Weltpremiere am 26.02.2021: Joseph Elsners Polnische Quartette op. 1

Die verschollen geglaubten Noten wurden in Wien gefunden und im Breslauer Narodowe Forum Muzyki eingespielt

Joseph Elsner war Schlesier, der in Polen seine zweite Heimat gefunden hat.

Nachdem 2019 das Deutsche Kulturforum östliches Europa eine 4-CD-Box mit der gesamten auffindbaren Kammermusik von Joseph Elsner (1769-1854) zu dessen 250. Geburtstag herausgebracht hat, wurden im August 2020 die wieder gefundenen Noten des Komponisten im Narodowe Forum Muzyki (Nationales Forum für Musik) in Breslau/ Wrocław mit historischen Instrumenten eigespielt.

Das Album mit dem Titel „Trois quatuors du meilleur goût polonois op. 1“ feiert am 26.02.2021 seine offizielle Premiere uns beinhaltet Musikstücke, deren Noten bis vor kurzen als verschollen galten. Die einzige bekannte und erhaltene Abschrift der Partituren war verstreut, so dass es unmöglich war, die Quartette aufzuführen. Der Kenntnisstand über Elsners katalogisierte Werke basiert auf Forschungen aus den 1960er Jahren. Erst in den Jahren 2012 und 2013 wurden neue Abfragen durchgeführt, auf deren Grundlage ein Katalog der Instrumentalwerke des Komponisten erstellt wurde. Besonders bedeutsam waren die Forschungen von Dr. Julia Gołębiowska, die 2013 die Noten der Streichquartette op. 1 vervollständigte, die die Grundlage dieser Aufnahme bilden. 220 Jahre nach ihrer Veröffentlichung können die Musikliebhaber wieder außergewöhnliche Musik Elsners genießen.

Deutsch? Polnisch? Schlesisch!

Für Polen ist Joseph Elsner ein polnischer Komponist deutscher Herkunft, für Deutsche ein deutscher Komponist polnischer Musik. Joseph Elsner war Schlesier, der in Polen seine zweite Heimat gefunden hat. Geboren 1769 in Grottkau im Oppelner Land (heute Grodków), erhielt er seine musikalische Ausbildung in Wien. In Lemberg, der Hauptstadt Galiziens, war er Kapellmeister am Theater und knüpfte Kontakte zu den Mitgliedern der aus Warschau geflohenen polnischen Theatertruppe um Wojciech Bogusławski, den „Vater des polnischen Theaters“, mit der er einige Jahre später nach Warschau übersiedelte. Hier entwickelte er eine überaus produktive Tätigkeit als Komponist, Kapellmeister, Publizist, Pädagoge und Lehrer, u.a. von Frédéric Chopin, dessen Talent er entdeckt und gefördert hat. Elsner wurde bestimmend für das Musikleben der polnischen Hauptstadt und steht am Anfang der Entwicklung einer nationalen Musiktradition in Polen. Er starb hochgeehrt im Alter von 85 Jahren 1854 in Warschau. Ein ganzer Stadtteil trägt bis heute zu seinen Ehren den Namen Elsnerówka.

Joseph Elsner in Polen heute

In der polnischen Musikgeschichtsschreibung wird seine bedeutende Rolle für die polnische Musikkultur des 19. Jahrhundert bis heute hervorgehoben. So lesen wir auch in der Begleitbroschüre der neuen, in Breslau entstandenen CD: Es ist erwähnenswert, dass die drei Quartette “du meilleur gout polonois” (im besten polnischen Geschmack) von einem Komponisten geschrieben wurden, der in der Geschichte der polnischen Musik einzigartig ist. Die Ungeheuerlichkeit seiner Bemühungen um die Entwicklung der polnischen Musik, die Gründung des ersten Musikkonservatoriums in Warschau, die Organisation unzähliger Konzerte, seine journalistische Tätigkeit – all das trug zur Einzigartigkeit des Lebenswerks des Komponisten bei. Seine Liebe zur polnischen Kultur, vor allem zur Folklore und zur musikalischen Tradition, hatte einen erheblichen Einfluss auf sein gesamtes kompositorisches Schaffen, so dass er zu den führenden nationalen Komponisten zählt. Die Streichquartette op. 1 – hier zum ersten Mal überhaupt aufgenommen – sind eine Quintessenz des polnischen Stils. (Mikołaj Zgółka)

Erinnerung: Konzert 2019 in Görlitz-Zgorzelec

2019 hat das Deutsche Kulturforum östliches Europa eine 4-CD-Box mit der gesamten auffindbaren Kammermusik von Josef Elsner (1769-1854) zu dessen 250. Geburtstag herausgebracht. Aus dem Anlass wurde im Juni 2019 gemeinsam mit dem Kulturreferat für Schlesien am Schlesischen Museum zu Görlitz ein deutsch-polnisch moderiertes Konzert „Wiener Klassik aus dem Osten Europas“ mit dem Hoffmeister-Quartett in Dom Kultury in Zgorzelec organisiert. Einige Impressionen finden Sie hier.

Weitere Informationen zum neuen Album finden sie auf der Seite des Nationalen Forums für Musik Breslau

Text: Agnieszka Bormann