Die Schlacht bei Mollwitz jährt sich zum 280. Mal

Am 10. April 1741 fand die Entscheidungsschlacht der preußischen Annexion Schlesiens statt

Bis auf einige Fundstücke gibt es heute keinerlei Spuren dieser gewaltigen Schlacht.

Vor 280 Jahren, am 10. April 1741, fand die Schlacht bei Mollwitz statt. Auf der Karte aus dem 18. Jhd. ist der Schlachtverlauf dargestellt. Hier sind auch die Stadt Brieg (heute Brzeg, in der Ecke rechts oben) sowie die Dörfer, u.a. Briesen, Hindern/Hünern, Grüning/Grüningen, Molwitz/Mollwitz, Hermsdorf, Pampitz und Schüsselndorf abgebildet. (Angegeben sind die Ortsnamen auf der Karte/und die üblichen Ortsnamen. Anm. VP). Die Schlacht sollte das Schicksal Briegs und ganz Schlesiens verändern.

Zum geschichtlichen Kontext
Nach dem Aussterben der Piastendynastie mit dem Tod Herzog Georg Wilhelms IV. wurde Brieg durch Kaiser Leopold I. Teil der Habsburger Monarchie. Die verwaiste Fürstenresidenz wurde nun von kaiserlichen Beamten genutzt. Anspruch auf das Fürstentum Liegnitz-Brieg erhob u.a. der preußische Hohenzoller Friedrich Wilhelm I., den er auf ein Familiendokument von 1537 stützte. Jedoch konnte er die Entscheidung des österreichischen Kaisers nicht ungeschehen machen.

1740 erreichte Berlin die Nachricht vom Tod des Habsburger Kaisers Karl VI. Der Herrscher hatte keinen männlichen Erben, und so ging die Herrschaft auf seine Tochter Maria Theresia über. Der preußische König Friedrich II. (der Große genannt) nutzte diese Wirren: Am 16. Dezember 1740 schickte er ohne Kriegserklärung zwei gut ausgerüstete preußische Regimenter nach Schlesien.

Maria Theresia befand sich in einer sehr schwierigen Situation. In Schlesien lagen zwar Festungen wie Brieg, Ohlau, Breslau, Glogau, Neustadt, Neisse, Ottmachau, Frankenstein, Glatz, Schweidnitz, Liegnitz, aber ihr Zustand gab keinen Anlass zu Optimismus. Die Befestigung von Breslau ging noch auf das 16. Jhd. zurück. Von Bedeutung waren daher Brieg (zum damaligen Zeitpunkt 90 Jahre lang nichts drangemacht), Glogau (stark vernachlässigt), Glatz (seit langem nicht in Stand gesetzt), Neisse (das als einzige Festung auf die Verteidigung vorbereitet war). Allen fehlten die Bewaffnung und natürlich das Geld. Das erklärt, warum der Preußenkönig Friedrich II. fast ganz Schlesien innerhalb von zwei Monaten einnehmen konnte. Widerstand leisteten ihm lediglich die Festungen Brieg, Neisse und Glogau.

Zum Verlauf der Schlacht
Als die österreichischen Truppen von der geplanten Belagerung von Neisse durch die Preußen erfuhren, führte Feldmarschall Wilhelm Reinhard von Neipperg das österreichische Heer über die Sudeten durch Freudenthal und Zuckmantel und am 4. April 1741 rückte es in Ziegenhals ein, am folgenden Tag in die Festung Neisse. Der Plan der Österreicher sah den Entsatz von Brieg vor und anschließend den Vormarsch in Richtung Ohlau, wo sich preußische Artillerie und Munition befanden. Schließlich sollte die Eroberung von Breslau folgen. In dieser Situation suchte Friedrich II. die Auseinandersetzung mit den österreichischen Truppen, und am 6. April 1741 startete er einen schnellen Aufmarsch von zwei getrennten Armeen, die sich parallel zueinander bewegten.

Der österreichische Heerführer von Neipperg erreichte am 8. April Grottkau, am 9. April bewegte er sich 15 km auf die Dörfer Bierzdorf und Laugwitz zu. Die österreichische Kavallerie stieß bis Mollwitz und Grüningen vor. Zur selben Zeit überquerte der Preußenkönig die Glatzer Neiße bei Michelau und Löwen. Am 8. April besetzte er Alzenau und Pogarell, wo er eine eintägige Ruhepause einlegte. Von Neipperg brach seinen Marsch nach Ohlau ab, wo er die preußischen Truppen von Breslau abschneiden konnte. Er plante am 10. April eine Ruhepause und Verproviantierung in der Festung Brieg. Diese Situation nutzte Friedrich II. und griff die österreichischen Truppen an.

