Sonderausstellung 22.9.2020 – 31.3.2021, Nationalmuseum Breslau, pl. Powstańców Warszawy 5
In Wrocław kann man ein Meisterwerk der Kunst des 16. Jh. bewundern – und eine spannende Fälschungsgeschichte kennenlernen.
Normalerweise wird sie im Erzdiözesanmuseum aufbewahrt, doch die Renovierung dieser Einrichtung wurde zu einer guten Gelegenheit, um sie weiterhin dem breiten Publikum vorzuführen, wenn auch in anderen Räumlichkeiten. Neben dem Original sehen wir auch seine Kopie, die über besonders spannende Geschichte verfügt.
Das Werk eines großen Meisters
Die „Madonna unter den Tannen” von 1510 konnte man im Nationalmuseum schon vor drei Jahren sehen, während der großartigen und aufwändig vorbereiteten Ausstellung „Moda na Cranacha” (Die Cranach-Mode), auf der die bekanntesten Werke von Lucas Cranach dem Älteren versammelt wurden. Ein Teil von ihnen stammte aus Wrocławer Sammlungen. Nicht zufällig, denn die Enkelin des Malers Barbara heiratete einen Arzt aus Wrocław und hatte in ihrer Aussteuer mehrere wertvolle Gemälde des Großvaters mitgebracht. „Madonna unter den Tannen” gelangte allerdings in die Stadt nicht in Barbaras Koffern, sondern wurde bestellt vom Dekan des Wrocławer Doms, Joachim von Lindlau und wurde ab dem 16. Jh. auch auf in der Kirche auf der Dominsel ausgestellt, Ende des 19. Jh. kam das Gemälde schließlich in die Bestände der Schatzkammer der Kathedrale.
Fälschung der deutschen Geistlichen
Die Besucher der neuen Ausstellung wundern sich sicherlich, dort zwei Exemplare des Gemäldes „Madonna unter den Tannen” zu sehen, die in unmittelbarer Nachbarschaft hängen. Diese Vorgehensweise war gezielt und steht mit einer unrühmlichen Fälschung in Verbindung, die die deutsche Verwaltung begangen hatte, als sie drei Jahre nach dem Krieg der polnischen Kirchenverwaltung…eine Kopie des Cranachs Bildes übergab. Diese wurde gemeinsam von den Geistlichen Siegfried Zimmer (er sollte nur das im Krieg beschädigte Werk restaurieren) und Georg Kupke angefertigt. 1946 tauschten sie ihr Bild gegen das Meisterwerk des deutschen Malers, das Zimmer anschließend in die BRD mitnahm und dort verkaufte (in den nächsten Jahren tauchte das Gemälde immer wieder im Kunsthandel auf).
Die Fälschung flog erst im Jahr 1960 auf, als das Werk von Daniela Stankiewicz aus der Restaurierungswerkstatt des Nationalmuseums in Wrocław untersucht wurde. Es stellte sich heraus, dass wir mit einer Fälschung zu tun haben und dass es sehr schwierig sein wird, das Original zurück zu bekommen. Die Bemühungen begannen in den 1980er Jahren und endeten erst mit einem Erfolg im Jahr 2012, als die „Madonna unter den Tannen” in das Erzdiözesanmuseum zurückkehrte, wo sie bis heute ausgestellt wird.
Text& Bildquelle: www.wroclaw.pl
