Ein großer Oberschlesier bleibt bei seinen Landsleuten als „zeitgenössischer Apostel“ in Erinnerung
Konrad Wersch handelte stets selbstlos und setzte sich für Völkerverständigung, Humanität und den Frieden ein.
Am 3. März 1929 in Hindenburg/ Zabrze auf der deutschen Seite des geteilten Oberschlesiens geboren, floh Konrad Wersch 1945 mit seiner Mutter und seinen Geschwistern nach Liegnitz/ Legnica, wo er auf dem Heimweg von der heiligen Messe von russischen Soldaten angeschossen wurde, was zu einem langen Krankenhausaufenthalt führte. Er nahm dann Arbeit als Schuhmacher bei der russischen Armee und als Küster in der Liegnitzer Dreifaltigkeitskirche auf, bevor er von Funktionären der kommunistischen Sicherheitsbehörden für zwei Monate unter unmenschlichen Umständen interniert wurde. Im Juli wurde er mit seiner Familie nach Deutschland vertrieben.
Nach dem Abitur studierte Wersch Philosophie, Theologie und Medizin. 1956 erfolgte die Priesterweihe in Hildesheim. Nach seiner Zeit als Kaplan, war er 22 Jahre lang als Pfarrer in Wolfenbüttel und 15 Jahre bei Göttingen tätig.
1999, mit 70 Jahren, bekam er die Erlaubnis vom Bischof Dr. Hohmeyer, als Seelsorger in die Diözese nach Gleiwitz/ Gliwice zu gehen. Dort organisierte er Gottesdienste, Vorträge, Einkehrtage und Besuche sowie Unterstützung für hilfsbedürftige, besonders für obdachlose Menschen. Die von ihm veranstalteten schlesischen Studienreisen lagen ihm nah am Herzen. Bei der Caritas in Ziegenhals/ Głuchołazy bot er Unterstützung beim deutschen Sprachunterricht, Beratung sowie materielle Hilfe an. Sein Engagement war groß und vielseitig. So arbeitete Wersch kräftig im Bereich der Wohlfahrt in Kattowitz/ Katowice mit. Um seine Dienste allen anbieten zu können, erlernte er nachträglich die polnische Sprache, sodass seine Gottesdienste im Zeichen der Verständigung und des Friedens standen. „Heimat“ war für ihn nämlich stets ein gemeinsamer Ort aller Menschen, die dort leben und dort einst gelebt haben, an dem sich jeder zu Hause fühlen sollte.
Am 30.12.2013 verstarb Konrad Wersch in Riedenburg. Den Oberschlesiern bleibt er als ein zeitgenössischer Apostel in Erinnerung.
Text: Christoph Martin Labaj