Gute Aussichten von der „Perle von Żeliszów“

Der Turm der ehemaligen evangelischen Kirche in Giersdorf/ Żeliszów kann jetzt bestiegen werden

Die Sanierungsarbeiten werden von deutschen Stiftungen maßgeblich unterstützt.

Die zwischen Bunzlau/ Bolesławiec) und Löwenberg/ Lwówek Śląski liegende „Perła Żeliszowa“ gehört seit 2013 der polnischen Stiftung Dein Erbe/ Fundacja Twoje Dziedzictwo. Mit beispiellosem Engagement und Hartnäckigkeit kümmert sie sich seitdem um die Sanierung der Ruinenkirche und des anliegenden Friedhofs. Im Sommer 2018 wurde die wichtigste Sanierungsmaßnahme – das neue Dach – abgeschlossen und mit einem Konzert die Rettung der Kirche gefeiert.

Nach dem Abschluss zweier Arbeitsphasen des Turmertüchtigungsvorhabens kann nun der Kirchturm bestiegen werden. Dank der Förderung seitens der Deutsch-Polnischen Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (mit Bundesförderung), der Erika-Simon-Stiftung sowie der Senta-Weygandt-Stiftung (alle aus Görlitz) in den Jahren 2018-2020 konnten unter der Regie der Stiftung Dein Erbe zwei Aussichtspunkte am Kirchturm für Besucher zugänglich gemacht werden. Bei gutem Wetter reicht die Aussicht weit in die Landschaft.

Die Besichtigung des Turmes ist nach vorheriger Anmeldung unter +48 690 690 550 oder fundacja@twojedziedzictwo.pl jederzeit möglich. Der Eintritt zum Turm ist kostenlos, die Besucher werden um Spenden für die weitere Sanierung der Kirche gebeten. Zu tun ist immer noch sehr viel: das Gelände im Turm, damit die oberen Balkone zugänglich sind, die Fenster im Hauptgebäude, Fussböden in den Emporen. Auch die Fassade soll renoviert werden. Alles hängt von den verfügbaren Mitteln und der Großzügigkeit der Spender ab.

Die Bankverbindung für Spenden in EUR:
PL 35 1600 1462 1019 2470 1000 0003
BIC (SWIFT): PPABPLPKXXX
Überweisungstitel: Perle

Die Gierdorfer Kirche ist ein besonderer Bau.  Als einziger Sakralbau in Niederschlesien und einer von wenigen in Europa ist sie auf elliptischem Grundriss erbaut, ohne Seitenschiffe, Kapellen oder Erker und besticht durch ihre Schlichtheit. Der Entwurf des 1796-97 errichteten Bauwerkes wird dem Architekten Carl Gotthard Langhans (1732-1808) zugeschrieben, der u.a. das Brandenburger Tor in Berlin projektiert hatte. 1872 wurde dem ursprünglichen Gebäude ein Glockenturm aus Sandstein zur Seite gestellt, entworfen vom Bunzlauer Architekten, Peter Gansel.

Auch in seinem heruntergekommenen Zustand macht(e) das Innere der Kirche dank der ungewöhnlichen Form und der ringsherum verlaufenden Emporen einen atemberaubenden Eindruck. Patryk Kizny war der erste, der diese Schönheit entdeckt und künstlerisch verarbeitet hat. Mit seinem 2010 entstandenen Kurzfilm „The Chapel“ hat der junge Filmemacher aus Breslau/ Wrocław der Kirche über Nacht zu Berühmtheit verholfen. Der in Zeitraffertechnik gedrehte und mit stimmungsvoller Musik unterlegte Film hat im Internet für Furore gesorgt. Kiznys Beispiel folgten unzählige weitere Fotografen und Filmemacher. So erfuhr auch die polnische Stiftung Dein Erbe/ Fundacja Twoje Dziedzictwo von der Kirche, erblickte darin eine “Perle von Żeliszów”, bekam sie als Schenkung von der Gemeinde Bunzlau/ Bolesławiec und bemüht sich seitdem um ihre vollständige Sanierung und Ertüchtigung als Ort der Kultur und Begegnung.

Mehr lesen Sie unter:

http://www.ab-lingua.net/wp-content/uploads/2017/10/SZ_131111_ABormann_LetzteChanceFuerRuinenkirche.pdf (2013)

http://www.ab-lingua.net/wp-content/uploads/2017/10/SZ_141201_ABormann_Kunst_rettet_Kirche.pdf (2014)

Text: Agnieszka Bormann

Der Turm kann jetzt bestiegen werdenFot. Fundacja Twoje Dziedzictwo

Die Kirche im August 2018. Fot. Agnieszka Bormann