Förderung für das niederschlesische Geschichtsdenkmal gesichert

Die Festung Silberberg/ Twierdza Srebrna Góra wird mit staatlicher Förderung saniert und ausgebaut

Die modernste Festungsanlage ihrer Zeit in Europa setzt Friedrich den Großen im Kampf gegen Corona ein.

„Habt ihr Angst vor Coronavirus? Fürchtet euch eher vor Friedrich dem Großen!“ – diese Warninformation haben die Mitarbeiter auf dem gesamten Gelände der Festung Silberberg / Twierdza Srebrna Góra (etwa 85 km südlich von Berslau/Wrocław in Richtung Glatz/ Kłodzko) befestigt. Dadurch sorgen sie bei Besuchern für gute Stimmung und weisen gleichzeitig auf kommende Änderungen hin. Denn in dieser größten Bergfestung Europas dauern gerade Vorbereitungen für das historisch gewaltigste Vorhaben an. Polnisches Ministerium für Kultur und Nationales Erbe hat dem Festungsbau die Förderung von 10,5 Mio. Zloty (ca. 2,3 Mio. Euro) zugewiesen.

„Dank diesen Fördermitteln führen wir Arbeiten zur Sanierung und Restaurierung des 2200 Quadratmeter großen Donjons durch, es entstehen neue Ausstellungsflächen, Mehrzweckräume sowie auch ein Restaurant und ein Hostel mit 58 Schlafplätzen“, informiert Grzegorz Basiński, derzeit kommissarischer Geschäftsführer der Festung Silberberg.

„Es ist wichtig, dass dank dieser Förderung der Bau von Strom- und Wasserleitung verwirklicht werden kann. Es wird demnächst möglich sein, auf der Festung große kulturelle Ereignisse zu veranstalten. Auch im Hostel können dann die Gäste reibungslos das ganze Jahr über empfangen werden.“ Die Kosten des gesamten Projektes belaufen sich auf 16,5 Mio. Zloty (ca. 3,7 Mio. Euro). 2023 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Es wird geschätzt, dass beinahe 600 Kubikmeter Bauschutt dabei entsorgt werden.

Die Festung Silberberg ist eine Anlage von besonderer Bedeutung für das europäische Kulturerbe. Sie wurde 1765 bis 1777 erbaut, um das 1740 von Preußen eroberte Schlesien vor Angriffen zu schützen und galt als die modernste ihrer Zeit auf dem Kontinent.

Der preußische Ingenieur Ludwig Wilhelm Regler war für die Baupläne zuständig. Der König Friedrich der Große passte diese dann entsprechend an. Die Festungsanlage besteht aus sechs Forts. Der mächtige Donjon, der größte in Europa, setzt sich aus vier mit einem Verteidigungsgürtel verbundenen Türmen zusammen. Ein Turm hat einen Durchmesser von 60 Meter und eine Mauerstärke von 12 Meter. In diesem Festungsbau gab es ursprünglich 151 Kasematten, die auf drei Ebenen verteilt waren. Geräumige Lagerräume, Brunnen, ein Zeughaus, eine Kapelle, ein Gefängnis, ein Lazarett, eine Bäckerei, eine Brauerei, Werkstätten und eine Pulverkammer machten das Fort vollkommen selbständig und autark. Dieser Riesenbau kostete 1.668 Mio. Taler.

Die Förderung vom Ministerium und die Sanierung sind die beste Gelegenheit, sich mit der Geschichte der Befestigungsanlage vertraut zu machen. Bei den letzten archäologischen Untersuchungen wurden ein paar hundert Gegenstände aus einer Gaststätte geborgen, die im Donjon vom Ende des 19. Jh. bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges untergebracht war. Die Geschäftsführung lässt zurzeit die Ofenkacheln aus dem 18. Jh. inventarisieren, die hier kürzlich gefunden wurden. Aus diesen Ofenkacheln waren die Öfen gesetzt, mit denen die Festung ausgestattet war. Es gab fast zweihundert solche Kachelöfen. Aus der schriftlichen Überlieferung geht hervor, dass der Festungskommandant regelmäßig Kohle und Holz bestellte, um das kalte Gemäuer zu beheizen.

„Es ist uns gelungen, bereits zwei solche Kachelöfen nachzubauen. Wir möchten aber, dass es noch mehr davon gibt. Die Fördermittel werden auch dazu eingesetzt, einen riesigen Raum zu bauen, teilweise mit gläsernen Trennwänden, in dem u. a. Fundgegenstände zur Schau gestellt werden. Wir setzen die Arbeiten zur Erhaltung des Geschichtsdenkmals fort, aber wir sind vor allem darum bemüht, die Festungsanlage zu beleben”, erklärt Basiński.

Die Festung Silberberg, wie viele andere touristische Einrichtungen auch, muss die nach mehrwöchiger Corona-Zwangspause bedingten Einbußen nachholen. Grzegorz Basiński lächelt und hat einen passenden Spruch im Sinne Friedrichs des Großen parat: „Lieber 40 Jahre in der preußischen Armee dienen, als eine Woche in der Quarantäne sein“.

Text: Joanna Lamparska
Übersetzung: Jowita Selewska
Bilder: Twierdza Srebrna Góra