbeit aus insgesamt 9 Kapiteln und ist mit drei Karten, fünf Tabellen sowie eine Konkordanz der in dem Text auftauchenden geographischen Ortbezeichnungen versehen. Das Vorwort entstammt darüber hinaus aus der Feder des polnischen Historikers Grzegorz Bębnik aus Kattowitz.

Der Autor:

Marius Urbanik, Jg. 1979, studierte Neuere Geschichte und Politikwissenschaften an den Universitäten in Kassel und Marburg und arbeitet als freischaffender Historiker und Übersetzer.

Marius Urbanik: Trauriges Kapitel entfesselter Leidenschaften. Die oberschlesische Abstimmungszeit in der Berichterstattung der deutschen liberalen Tagespresse, 218 Seiten, 29,90 Euro, erschienen 2020 im Ibidem Verlag Stuttgart. ISBN 9783838214979

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Text: Kulturreferat für Oberschlesien