Opa lebt in (Ober-) Schlesien

Tagungsbericht von Adam Wojtala

Im Mai 2023 fand bereits zum dritten Mal die Tagung „Opa lebt in (Ober-) Schlesien“ statt, adressiert an die jüngere Generation der in Oberschlesien verwurzelten Aussiedler.

Am 6. und 7. Mai fand im Haus Schlesien bereits zum dritten Mal die Tagung „Opa lebt in (Ober-) Schlesien“ statt, die vom Dokumentations- und Informationszentrum Haus Schlesien ausgerichtet und aus den Mitteln des Kulturreferats für Oberschlesien finanziert wurde. Das zweitägige Seminar richtete sich hauptsächlich an die jüngere Generation der in Oberschlesien verwurzelten Aussiedler, die bereits in einem deutsch-polnischen Umfeld bzw. beiderseits der Grenze aufwuchsen. Den Teilnehmenden wurden interessante Vorträge und Präsentationen rund um die Themen „Identität“, „kulturelle Vielfalt“ und „Migration“ geboten.

Bereits im Vorfeld der Veranstaltung fand auf unserem Facebook-Kanal im Internet eine hitzige Diskussion darüber statt, ob es überhaupt zulässig sei, Heimatvertriebene, Flüchtlinge und (Spät-) Aussiedler als „Migranten“ zu bezeichnen, wobei die neutrale Bedeutung des Begriffs größtenteils ignoriert wurde. Über die unterschiedlichen Migrationsströme aus und nach Oberschlesien seit dem 19. Jahrhundert referierte eindrucksvoll und leicht verständlich der Historiker von der Ruhr-Universität in Bochum Dr. Andrzej Michalczyk. Er spannte den Bogen von der Auswanderungsbewegung nach Amerika oder in das Ruhrgebiet im 19. Jahrhundert über die Zwangsmigration der Deutschen nach 1945 bis zu den Aussiedler-Ausreisewellen in die Bundesrepublik der 1980er und 1990er Jahre.

Organisator Adam Wojtala und Filmemacher Andrzej Klamt.

Die meisten Aussiedlerinnen und Aussiedler mussten nach ihrer Ankunft in der Bundesrepublik Deutschland diverse Integrationsschwierigkeiten überwinden, nicht selten die deutsche Sprache lernen und einen Zugang zur westdeutschen Gesellschaft finden. Eine enorme Erleichterung konnte dabei der Mannschafssport sein, vorzugsweise der Fußball, da durch die permanente Interaktion mit anderen Menschen der Integrationsprozess begünstigt werden konnte, worüber der Direktor des Oberschlesischen Landesmuseums Dr. David Skrabania im Rahmen einer interessanten Präsentation z.T. aus eigener Erfahrung berichtete.

Der erste Tag wurde durch eine Führung durch die Dauerausstellung abgerundet. Am Sonntag ging es mit einem Vortrag zu einem Ort weiter, der vielen aus Oberschlesien in die Bundesrepublik übergesiedelten Menschen vertraut sein dürfte, da ihr Aufenthalt in diesem Land sehr oft hier begann: in der Landesstelle für Aussiedler, Zuwanderer und ausländische Flüchtlinge in Unna-Massen. Dazu stellten die Mitarbeiterinnen der Firma „KulturWissenSchaffen“ (Unna), Dr. Tina Ebbing und Kathrin Göttker eine eindrucksvolle Präsentation über die Gründung, den Sinn und Zweck sowie die Entwicklung dieser Einrichtung bis in die Gegenwart vor.

Die Teilnehmenden in der Dauerausstellung im Museum von HAUS SCHLESIEN.

Einen Überblick über die Entfaltung der Landsmannschaft der Oberschlesier in Ratingen und vor allem über ihre Entwicklung, Probleme, Chancen und Möglichkeiten, die diese Institution hauptsächlich der jüngeren Aussiedlergeneration bieten kann, sprach der Kulturreferent der LdO, Christoph Martin Labaj. Er verwies in seiner Präsentation auf vorhandene Generationskonflikte, aber auch auf die positiven Entwicklungen innerhalb der LdO und nannte auch zahlreiche Lösungsvorschläge.

Die Krönung der Veranstaltung bildete ein Gespräch mit dem Filmemacher Andrzej Klamt, der seinen spannenden Film „Die geteilte Klasse“ vorstellte. Er begibt sich in dieser interessanten Dokumentation auf die Suche nach seinen ehemaligen Klassenkameraden aus der Grundschulzeit in Beuthen/Oberschlesien und lässt sie selbst ihre Schicksale schildern, die sie u.a. nach Deutschland verschlagen haben. Die anderen blieben in Oberschlesien. Mit vielen der erzählten Geschichten konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr gut identifizieren, was das abschließende Gespräch belegte.

Das Format bot reichlich Gelegenheit zu Diskussionen.

Trotz überschaubarer Teilnehmerzahl war die Tagung ein Erfolg, da die Gäste sich in den Inhalten der Vorträge nicht selten wiederfanden, im Rahmen der anschließenden Diskussionen ihre eigenen Erfahrungen mitteilten und es letztendlich zu regen Diskussionen kam. Nicht zuletzt bildet der Erfahrungsaustausch den Sinn und Zweck einer gelungenen Tagung, wie diese.

Text: Adam Wojtala