Schlesisches Nachtlesen in Görlitz mit drei Buchpremieren

Am 8.-9. April findet in Görlitz-Zgorzelec ein Literaturfest statt

Im Programm stehen Lesungen an 13 Orten, Autorengespräch und multimediales Konzert.

Am Samstag, den 9. April 2022, heißt es wieder: Lesen, lauschen, flanieren! Das nächste Literaturfest aus der Reihe „Schlesisches Nachtlesen“ findet in Görlitz-Zgorzelec statt.

An bekannten und neuen, teilweise ungewöhnlichen Orten in Görlitz tragen bekannte Persönlichkeiten Texte vor, die mit Schlesien verbunden sind. Die Besucher flanieren von Ort zu Ort und lauschen kurzen, etwa 15-20-minütigen Lesungen. Die Kombination von Ort, Text und Persönlichkeit des oder der Vorlesenden bietet immer wieder Gelegenheit, in einen inspirierenden Kosmos versteckter Assoziationen und literarischer Verbindungen zwischen gestern, heute und morgen einzutauchen. Den Zuhörern ist ein anregender Abend versprochen, der sie auf fantasievolle Ausflüge mitnimmt und zum Nachdenken und Lachen bringen wird.

Neue Gesichter und neue Orte

Seit der letzten Ausgabe des Schlesischen Nachtlesens im April 2019 gibt es in Görlitz neue Orte und neue Menschen. Klappe die Zweite heißt jetzt Heine Kinobar, der Buchladen „Art Goreliz“ ist in der Zwischenzeit zum Buch-Café geworden und in der Weberstraße zu finden. Ganz neu sind Benigna und CASUS (Untermarkt), Grantiro im ehemaligen Kaufhaus Totschek (Steinstraße), das Kochwerk (Demianiplatz) oder der Optiker Brillenlounge (Otto-Buchwitz-Platz). Unter den Lesenden erleben Sie auch prominente Neu-Görlitzer, u. a. die neue Direktorin des Schlesischen Museums, Dr. Agnieszka Gąsior, oder den neuen Theaterintendanten, Dr. Daniel Morgenroth. Mit dabei sind aber auch in der Stadtgesellschaft gut bekannte Gesichter, wie Dr. Michael Wieler, Stefan Bley oder Axel Krüger. Mit Dr. Stephan Meyer MdL und Arielle Kohlschmidt (Raumpionierstation Oberlausitz) erleben Sie auch Gäste von außerhalb Görlitz. Die Band „Semper Mirandus“, mittlerweile eine Konstante des Schlesischen Nachtlesens, wird wieder alte Görlitzer Sagen mit musikalischer Begleitung aufs Neue zu Gehör bringen.

Lesen (auch) für Senioren

Die Route des Schlesischen Nachtlesens erstreckt sich dieses Jahr zwischen zwei Görlitzer Seniorenheimen: der Villa Marie Curie in der Joliot-Curie-Straße und dem Zentralhospital in der Krölstraße. Ihre Türen sind an diesem Abend auch für Gäste von außen weit geöffnet. Nach zwei Jahren deutlicher Entbehrungen im kulturellen Bereich möchten wir gerade den Menschen, die von der Pandemie besonders schwer getroffen wurden, ein kulturelles Angebot am Ort ihres Lebens anbieten. Hier ist das Programm besonders abwechslungsreich. Im Gegensatz zu allen anderen Leseorten, wo jede halbe Stunde derselbe Text dargeboten wird, ist in beiden Seniorenheimen jeweils ein anderer Text zu hören.

Neue Bücher feiern Premiere beim Schlesischen Nachtlesen

Das Schlesische Nachtlesen bietet dieses Jahr eine Bühne für drei Buchpremieren. Nach fast 100 Jahren wurden die Tagebücher der Fürstin Daisy von Pless mit dem Titel „Tanz auf dem Vulkan“ wieder verlegt und werden durch die Initiatorin der neuen Ausgabe, Ina Kwiatkowski (DDV Mediengruppe Görlitz), vorgelesen. Daisy von Pless (1873-1943) ist eine der schillerndsten und bedeutendsten Figuren der schlesischen Geschichte. Durch die Heirat mit Hans Heinrich XV. Fürst von Pless, Graf von Hochberg, wurde sie zur Schlossherrin auf Fürstenstein (heute Zamek Książ) bei Waldenburg (Wałbrzych). Bis heute wird die Engländerin in der polnischen Region für ihr soziales Engagement verehrt und ist immer wieder Inspiration für literarische Stoffe.