Am 10. April waren die Wetterbedingungen alles andere als günstig. Frost und eine feste Schneedecke erschwerten den Vormarsch der preußischen Armee. Um den 12. April erreichte sie Pampitz, und Friedrich II. gab den Befehl auf Hermsdorf vorzurücken. Als er die Straße von Hermsdorf nach Mollwitz erreicht hatte, wendete ein Teil der Truppen nach links, wo sich damals ein Sumpfgebiet – vom Pampitzer Graben durchflossen – befand.

Es formierten sich zwei preußische Linien im Abstand von 300 Metern zueinander zwischen Hermsdorf und dem Sumpfgebiet. Den Hauptabschnitt der Linien bildeten Infanterie-Bataillone, zusammen 16.000 Mann.
Die österreichische Infanterie zählte 11.600 Soldaten. Bei der Kavallerie war die österreichische Seite im Vorteil: Sie zählte 86 Schwadronen – die Preußen lediglich 33. Zur Schlacht traten 19.000 Österreicher gegen 22.000 Preußen an.

Adolph Menzel, Die Schlacht bei Mollwitz, 1741, aus: Denkwürdigkeiten aus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, 1836. Public Domain.

Der Aufmarsch der preußischen Truppen war gegen 13.30 Uhr abgeschlossen. Es ist nicht bekannt, warum Friedrich II. dieses Überraschungsmoment nicht ausnutzte und zuließ, dass die Österreicher sich aufstellen konnten. Im östlichen Vorfeld von Mollwitz war jedoch Infanterie und Artillerie konzentriert. Um kurz vor 14 Uhr gab Friedrich II. seinen Truppen den Befehl zum Vorrücken. Es begann die Schlacht, die die zweihundertjährige Expansion der Preußen nach Osten einleiten sollte.

Zu Marschmusik marschierten die preußischen Einheiten in Richtung Mollwitz. Die Front wurde von Kürassieren angeführt, die sich von der Infanterie lösten und den Beschuss der Österreicher einleitete. Die ersten Opfer fielen. Dem Heerführer von Neipperg fehlte eine halbe Stunde, um die Aufstellung seiner Linien abzuschließen. Dies machte die Situation gefährlich, da die preußische Infanterie jeden Moment das Feuer eröffnen konnte.

In diesem Augenblick entschloss sich der Anführer der österreichischen Kavallerie – Karl Joachim von Römer – keine weiteren Befehle abzuwarten und den rechten Flügel der Preußen anzugreifen und ihn so zum Stehen zu bringen. Mit seinen 4.500 Reitern jagte er die Straße Mollwitz – Grüningen entlang. Nach eineinhalb Kilometer bog er plötzlich nach rechts ab und ritt einen Angriff auf die preußischen Stellungen, was diese sehr überraschte.

Die Österreicher griffen die Kavallerie von General von der Schulenburg an, die sie zerschlugen und zerstreuten. Unberührt blieben lediglich die Grenadiere, bei denen sich Friedrich II. und die preußische Infanterie befanden. Die Infanterie und Artillerie beschossen die hier massierten Pferde und Reiter. Als Friedrich II. sah, dass sich die Kavallerie zurückzog, befahl er den Grenadieren den Angriff, allerdings verspätet. Der Überfall übertölpelte alle und verursachte ein Chaos, das so lange anhielt, bis sie sich beim Pampitzer Graben einfanden.

Der König drängte durch die vorderste Linie hindurch, aber die preußische Kavallerie wurde zum Sumpfgebiet hin abgedrängt, das Ross und Reiter verschlang. Mit Mühe nur war es möglich, dem Tod in diesem Strudel zu entrinnen. Die Österreicher wandten sich ihrem rechten Flügel zu, und ein Teil von ihnen griff die preußische Artillerie an, die sich nicht rechtzeitig hinter die abrückende deckende Infanterie zurückziehen konnte.

Die Österreicher drehten den Spieß um und beschossen nun die preußische Infanterie. Einen Teil töteten sie, einen anderen Teil führten sie mit sich fort. Die andere Kavallerieeinheit unter Führung von von Römer brach zwischen die preußischen Linien ein. So teilte die zweite Linie das Los der Kavalleristen der ersten Linie, als sie die Reiter überfielen. Jedoch schwächte sich die Angriffskraft der österreichischen Kavallerie unter dem Beschuss der preußischen Infanterie ab. Die Österreicher zogen sich in Richtung Hermsdorf zurück, wo die Einheiten zu einer neuen Attacke umgruppiert wurden.

