Schlesischer Akzent in der Munch-Ausstellung in Chemnitz

Edvard Munch malte 1913 den aus Oberschlesien stammenden Hugo Perls und seine Frau

In „Warum ist Kamilla schön?“ beschreibt Hugo Perls unter anderem die Begegnung mit Munch.

In der Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025 ist noch bis zum 2. November die Ausstellung „Edvard Munch: Angst“ zu sehen. Unter den Bildern sticht das farbenfrohe Porträt von Käte und Hugo Perls heraus.

Der in Rybnik (Oberschlesien) geborene deutsch-jüdische Jurist, Kunstsammler, Mäzen, Galerist und Philosoph Hugo Perls (1886-1977) verbrachte mit seiner Frau Käte im Frühjahr 1913 mehrere Wochen in Moss in Norwegen, um sich von Munch porträtieren zu lassen. Während des Aufenthalts entstanden fünf Gemälde, zwei davon sind in der Ausstellung in Chemnitz zu sehen. Über die Zeit bei und mit Edvard Munch schreibt Hugo Perls in seinen Erinnerungen, die 1962 unter dem Titel „Warum ist Kamilla schön?“ erschienen sind. 2023 wurden sie in der edition memoria, die sich den von den Nationalsozialisten verfolgten und ins Exil vertriebenen Autoren und Künstlern widmet, wieder verlegt.

Perls war zunächst in Berlin als Jurist beim Roten Kreuz im Reichstag, beim Reichsamt des Inneren und im Auswärtigen Amt tätig. Früh interessierte er sich für Kunst, erwarb Werke von Zeitgenossen und betätigte auch mäzenatisch. Dem jungen Ludwig Mies van der Rohe erteilte er den Auftrag zu dessen zweiten Hausbau überhaupt. 1911 beauftragte er Max Pechstein, Wandgemälde für das Speisezimmer zu schaffen. 1914 tauschte Perls dieses Haus mit Eduard Fuchs gegen fünf Gemälde von Max Liebermann. Das Haus Perls steht bis heute in Berlin-Zehlendorf.

Nach dem Ersten Weltkrieg betrieb das Ehepaar Perls eine Kunstgalerie in Berlin und unternahm viele Reisen. Nach der Scheidung 1931 wanderte Hugo Perls nach Paris aus, wo er sich der Philosophie Platos widmete. Über Plato veröffentlichte er bis zu seinem Lebensende mehrere grundlegende Bücher. 1941 emigrierte Hugo Perls nach New York, wo er 1977 gestorben ist.

Das Doppelporträt von Käte und Hugo Perls auf der Titelseite des Buches und in der Ausstellung „Edvard Munch: Angst“ in den Kunstsammlungen Chemnitz am Theaterplatz. Fot. Agnieszka Bormann

Im 1962 erschienenen Buch „Warum ist Kamilla schön? Von Kunst, Künstlern und Kunsthandel“ erzählt Perls aus seinem Leben, berichtet von Kunsthändlern, Kunstsammlern und Künstlern, wie etwa Picasso, Munch, Liebermann, Matisse, Kandinsky, Dufy, Cassirer u. a., die er alle persönlich kannte. Der Band ist ein lebendiges und kundiges Dokument zu Kunst, Kunsthandel und Künstlern des 20. Jahrhunderts.

Textgrundlage: edition memoria, redaktionelle Bearbeitung: Agnieszka Bormann
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