Erstmalig wird dem deutschen Publikum das Buch „Jenseits“ (poln. „Zaświaty“) von Krzysztof Fedorowicz vorgestellt. In Polen war es eines der fünf besten Bücher im Finale des NIKE 2021, des wichtigsten polnischen Literaturpreises. Die deutsche Übersetzung von Hans Gregor Njemz erscheint im Frühling 2022 im Görlitzer Senfkorn Verlag. Der Autor ist zugleich Schriftsteller und Winzer aus Grünberg (heute Zielona Góra). Die ehemals östlichste deutsche Obst- und Weinstadt feiert dieses Jahr ihr 800jähriges Jubiläum und wird noch an weiteren Leseorten präsent sein.

Als dritte Premiere tritt der zweite Teil der deutsch-polnischen Anthologie „Wanderer im Riesen-Gebirge“ in die Öffentlichkeit. Die durch das Schlesische Museum zu Görlitz und den polnischen Verlag Wielka Izera verlegten Reiseberichte entführen die Leser in die teils schon verschwundenen Welten des Iser- und Riesengebirges und wecken Lust auf eine Wanderung – hier und jetzt.

Darüber hinaus umfasst das Programm eine Mischung aus alten und neueren Texten von polnischen und deutschen Autoren, die an dem Abend entweder nur auf Deutsch oder auf Deutsch und Polnisch vorgelesen werden.

Programm:

 

Leseort

Leser/in

Lektüre

1.

Villa Marie Curie
Joliot-Curie-Str. 12

Ina Kwiatkowski
(DDV Mediengruppe Görlitz)

“Tanz auf dem Vulkan” von Daisy von Pless (D)

2

Art Goreliz – Buchhandlung & Café
Weberstr. 9/10

Andrea F. Behr
(Geschäftsführerin der EGZ a. D, Hobbywinzerin)

“Jenseits” von Krzysztof Fedorowicz (D)

3

Benigna
Untermarkt 2

Philipp Restetzki & Semper Mirandus

“Görlitzer Sagen” mit musikalischer Begleitung (D)

4

CASUS
Untermarkt 21

Arielle Kohlschmidt
(Raumpionierstation Oberlausitz)

“Wir machen das schon. Lausitz im Wandel” hrsg. von Johannes Staemmler (D)

5

Schlesisches Museum
Fischmarkt 5/ Brüderstr. 8

Dr. Agnieszka Gąsior
(Direktorin des Schlesischen Museums)

“Unterwegs zum Orient. Ida Gräfin Hahn-Hahns Schlesienfahrt 1843. Ein Reisebericht“ hrsg. von Beate Borowka-Clausberg (D+PL)

6

Barocksaal im Hallenhaus
Brüderstraße 9

Dr. Michael Wieler (Bürgermeister) und Magdalena Lambertz (Kunsthistorikerin, Übersetzerin)

„Der Augenblick. Chwila“ – Gedichte von Wisława Szymborska (D+PL)

7

Heine Kinobar
Nonnenstr. 18/19

Tomasz Lewandowski
(Fotograf, Kulturmanager)

„Das Album“ von Piotr Strzałkowski (D+PL)

8

Grantiro im Kaufhaus Totschek
Steinstr. 2-5

Dr. Stephan Meyer
(Mitglied des Sächsischen Landtags)

“Steter Tropfen höhlt den Stein?” von Władysław Bartoszewski (D)

9

Theater Görlitz
Werkstätten 
Demianiplatz 28

Dr. Daniel Morgenroth
(Generalintendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters)

“Görlitz mit Knabenaugen” von Werner Finck (D)

10

Kochwerk
Demianiplatz 34/35 (Hinterhaus)

Axel Krüger
(Wein, Kultur, Kommunikation)

“Die Reise mit Auswanderern von Altona nach Port Adelaide, Südaustralien, 1838” von Dirk M. Hahn, Kapitän der ZEBRA (D)

11

Brillenlounge
Otto-Buchwitz-Platz 2

Gunnar Hille
(Leiter des KoKoPol, Kompetenz- und Koordinationszentrum Polnisch)

