Buchempfehlung: „Polnischer Abgang“ von Mariusz Hoffmann

Tragikomischer Roadtrip auf den Spuren der verschollenen Großmutter von Oberschlesien nach Deutschland

Eine berührende, poetische und humorvolle Erzählung über Herkunft, Migration und Identität im deutsch-polnischen Kontext.

Mariusz Hoffmann begleitet in seinem Debütroman „Polnischer Abgang“ (2023, Berliner Verlag) die Familie Sobota aus dem oberschlesischen Salesche (Zalesie) auf ihrem tragikomischen Roadtrip auf den Spuren der verschollenen Großmutter in Richtung Deutschland. Die Gründe für Omas Verschwinden will dem 14-Jährigen Jarek Sobota niemand erzählen. Doch statt zu Oma Agnieszka nach Hannover zu fahren, geht es für die Sobotas schnurstracks in die Landestelle für Aussiedler, Zuwanderer und ausländische Flüchtlinge in Unna-Massen, um dort ihre Anträge zu stellen. Und auch nachdem sie die Aufnahmebestätigung in Deutschland erhalten, rückt das Wiedersehen mit der Oma in immer weitere Ferne. Jarek beginnt, dem Schweigen seiner Eltern zu misstrauen, bis sich am ersten Weihnachtsabend im „gelobten Land“ die Teile des Familienpuzzles plötzlich folgenreich ineinanderfügen.

Auch der in Oberschlesien geborene Hoffmann kam in den 1990er Jahren als Kind mit seinen Eltern nach Deutschland. Seine Erlebnisse verarbeitet er – stellvertretend für die Generation der „mitgebrachten“ Kinder der Spätaussiedler aus Oberschlesien – in einer fiktionalisierten Geschichte. Humorvoll führt sein „Polnischer Abgang“ in einem Roadtrip von Oberschlesien nach Deutschland und erzählt aus der Perspektive des Jugendlichen über die Träume der Erwachsenen von einem besseren Leben. Dabei spricht er auch Herausforderungen an, die das Ankommen in der deutschen Gesellschaft mit sich bringt. Die Lektüre des Buches ermöglicht dabei Einblicke in das Aufnahmesystem der Spätaussiedler in der Bundesrepublik Deutschland sowie in deren Alltag im Durchgangslager.

Mariusz Hoffmann wurde 1986 in Strzelce Opolskie (Groß Strehlitz) in Polen geboren. Er studierte Philosophie in Hamburg und Literarisches Schreiben in Hildesheim, wo er Mitherausgeber der Literaturzeitschrift BELLA triste war. 2020 war er Stipendiat im Künstlerhaus Lukas, Ahrenshoop. 2021 folgte ein Residenzstipendium des Goethe-Instituts in Broumov, Tschechien. 2022 erhielt er das Arbeitsstipendium für deutschsprachige Literatur des Berliner Senats und 2023 das Alfred-Döblin-Stipendium. Hoffmann arbeitet als Autor und Dozent für kreatives Schreiben und für Sprachkurse.

Lesungen

Die nächsten Lesungen mit Mariusz Hoffmann:

Text: Berlin Verlag, Redaktion SILESIA News