„Kupferberger Gold“ heißt jetzt „Złoto Miedzianki“

Browar Miedzianka: Das legendäre Bier aus Kupferberg fließt wieder

Die fast verschwundene Stadt im Riesengebirge erlebt eine Renaissance.

Kupferberg. Der verschwundene Ort heißt das 2011 (auf Deutsch 2019) erschienene Buch von Filip Springer über die Geschichte der „kleinsten Stadt in Preußen“, die es heute – nach 700jähriger Existenz – nicht mehr gibt. Viel Platz nimmt in diesem äußerst lesenswerten Buch die lokale Brauerei ein, deren Tradition bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht und die später als Brauerei der Fa. Franzky deutschlandweit bekannt wurde. Ihr Aushängeschild war das „Kupferberger Gold“, eines der besten Biere im Deutschen Reich. Springers Publikation hat so viel Aufmerksamkeit für das in den 1970er verschwundene schlesische Bergbau-Städtchen erzeugt, dass der Ort mittlerweile eine regelrechte Renaissance erlebt. Neben der geschichtlichen Aufarbeitung durch lokale Vereine, Foto- und Kunstausstellungen, Theaterproduktionen und weiteren Publikationen stehen das im Sommer stattfindende Literaturfestival „Miedzianka Fest“ und vor allem die moderne Brauerei „Browar Miedzianka“ für die „Wiederauferstehung“ des Ortes.

Filip Springers Buch erschien 2019 in der deutschen Übersetzung von Lisa Palmes. Der Autor und die Übersetzerin wurden für das Buch mit dem I. Riesengebirgspreis für Literatur ausgezeichnet. SILESIA News berichtete.

Diese Revitalisierung erfährt nun auch die legendäre Biersorte aus Kupferberg. Ende Januar 2021 informierte die Stiftung Dolnośląski Warsztat, dass Browar Miedzianka nach jahrelanger Recherche die Rezeptur des ursprünglichen „Kupferberger Gold“ rekonstruiert hat. Brauerei-Besitzer Jarosław Kądziela hatte sich im Archiv in Hirschberg/ Jelenia Góra auf die Suche nach Informationen über die Franzky-Brauerei gemacht. Zwar waren die als Firmengeheimnisse gut gehüteten Rezepturen nicht Ergebnis dieser Recherche, gefunden hat er jedoch Dokumente über den Einkauf von Rohstoffen, so dass anhand der Mengen die Zusammensetzung des Bieres weitestgehend nachvollzogen werden konnte.

Jarosław Kądziela, der Besitzer der Brauerei Browar Miedzianka, Fot. Dolnośląski Warsztat Fundacja Lokalna.

Den Plan, das ursprüngliche „Kupferberger Gold“ erneut zu brauen, hatte Kądziela, der 2015 die kleine Brauerei samt Restaurant öffnete, von Anfang an im Hinterkopf. Dabei ging es ihm jedoch nicht um das Etikett mit dem Namen, sondern vor allem um die Qualität des Originals. Aus diesem Grund hat er zunächst eigene Biersorten kreiert und beim „Kupferberger Gold“ viel Zeit in eine gründliche Vorbereitung investiert. Abgesehen von der konkreten Rezeptur wusste er schnell vieles über dieses Bier. Es war das Hauptprodukt der Brauerei, also konnte es nicht kompliziert sein, es war folglich kein Weizenbier. Es war ein „Alltags”-Bier, das die Bergbauleute nach der Schicht getrunken haben, also musste es leicht sein. Es war kein klassisches Pils, weil das Pils aus Kupferberg unter dem Namen „Rübezahl Pilsener“ gebraut wurde. In der Kupferberger Chronik von Dora Puschmann hatte er zudem gelesen, dass in Kupferberg Biere nach Münchner Art (Bayrisch Hell oder Hellbier) gebraut wurden. Das nun von Kądziela rekonstruierte Rezept basiert auf lokalem Wasser, dem hellsten Gerstenmalz und traditionellem Hopfen aus Westböhmen. Das neue „Kupferberger Gold“ macht Geschichte auf anspruchsvolle Weise erlebbar.

Auch Kądzielas frühere, eigenen Bierkreationen nehmen mit ihren Namen Bezug auf den Ort mit seiner landschaftlichen Umgebung, jahrhundertelangen Bergbautradition und regionalen Geschichte. Die markante Aussicht vom heutigen Brauereigelände war für ihn auch der Grund, warum er 2011 das Grundstück in Miedzianka kaufte. Nachdem er zufälligerweise im Radio Fragmente von Filip Springers Buch Kupferberg gehört hatte, war die Entscheidung zur Gründung eigener Brauerei an diesem geschichtsträchtigen Ort getroffen.

Mehr über die Brauerei “Browar Miedzianka” lesen Sie im Polen Journal (Stand 2018). Viele tolle historische Ansichten von Kupferberg, u. a. von der alten Brauerei, finden Sie hier

Text: Agnieszka Bormann

Fotogalerie unten: Browar Miedzianka, August 2019, Fot. A. Bormann