“Polski Blues” von Janosch (D)

12

Co-working Space Kolabor
Hospitalstr. 29

Dr. Ewa Wieszczeczyńska
(Dozentin an der Hochschule Zittau/Görlitz)

“Wie Übersetzer die Welt retten” von Olga Tokarczuk (D+PL)

13

Altenpflegeheim Zentralhospital
Krölstr. 46

Stefan Bley
(Opernsänger)

“Wanderer im Riesen-Gebirge. Anthologie der Reiseberichte” hrsg. von Marcin Wawrzyńczak und Agnieszka Bormann (D)

Station Zgorzelec: Autorenlesung und Konzert im Dom Kultury

Im polnischen Teil der Europastadt beginnt das Schlesische Nachtlesen bereits am Freitag, dem 8. April, mit dem Autorengespräch mit der Schriftstellerin Joanna Bator über ihr neuestes Buch „Gorzko, gorzko“ (dt. „Bitter, bitter“) ein. Ihr Werk erscheint bald auch in deutscher Übersetzung. Die Veranstaltung findet nur in polnischer Sprache statt.

Am 9. April laden wir zum Konzert „Szymborska & Freunde“ ein. Zehn Jahre nach dem Tod der großen polnischen Lyrikerin und Literaturnobelpreisträgerin Wisława Szymborska ist das Konzert eine Hommage an ihre einzigartige Poesie, die in Polen teilweise zum allgemein bekannten Kulturgut wurde. In Deutschland sind ihre Gedichte in der genialen Übersetzung von Karl Dedecius zu lesen – und an dem Abend ebenso an einem Leseort in Görlitz in beiden Sprachen zu Gehör gebracht. Das multimediale Konzert von Jacek Telus und seiner Band ist auch für deutschsprachige Gäste zu empfehlen.

Beide Programmpunkte werden in Kooperation mit dem Miejski Dom Kultury und der Miejska Biblioteka Publiczna (Stadtbibliothek) in Zgorzelec organisiert.

Organisatorisches

Das Schlesische Nachtlesen beginnt in Görlitz am 9. April 2022 um 17 Uhr an 13 Orten gleichzeitig und dauert bis 22 Uhr. Die parallelen Lesungen fangen zur vollen und zur halben Stunde (Ausnahme: Heine Kinobar – hier kommt zur vollen Stunde die Lesung und zur halben ein Kurzfilm) an, die erste um 17 Uhr, die letzte um 21:30 Uhr. Die Gäste können an jedem beliebigen Leseort starten und enden. An manchen Orten wartet auch eine kulinarische Überraschung…

Nach der letzten Lesung sind alle Gäste, Lesende und Gastgeber der Leseorte ab 22 Uhr ins Atelier Kremser (Hartmannstraße 4) eingeladen, das Nachtlesen in lockerer Atmosphäre ausklingen zu lassen.

Die Teilnahme an den Lesungen ist nur mit einem Einlassbändchen möglich. Im Vorverkauf (nur im Schlesischen Museum zu Görlitz sowie online unter kontakt@schlesisches-museum.de) kostet es 7 Euro, ermäßigt 5 Euro; Abendkasse (an jedem Leseort): 10 Euro, ermäßigt 7 Euro.

Es gelten die tagesaktuellen Corona-Bestimmungen für kulturelle Veranstaltungen.

Termine und Preise im Überblick

Görlitz:
9.04.2022, 17:00 bis 22:00, Lesungen an 13 Orten, anschl. ab 22:00 Aftershow im Atelier Kremser, Hartmannstr. 4, Eintritt: 7/5 Euro im VVK und 10/7 Euro Abendkasse

Zgorzelec:
8.04.2022, 17:00, Miejski Dom Kultury, ul. Parkowa 1, Zgorzelec: Lesung und Gespräch mit Joanna Bator (nur PL), Eintritt frei

9.04.2022, 18:00, Miejski Dom Kultury, ul. Parkowa 1, Zgorzelec: Konzert „Szymborska & Freunde“ von Jacek Telus & Band (PL+D), Eintritt frei

Weitere Informationen unter www.schlesisches-museum.de oder auf Facebook unter Schlesisches Nachtlesen – Śląski Wieczór Literacki.          

Text: Agnieszka Bormann, Kulturreferat für Schlesien
Fotos von den Leseorten: Axel Lange