Das neue Leben des oberschlesischen Riesen
Der Wasserturm, eins der markantesten Objekte der Stadt Zabrze, wurde mit seiner neuen Nutzung zum touristischen Magnet.
Der 46 Meter hohe Wasserturm an der ulica Zamoyskiego in Zabrze (1915-1945 Hindenburg) entging dem Schicksal vieler historischer Industriebauten in Oberschlesien, die man heute nur noch auf alten Bildern sehen kann. Wenn dies geschehen wäre, wäre das ein unwiederbringlicher Verlust gewesen, denn das 1909 erbaute Objekt ist in jeder Hinsicht einzigartig.
Nicht nur seine Größe, sondern vor allem seine Form unterscheidet es von den anderen Wassertürmen in der Region. Der Wasserbehälter stützt sich auf acht Eckpfeilern und einem mittleren Pfeiler, in dem sich das Treppenhaus befindet. Wen der untere Teil des Bauwerkes an ein typisches oberschlesisches Arbeiterhaus erinnert, der liegt nicht falsch, weil dieser bis in die frühen 1990er Jahre tatsächlich Büros und Wohnungen beherbergte. Auch das war eine Seltenheit.
Nach der politischen Wende – in der Ära einer ziemlich chaotischen Umstrukturierung – wurde der Wasserturm an einen Privatmann verkauft, der große Pläne hatte. Von denen ist aber nichts geworden und die Gefahr, dass die markante Silhouette für immer aus dem Stadtbild verschwindet, wurde mit jedem Jahr realistischer. Zum Glück beschloss 2017 die Stadt Zabrze, die bekanntlich zu den Pionieren des Industrietourismus in Oberschlesien gehörte, das vernachlässigte Objekt zu erwerben. Nach mehrere Jahre dauernder Sanierung wurden dem beeindruckenden Bauwerk neue Funktionen verliehen. In den unteren Etagen befindet sich heute Carboneum, eine Abteilung des lokalen Bergbaumuseums (Muzeum Górnictwa Węglowego in Zabrze), in dem sich alles um die Kohle – das schwarze Gold Oberschlesiens – dreht. Der obere Teil des Bauwerkes beherbergt wiederum ein Restaurant mit einem Aussichtspunkt. Somit ist der Wasserturm mit seiner unverkennbaren Silhouette zu einem neuen Wahrzeichen und einem touristischen Magnet der Stadt geworden.
Die Ausstellungen von Carboneum sind dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Eintrittskarten sind vor Ort erhältlich. Reservierung ist nicht erforderlich.
Abendaufnahmen des Wasserturms:
Text: Dawid Smolorz