Buchempfehlung: “Andreas Ernst (1861-1929), ein Glatzer Architekt” von Joanna Jakubowicz

Die erste Monografie über das Leben und Werk des Glatzer Architekten Andreas Ernst

Publikation des Muzeum Ziemi Kłodzkiej (Muzeum des Glatzer Landes) in Kłodzko (Glatz) in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat am Schlesischen Museum zu Görlitz.

Die 2019 erschienene deutsch-polnische Publikation begleitete die gleichnamige Ausstellung über das Leben und Werk von Andreas Ernst, die vom Mai 2019 bis Januar 2020 im Muzeum Ziemi Kłodzkiej präsentiert wurde. Die Autorin Joanna Jakubowicz, Kunsthistorikerin und Ausstellungskuratorin, schafft mit dem Buch das erste umfassende Porträt eines Architekten, dessen Erbe mehrere Dutzend Bauprojekte in Glatz und der Umgebung umfasst und das heutige Bild von Glatz prägt.

Die Publikation stellt die Person von Andreas Ernst, sein Leben und Wirken, vor, dokumentiert die Ausstellung, katalogisiert alle und beschreibt die wichtigsten Bauprojekte von Andreas Ernst sowie die Merkmale seiner Baukunst. Reich bebildert mit historischem Bildmaterial und aktuellen Fotografien ist das Buch ein optisch anspruchsvolles Kompendium des bis dato erforschten Erbe des Architekten.

Ein Leben für die Architektur

Andreas Christian Hartwig Louis Ernst wurde am 11. Mai 1861 in Glücksburg geboren, einem damals zu Dänemark gehörenden Kurort an der Ostsee. Er war nicht nur ein erfahrener Baumeister, sondern auch ein talentierter Karikaturist und Designer.

Als Handwerksmeister ausgebildet, kam er um 1887 nach Glatz. 1891 gründete er hier die schnell aufblühende Baufirma “Andreas Ernst – Mauermeister – Glatz in Schlesien” und eröffnete dann 1904 eine Zweigstelle in Bad Altheide (heute Polanica Zdrój). Er verwaltete seine Firma bis zu seinem Tod im Jahre 1929.

In den achtunddreißig Jahren seiner Tätigkeit als Architekt und Bauunternehmer hat Andreas Ernst in Glatz über neunzig Gebäude geplant und gebaut. Er hatte während einer faszinierenden Entwicklungszeit seiner Stadt gelebt und gearbeitet. Die mittelalterlichen Mauer und Tore wurden abgetragen, die Stadt hat sich in Richtung Großstadt mit großzügig angelegten Straßen und Parks erweitert. Er war nicht nur Zeuge der urbanen Raumveränderungen um die Jahrhundertwende, die durch den Ersten Weltkrieg gebremst wurden, sondern er war aktiver Mitgestalter des Stadtbildes, das bis heute sichtbar ist. Als Künstler hatte er alle gängigen europäischen Baustile im Griff. Zu Beginn seiner Tätigkeit in Glatz, in den 1890er Jahren, schuf er neogotische, neobarocke, neorenaissance, neomanieristische oder neoklassizistische Bauwerke. Oft kombinierte er verschiedene Stilmerkmale, um vielseitige Werke zu schaffen. Dem Zeitgeist folgend entwarf er zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche Bauten im Jugendstil und in dieser kreativen Schaffensperiode entstanden phantasievolle Projekte, die teilweise auch von der regionalen Architektur inspiriert waren. In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg tragen seine Entwürfe dann deutliche Merkmale der Moderne.

Andreas Ernst im heutigen Kłodzko

Viele der Bauten sind restauriert und erstrahlen heute im neuen Glanz. Noch mehr aber warten noch auf die Sanierung. Die wertvollen Elemente der Fassaden und Innenausstattung fallen oft der menschlichen Ignoranz, fehlenden Wertschätzung und mangelhaften denkmalschutzrechtlichen Gesetzgebung zum Opfer. Dem wollte das Muzeum Ziemi Kłodzkiej in Glatz/ Kłodzko mit seiner Ausstellung entgegenwirken.

Die deutsch-polnische Publikation und die Ausstellung über Andreas Ernst sind in Kooperation mit dem Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum entstanden. Sie wurden gefördert von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit.

Joanna Jakubowicz: Andreas Ernst (1861-1929), ein Glatzer Architekt (DE+PL)
ISBN 978-83-950160-2-8
148 Seiten, 21 x 28 cm, Softcover
Preis ca. 18 Euro

Das Buch ist erhältlich im Muzeum Ziemi Kłodzkiej in Glatz/ Kłodzko.

Text: Agnieszka Bormann

Bilder unten: Eröffnung der Ausstellung über Andreas Ernst im Museum des Glatzer Landes am 18. Mai 2019. Fot. Tomasz Gmerek

Bilder unten: Im Rahmen des von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit geförderten Begleitprogramms besuchte am 21. September 2019 eine Gruppe aus Görlitz die Ausstellung und nahm am Stadtspiel auf den Spuren des Andreas Ernst teil.  Fot. Andrzej Paczos

Bilder unten: Impressionen von der Ausstellung. Fot. Agnieszka Bormann