Nach sieben Wochen Corona-Zwangspause öffnen die touristischen Einrichtungen Polens ihre Türen wieder – auch in Niederschlesien.
Zahlreichen Attraktionen warten auf ihre Besucher. Hier drei Beispiele.
Seit dem 4. Mai sind u. a. Schloss- und Burgbesichtigungen möglich. Die Stimmung ist aber geteilt: die einen sind durch tiefen Pessimismus geprägt und die anderen dagegen voller Hoffnung, dass der Tourismus wieder in den Schwung kommt.
„Im April hatten wir keinen einzigen Besucher begrüßen können. Die drei ersten Maitage galten immer als Saisoneröffnung. Zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr betrug die Besucherzahl ca. 3 500 Personen pro Tag, jetzt sind es knapp zwanzig Personen“, erklärt Elżbieta Szumska, die Inhaberin des unterirdischen Touristengangs Goldbergwerk/ Kopalnia Złota in Reichenstein/ Złoty Stok, einer der meistbesuchten touristischen Einrichtungen in Niederschlesien. Szumska hat auch die Öffnung des Parks für mittelalterliche Technik beschlossen sowie die Mineraliensammlung zugänglich gemacht. Die Besichtigung der Stollen ist aber nach wie vor nicht möglich.
„Die Verunsicherung bringt uns um. Wir wissen nicht, wie lange die Corona-Pandemie dauern wird und wie gefährlich Covid-19 tatsächlich ist. In der üblichen Saison waren bei mir gewöhnlich rund 150 Mitarbeiter angestellt, jetzt sind es 68. Wenn sich nichts an der Situation ändert, dann bin ich gezwungen, Entlassungen zu planen. Ich bin der Meinung, dass dieses Jahr als touristisch verloren anzusehen ist. Ich denke, dass der Normalzustand erst bis 2023 auf sich warten lässt“, so Szumska.
Mit etwas mehr Optimismus blickt in die Zukunft Jarosław Kuczyński, der Direktor der Burg Tzschocha/ Zamek Czocha in Marklissa/ Leśna, einem Denkmal, das 35 km von deutscher Grenze entfernt liegt. Die Burg Tzschocha zählt zu den schönsten Denkmälern Polens, hier sind die Gästezimmer Ende Mai fast komplett ausgebucht. Kuczyński hofft darauf, dass sich die Lage von August an wieder stabilisiert und gerade dann findet das ursprünglich für den Mai geplante Festival der historischen Küche Festung des Geschmacksvielfalt/ Twierdza Smaków statt.
Die ersten Besucher werden auch auf Schloss Fürstenstein/ Zamek Książ in Waldenburg/ Wałbrzych erwartet. Ca. 500 Personen haben an den drei ersten Maitagen die Schlossterrassen besichtigt. Die historischen Räume sind ausschließlich für Einzelpersonen zugänglich. Die Besichtigung ist unter strengen Hygieneauflagen möglich und das One-Way-System sorgt dafür, dass die Besucher sich nicht entgegenkommen.
„Wir alle setzen die zum Schutz der Besucher nötigen Vorsichtsmaßnahmen um, denn uns ist wichtig, dass die Touristen wieder kommen. Unser Personal trägt Schutzmasken oder Gesichtsschutzschirme, zur Verfügung stellen wir Handdesinfektionsmittel, es gibt auch trennende Plexiglasscheiben zum Schutz von Gästen und Mitarbeitern. Des Weiteren versuchen wir, Freunde der touristischen Einrichtungen Niederschlesiens zum Kauf eines Gutscheines zu überzeugen, den man zu einem beliebigen Zeitpunkt einlösen kann“, sagt Elżbieta Szumska vom Goldbergwerk in Złoty Stok. Um Touristen zur Besichtigung des Bergwerkes zu animieren, hat die Inhaberin einen lebensgroßen Rowan Atkinson-Aufsteller, den bekannten Mr. Bean, vor die Einfahrt stellen lassen. Der berühmte Komiker soll etwas Lockerheit und gute Laune in diese pandemische Situation bringen.
„70 Prozent der Touristen, die Niederschlesien besuchen, sind Polen und die zweitgrößte Gruppe sind Deutsche. Über die Zukunft der Tourismuswirtschaft zu reden, erscheint mir so, als würde man im Kaffeesatz lesen wollen. Heutzutage reisen wir so viel, dass wir es für unmöglich halten, unsere Freizeit anders zu gestalten“, meint Piotr Wnukowicz, der Leiter der Tourismusabteilung des Marschallamtes Niederschlesien in Breslau/ Wrocław. In erster Linie setzt Wnukowicz auf aktiven Tourismus. Im Gebirge und im Grünen, in natürlicher Umgebung sieht man schon sehr viele Touristen, obwohl hier noch nicht von Touristenmassen die Rede sein kann. Kleinere Einrichtungen, vor allem diese, in denen Cafés und Restaurants für den Publikumsverkehr geschlossen bleiben müssen, warten auf die Lockerung der Corona-Beschränkungen.
Text: Joanna Lamparska
Übersetzung: Jowita Selewska