Beginn des Umbaus des Schlesischen Zentrums für Freiheit und Solidarität in Kattowitz/ Katowice

Die 2011 entstandene Institution widmet sich dem Gedenken an die Pazifizierung des Bergwerkes „Wujek“ am 16.12.1981

Das denkmalgeschützte Bekleidungslager des ehem.  Bergwerkes wird von Grund auf umgestaltet.

Während die „Solidarność“ in Danzig geboren wurde, wurde sie in Kattowitz geschmiedet. Die Idee nahm Gestalt an, als die Menschen bereit waren, ihr Leben dafür zu geben. Das geschah im Dezember 1981 in der Wojewodschaft Kattowitz. Der größte Widerstand gegen das Kriegsrecht wurde in Oberschlesien organisiert, und sein Symbol für ganz Polen wurde das Opfer der Bergleute des Bergwerkes “Wujek”.

Bergwerk “Wujek”, Foto: Robert Ciupa.

Im Jahr 2011 wurde das Schlesische Zentrum für Freiheit und Solidarität gegründet, dessen Hauptaufgabe es ist, sich um das Kreuzdenkmal der gefallenen Bergleute zu kümmern und die Erinnerung an die Gewerkschaft „Solidarność“ und die Opfer des Kriegsrechts in Polen zu bewahren. Dank der Unterstützung des Marschallamtes der Wojewodschaft Schlesien und der Stadt Kattowitz begann im September 2020 der Umbau des Gebäudes der Einrichtung. Hauptziel ist die Vergrößerung der Ausstellungsfläche des Museums und damit die Erweiterung des pädagogischen Angebots. Die Eröffnung der neuen Dauerausstellung im Schlesischen Zentrum für Freiheit und Solidarität ist im Rahmen der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag des Streiks im Bergwerk “Wujek” und seiner Niederschlagung geplant.

Visualisierung von Museumsgebäude, Quelle: Schlesisches Zentrum für Freiheit und Solidarität. 

Die Ausstellung wird auf drei Ebenen des Gebäudes zu sehen sein, das früher als Bekleidungslager des Bergwerks genutzt wurde. Sie wird sich vor allem mit den Ereignissen des Streiks im Bergwerk im Dezember 1981 und dem Widerstand der Polen gegen das kommunistische System in den 1980er Jahren auseinandersetzen. Die neue Ausstellung soll sich vor allem an junge Menschen richten und sich thematisch mit der Geschichte des Ortes und der Situation im Land in den 1980er Jahren beschäftigen. Die bisherige Ausstellung belegte rund 140 m² im Erdgeschoss des historischen Gebäudes. Das reicht definitiv nicht aus, um die wichtigsten Exponate der Sammlung des Zentrums für Freiheit und Solidarität zu zeigen und eine in sich geschlossene Erzählung aufzubauen. Nach der Erweiterung wird das Museum drei Etagen haben. Die Ausstellung wird auf allen drei Etagen präsentiert werden und somit eine Gesamtfläche von über 1100 m² einnehmen. Die Etagen werden durch einen Aufzug und ein Treppenhaus miteinander verbunden sein. Eines der wichtigsten Exponate der Dauerausstellung wird ein T-55-Panzer sein – dieser Panzertyp kam bei der Niederschlagung des Streiks im Bergwerk “Wujek” am 16. Dezember 1981 zum Einsatz. Das Fahrzeug wurde dem Schlesischen Zentrum für Freiheit und Solidarität vom Ministerium für Nationale Verteidigung übergeben. Soldaten des Panzerbataillons im westpommerschen Czarne (Neuenhagen), das zur 2. Mechanisierten Brigade in Złocieniec (Falkenburg) gehört, die nach Marschall Józef Piłsudski benannt ist, restaurierten den Panzer und gaben ihm sein Aussehen von 1981 wieder. Auch die sich im Ausstellungsgebäude befindende Rampe, von der aus am 16. Dezember 1981 ein Sonderzug der Motorisierten Reserven der Bürgermiliz (Zmotoryzowane Oddziały Milicji Obywatelskiej, ZOMO) Schüsse auf streikende Bergleute abgab, wird in der Ausstellung zu sehen sein. Es ist geplant, die gesamte Fläche des derzeitigen Hauptsitzes für Ausstellungszwecke zu nutzen, weshalb seit einigen Monaten Bemühungen angestellt werden, von der Polnischen Bergbaugruppe zusätzliche Flächen für Büros, Archive, eine Bibliothek und ein Lager zu erhalten.

T-55-Panzer – eines der wichtigsten Exponate der Dauerausstellung, Foto: Robert Ciupa.

Das mehrjährige Konzept, die Geschichte von Kattowitz als Stadt der Freiheit zu erzählen, wurde bislang in Form von Gedenkveranstaltungen in Brynów (Brynow) realisiert. Der gesamte Stadtbezirk verfügt gegenwärtig über ein starkes Fundament für die Bildung vor Ort. Auf Antrag des Schlesischen Zentrums für Freiheit und Solidarität wurden mehrere Plätze geschaffen: Der Platz der Vereinbarung von Jastrzębie, der Platz der Vereinbarung von Katowice und der Anna Walentynowicz-Platz. Die nahe gelegenen Schulen erhielten den Namen „der neun aus Wujek“. Unter den Gebäuden des Erinnerungskulturweges zu den 1980er Jahren befinden sich auch wichtige Kirchen: die Kriche der Erhebung des Heiligen Kreuzes und die Kirche des Heiligen Erzengels Michael. Die oben genannten Maßnahmen zielen darauf ab, einen „Solidarność”-Weg zu schaffen, der zuerst Kattowitz und dann die ganze Wojewodschaft Schlesien umfassen wird, mit dem zentralen Punkt: dem Kreuz der gefallenen Bergleute des Bergwerkes „Wujek”. Das Bergwerk „Wujek-Staszic”, das zur Polnischen Bergbaugruppe gehört, wird in den kommenden Jahren einen Wandel durchlaufen, der mit der Notwendigkeit verbunden ist, einige der Aktivitäten einzuschränken. Daher gehört zu den Plänen des Museums für die nächsten Jahre auch die Übernahme und anschließender Einbezug der Waschkaue in die Tätigkeit, die für die Geschichte des Bergwerks “Wujek” eine ähnliche Bedeutung besitzt, wie die Arbeitsschutzhalle für die Danziger Werft. Hier versammelten sich die Bergleute während des Streiks zu Gesprächen mit den Bergwerksvertretern, und hier hielt Pater Henryk Bolczyk die Messe. Vor einigen Jahren gelang es dem Zentrum für Freiheit und Solidarität, die Pläne zum Abriss dieses Gebäudes zu blockieren, indem der Landesdenkmalpfleger darüber informiert wurde. Heute steht dieser Ort unter Denkmalschutz, wenngleich die Gebäudeanschlüsse komplett gekappt wurden. Wir hoffen, dass die Objekte, die sich im Besitz des Zentrums für Freiheit und Solidarität befinden, eine vollständige historische Erzählung des Kampfes der Einwohner Oberschlesiens und des Dombrowaer Kohlebeckens für die Ideale der „Solidarność“ darstellen werden.

Text: Robert Ciupa, Direktor des Zentrums für Freiheit und Solidarität in Katowice
Übersetzung: David Skrabania