Erwin Sówka gestorben

Er war der letzte Vertreter der Janower Gruppe – einer in vieler Hinsicht besonderen Laienkünstlergruppe

Der künftige Maler, Jg. 1936, hatte sein erstes Bild im Alter von 16 Jahren gemalt, kurz bevor er Bergmann wurde.

Der künftige Maler, Jahrgang 1936, hatte sein erstes Bild im Alter von 16 Jahren gemalt, kurz bevor er in der Wieczorek-Grube (früher Gieschegrube) in Kattowitz/ Katowice eingestellt wurde.

Wegen seiner großen Kreativität und Phantasie galt Sówka als einer der führenden Vertreter der Janower Gruppe. Kulisse für seine Werke stellte meistens der Kattowitzer Stadtteil Nikischschacht/ Nikiszowiec dar, in dem er aufgewachsen war und lange Zeit gelebt hatte. In einer originellen Weise verband er die oberschlesische Industrielandschaft mit den Mythen und Kultur des antiken Ostens. Sówka wurde 2012 mit Janoschs Ziegel ausgezeichnet, einem von der Kattowitzer Redaktion der Gazeta Wyborcza verliehenen Kulturpreis. Er starb am 21. Januar 2021 als letzter der legendären Vertreter des Kreises der naiven Künstler aus Kattowitz.

Die Janower Gruppe, deren Name sich von einem Kattowitzer Stadtteil ableitet, entstand 1946. Ihr Begründer war Teofil Ociepka, ebenfalls ein Bergmann in der Wieczorek-Grube. Für Jahrzehnte prägte Ociepkas Neigung zum Okkultismus diesen Künstlerkreis. Er behauptete, die Malerei sei eine Mission, die den Kampf des Guten gegen das Böse zum Thema haben sollte. Die Mitglieder der Gruppe, zu denen unter anderem auch Ewald Gawlik, Gerard Urbanek und Paweł Wróbel, genannt der oberschlesische Brueghel, zählten, waren ausnahmslos Laienkünstler, meistens einheimische Oberschlesier, Mitarbeiter von Berg- und Hüttenwerken.

Für ihre Gemälde ist die starke Verwurzelung in der oberschlesischen Landschaft charakteristisch. Landesweite Bekanntheit erlangten die Maler nach dem politischen Tauwetter von 1956. Dem Phänomen der Janower Gruppe widmete der bekannte polnische Regisseur Lech Majewski 2001 den Spielfilm „Angelus“. Die Werke der Maler aus der Janower Gruppe befinden sich in vielen Museums- und Privatsammlungen in Polen und in anderen Ländern.

Text: Dawid Smolorz