Vor 285 Jahren begann die preußische Eroberung des österreichischen Schlesiens

Der Erste Schlesische Krieg führte dazu, dass Preußen fast die gesamte Provinz einnahm

Obwohl König Friedrich II., damals noch nicht „der Große”, sich während der entscheidenden Schlacht nicht besonders hervorgetan hatte.

Warum marschierte Friedrich II. in Schlesien ein und warum gerade zu diesem Zeitpunkt? Die reiche und gut entwickelte Provinz, die seit Langem unter der Herrschaft der Habsburgermonarchie stand, war für den preußischen Staat ein wichtiger Faktor für den Aufbau seiner geopolitischen Position. Ihr Potenzial war so groß, dass Preußen mit Schlesien – um einen Vergleich aus dem Sport zu verwenden – in eine höhere Gewichtsklasse aufsteigen konnte.

Es war jedoch nicht einfach, Schlesien aus den Händen Österreichs zu entreißen. Im Herbst 1740 bot sich – aus Sicht Friedrichs II. – die Gelegenheit, diese Provinz zu erobern. Der Kaiser und Herrscher Österreichs, Karl VI. Habsburg, starb, ohne einen männlichen Nachkommen zu hinterlassen. Gemäß der sogenannten Pragmatischen Sanktion ging die Macht auf seine Tochter Maria Theresia über. Aber nicht alle Staaten erkannten diesen Sachverhalt an. Für Bayern, Frankreich und gerade Preußen war die Frage der Thronfolge in Wien ein guter Grund für eine sogenannte Intervention, d. h. einen Angriff auf Österreich und den Versuch, einen Teil seiner Besitztümer zu erobern oder zumindest das Land zu schwächen.

Friedrich II Campenhausen, Por Wilhelm Camphausen Hampel Auktionen, 09.12.2011, Dominio público.

Friedrich II. sorgte für zusätzliche Vorwände

Der erste war nicht besonders überzeugend – der König berief sich auf ein Abkommen aus dem 16. Jahrhundert zwischen dem Kurfürsten von Brandenburg und einem piastischen Herzog, das die brandenburgische Erbfolge in einem der schlesischen Herzogtümer vorsah. Das Abkommen war zuvor nicht umgesetzt worden, sodass Friedrich II. sich nun daran „erinnerte”. Für alle war dies schon damals „zu dick aufgetragen”.

Der zweite Vorwand war die Verteidigung der „unterdrückten” evangelischen Bevölkerung in Schlesien. Dieses Argument war zwar weit von der Realität entfernt, erwies sich aber schon damals propagandistisch als wirksamer. Es wurde auch später von Historikern wiederholt.

Friedrich II. äußerte sich auch zu den wahren Gründen für den Einmarsch in Schlesien, wenn auch nicht öffentlich. Er erklärte beispielsweise: „Der Besitz der schlagfertiger Truppen, eines wohlgefüllten Staatsschatzes und eines lebhaften Temperaments: das waren die Gründe, die mich zum Krieg entschieden”.

Wilhelm Camphausen, Die Huldigung, www.bildindex.demediaobj20352376zi0290_0001, Aufnahme 1943-44, Public Domain

Die Invasion beginnt

Die preußischen Truppen überschritten am 16. Dezember 1740 in der Nähe von Küstrin an der Oder (Kostrzyn nad Odrą) die schlesische Grenze (in der Literatur wird jedoch auch der 13. Dezember angegeben). Sie marschierten ohne Kriegserklärung in Schlesien ein und besetzten in den folgenden Wochen die Provinz praktisch ohne Widerstand. Die einzigen Hindernisse waren Festungen: vor allem in Glogau (Głogów), aber auch in Brieg (Brzeg) und Neisse (Nysa). Alle drei wurden belagert.

Abgesehen von diesen Garnisonen gab es in der Region kaum nennenswerte österreichische Truppen, da der Großteil der Streitkräfte der Habsburgermonarchie in Kämpfe mit Franzosen und Bayern verwickelt war.

Daher stand Friedrich II. bereits am 1. Januar 1741 mit seiner Armee vor den Mauern Breslaus. Er hatte nicht vor, die Stadt im Sturm zu erobern, und die Stadt wollte sich auch nicht bis zum bitteren Ende verteidigen. Es wurde eine Vereinbarung getroffen, wonach die Tore von Breslau geöffnet wurden, allerdings durften nur eine begrenzte Anzahl preußischer Soldaten durch sie hindurchmarschieren. Die Hauptstadt Schlesiens erhielt den Status einer Art neutraler Stadt – vorerst.

August Heinrich Ferdinand Tegetmeyer – www.nto.plappspbcs.dllarticleAID=20120831POWIAT01120839948, Public Domain

Der König flieht, aber die Preußen gewinnen

Die Österreicher begannen jedoch, Verstärkung nach Schlesien zu holen, und im Frühjahr kam es hier zu heftigen Kämpfen. Von entscheidender Bedeutung war die Schlacht bei Mollwitz (Małujowice). Am 10. April 1741 besiegten die preußischen Truppen dort die österreichische Armee, obwohl das Blatt zu einem bestimmten Zeitpunkt bereits zugunsten der Österreicher gewendet zu sein schien. Aus diesem Grund floh Friedrich II., der mit seiner Rolle als Befehlshaber überfordert war, sogar vom Schlachtfeld bis nach Oppeln (Opole), überzeugt von seiner Niederlage.

Die Situation wurde durch den preußischen Feldmarschall Schwerin gerettet, allerdings um den Preis enormer Verluste (die größer waren als die österreichischen). Es war der erste große Sieg der Preußen über die Österreicher auf dem Schlachtfeld, der auch den Beginn der Legende von der außergewöhnlich kampfstarken preußischen Infanterie markierte.

Schlacht bei Mollwitz, Autor Pita, Hendrik Jacobus (1843-1910) – wikimedia commons.

Preußen steigt dank Schlesien auf

Der Verlauf des Österreichischen Erbfolgekrieges führte dazu, dass Maria Theresia 1742 gezwungen war, einen Frieden zu schließen, der von österreichischer Seite von Anfang an als operative Pause angesehen wurde, wie man heute sagen würde. Der Vertrag wurde am 11. Juni 1742 in Breslau unterzeichnet. Preußen erhielt fast ganz Schlesien – mit Ausnahme von Teschener Schlesien und Troppauer Schlesien – sowie das Grafschaft Glatz.

Das preußische Staatgebiet vergrößerte sich um ein Drittel und gewann etwa 1,4 Millionen neue Einwohner hinzu. Friedrich II. gab diese Eroberung nicht mehr aus den Händen, obwohl er dafür noch zwei Kriege führen musste, wobei der Dritte Schlesische Krieg praktisch eine der Fronten des Siebenjährigen Krieges war.

Trotz dramatischer Ereignisse und Wendungen brachten diese Konflikte keine Veränderungen mehr hinsichtlich der Zugehörigkeit der Provinzen. Und Schlesien stärkte tatsächlich die Position Preußens sowohl auf europäischer Ebene als auch im Wettbewerb um die Vorherrschaft mit anderen deutschen Staaten.

Text: Sławomir Szymański