Es trat eine kurze Schlachtpause ein, während der sich die Reste der preußischen Kavallerie am rechten Flügel hinter der zweiten Linie sammelten. König Friedrich II. versuchte ihre Ordnung wiederherzustellen, wofür nicht viel Zeit blieb, denn die zweite Kavallerieattacke der Österreicher setzte ein. General von Römer stürmte von Hermsdorf aus den rechten Flügel der Preußen. Gleichzeitig stürzte sich General Bentheim von Steinfurt von der Mollwitzer Seite auf das Zentrum der ersten Linie. Dies war ein kritischer Moment für die preußischen Truppen.

General von Römer leistete nur eine Schwadron Widerstand – sie war zerschlagen, ihr Anführer gefallen. Auch General von Römer kam in dem Kampf ums Leben. Die österreichischen Reiterkorps überwanden den Widerstand der preußischen Kavallerie und griffen die Infanterie ein zweites Mal an. Ihr dichtes Feuer verursachte unter der angreifenden Kavallerie enorme Verluste. Der Mut der österreichischen Reiter führte allerdings nicht zum Sieg – vor allem wegen ihrer schlechteren Ausrüstung und Ausbildung. Sie waren nicht in der Lage, die Effekte der Kavallerie zu nutzen und die Unbeholfenheit von von Neipperg, dem österreichischen Heerführer, gab schließlich den Ausschlag.

Nach der Zerschlagung der preußischen Kavallerie erkannte Friedrich II, dass die Schlacht verloren war und begab sich zu Pferde in Richtung Oppeln.
In diesem Augenblick übernahm Feldmarschall Kurt Christoph von Schwerin den Oberbefehl – er glaubte noch an den Sieg. Der entscheidende Schlag hing von den Bataillonen der preußischen Infanterie ab, die zwar ins Wanken gerieten, aber weiterhin kampffähig waren.

Der rechte Flügel – hauptsächlich Infanterie – rückte vor und brachte den ohne Deckung schießenden österreichischen Schützen große Verluste bei. Noch ein weiteres Mal unternahm die österreichische Kavallerie den Versuch, die Preußen aufzuhalten und griff ihre beiden Flügel an. Sie brach allerdings unter dem Feuer der Infanterie zusammen. Es folgte ein Frontalangriff der preußischen Infanterie, deren Stärke in ununterbrochenem Feuer beim Vormarsch lag.

Als sich die preußische Infanterie den Österreichern näherte, begannen ihre Reihen zu wanken und es herrschte Chaos. In dieser Situation befahl von Neipperg um 18 Uhr den Rückzug. Die Österreicher schlugen bei ihrem Rückzug in Richtung Hünern einen Bogen nach links und erreichten noch am selben Tag Grottkau und am nächsten Neisse. Auf der Seite der siegreichen Preußen gab es 4.750 Gefallene und Verwundete. Die Österreicher verloren 4.540 Soldaten.

Die Konsequenzen der Schlacht bei Mollwitz
Nach der verlorenen Schlacht bei Mollwitz schloss die selbst in Wien bedrohte Maria Theresia 1742 Frieden mit den Preußen in Breslau. Danach erhielten die Preußen den weitaus größten Teil Schlesiens und der Grafschaft Glatz. Dies war ein großer Erfolg für den Preußenkönig Friedrich II., weil Schlesien im 18. Jhd. eine der reichsten Regionen in Europa war. Preußen wurde so neben England, Frankreich, Österreich und Russland zur fünften europäischen Großmacht.

Das ehemalige Schlachtfeld befindet sich ungefähr 3 km südwestlich von Brieg zum größten Teil auf dem Gelände des ehemaligen russischen Flughafens. Die Geländeform selbst hat sich nicht verändert. Allerdings sind die Sumpfgebiete verschwunden – sie wurden trockengelegt. Doch erzählen einige Bewohner von Laugwitz, dass noch in den Nachkriegsjahren vereinzelt Vieh im Morast umkam. Auf der rechten Seite der Straße von Grüningen nach Mollwitz ist der Hügel erhalten, der früher Krähenberg hieß von wo Friedrich II. die Belagerung der Festung Brieg befehligte. Abgesehen von ein paar Fundstücken auf den Feldern und Ausrüstungsgegenständen der Soldaten gibt es heute keinerlei Spuren dieser gewaltigen Schlacht.

Text: Marek Pyzowski
Übersetzung: Volker Pfeiffer