Vor dem Zeitgenössischen Museum in Breslau/ Wrocław läuft die “Zeitmaschine” von Tomasz Domański

Die Installation aus Eis und Granit macht auf die Vergänglichkeit und Klimakatastrophe aufmerksam

Das Werk ist Teil der Serie “Denkmäler der Zeit”, die der Künstler seit 20 Jahren schafft.

Am 14. Januar 2021 wurde vor dem Zeitgenössischen Museum in Breslau (Muzeum Współczesne Wrocław) die “Zeitmaschine”, eine urbane Skulptur von Tomasz Domański (Jg. 1962) , aufgestellt. Es ist eine monumentale Konstruktion aus Metall (6 x 3 m), Eis (8 m³ = 8 Tonnen) und Stein (1m³ = 2,5 Tonnen), in der sich die Transformation der Elemente vor den Augen des Publikums abspielt. Die Installation entstand im Rahmen der Serie “Denkmäler der Zeit”, die Tomasz Domański seit über 20 Jahren konsequent fortsetzt (SILESIA News berichtete). Die Installation wird so lange zu sehen sein, bis sie ihr Gegengewicht erreicht hat.

Der Künstler Tomasz Domański.

Die Zeitmaschine ist eine Art Stahlkonstruktion, in dessen Innenraum die Umwandlung von Eis in Wasser und Gas vor den Augen des Publikums stattfindet. Die anderen Elemente werden im Zusammenhang mit der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und der Schwerkraft erlebt.

„Die Intention des Werkes ist nicht seine dauerhafte Existenz. Es existiert nur als eine Momentaufnahme, ein temporäres Artefakt, das uns die Macht der Zeit bewusst macht. Diese verschwindende Installation enthält auch einen paradoxen Wunsch, sich gegen ihre zerstörerischen Eigenschaften zu wehren. Durch ein kurzzeitiges künstlerisches Ereignis wird ein Eindruck ausgelöst, der im Gedächtnis festgehalten wird, dessen Wesen es ist, das Vergängliche zu bewahren”, sagt der Künstler.

Anfang der 1990er Jahre führte Domański die “Eisuhren” auf dem Marktplatz von Wrocław ein, die die Zeit der Einwohner der Stadt maßen. Aus Eis, Granit, Stahl und Feuer konstruierte er metaphorische Maschinen: “Melting”, “1m Wasser = 1m Feuer” und “Heat of melting”.

„Vor mehr als einem Vierteljahrhundert habe ich den ersten Versuch unternommen, die Zeit zu visualisieren und in Form einer plastischen Botschaft darzustellen. Das Eis repräsentiert in idealer Weise die Natur des Vergehens und der Vergänglichkeit. Seine Kondition ist in metaphorischer Hinsicht unserer menschlichen sehr nahe. Bei “Denkmälern der Zeit” haben wir es mit einer großen Verdichtung der Existenz des Eisblocks als Ausdruck für die Zeit, die dem Menschen zur Verfügung steht. Durch das künstlerische Ereignis schaffe ich günstige Bedingungen für die Beobachtung, Betrachtung der Zeit. Im Verlauf der Aktion merken wir die wachsende Akzeptanz für die Unvermeidlichkeit der Ereignisse, an denen wir teilnehmen”, sagt der Künstler.

Die Installation “Zeitmaschine” von Tomasz Domański.

In Domańskis Arbeit ist der ökologische Aspekt sehr wichtig. „Hat jemand in den frühen 1990er Jahren von den schmelzenden Gletschern gehört? Damals wurde, vor allem in Polen, wenig über das wachsende Problem der globalen Erwärmung gesprochen, und wenn, dann über das wachsende Ozonloch, dem die Welt mit einem Wachstumsstopp begegnete. Die Denkmäler der Zeit, auch wenn nur intuitiv, nahmen die Bedrohung der Gletscherschmelze vorweg, mit der wir zu Beginn des Jahrhunderts konfrontiert waren”, sagt der Künstler. Die ökologische Bedrohung in der „Zeitmaschine” wird durch den hängenden Granitblock symbolisiert – wenn das Eis schmilzt, wird er runter fallen.

Die Zeitmaschine – wenn das Eis schmilzt, fällt der Granitblock auf die Erde.

Die Kunstperformance „Zeitmaschine” wird im Rahmen des Wrocław 70/20 Symposiums realisiert. Die Veranstalter sind das Ośrodek Kultury i Sztuki we Wrocławiu (Zentrum für Kultur und Kunst in Wrocław – Kultureinrichtung der Selbstverwaltung der Woiwodschaft Niederschlesien), das Muzeum Współczesne Wrocław (Zeitgenössisches Museum Wrocław sowie die Gemeinde Wrocław als Stifterin des künstlerischen Stipendiums.

In diesem kurzen Video sehen Sie den Künstler und den Entstehungsprozess der Werkes. Der Kommentar ist zwar in polnischer Sprache, aber die Bilder sprechen hier mehr als die Worte.

Text: Agnieszka Bormann
Quelle: Muzeum Współczesne Wrocław 
Fotos: Tomasz Domański