Gedenkstein für Michelsbaude

Von der Erinnerung zur Begegnung: Ort der verschwundenen Baude wird zum Treffpunkt.

Am 20.09.2019 wurde im Isergebirge eine Gedenktafel für die Michelsbaude eingeweiht. 

Auf Polnisch, Deutsch und Tschechisch steht auf der Tafel geschrieben:

In Erinnerung an die Baude, Michelsbaude genannt, die in den Jahren ca. 1776-1905 an diesem Ort stand, der heute Jelenia Łąka (Hirschwiese) heißt. Gerhart Hauptmann setze der Michelsbaude in seinen Dramen „Und Pippa tanzt!“ und „Die versunkene Glocke“ ein bleibendes Denkmal.

Die Einweihung einer Gedenktafel mit vielen Gästen aus Polen, Deutschland und Tschechien war der krönende Abschluss der Bemühungen von Marcin Wawrzyńczak, diesen Ort dem Reich des Vergessens zu entreißen. Bereits 2018 erschien im Verlag Wydawnictwo Wielka Izera sein Buch “Michelsbaude. Die Geschichte der verschwundenen Waldherberge im Isergebirge”. In Görlitz-Zgorzelec wurde das Buch im Rahmen des Schlesischen Nachtlesens im April 2019 vorgestellt.

Vom Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts stand die Michelsbaude als Försterei und Gasthaus einsam auf einer Wiese im Isergebirge, heute bekannt als Hirschwiese, an der Alten Zollstraße. Glasträger und Glashüttenbesitzer, Beamte und Politiker, Wilderer, Förster und Holzfäller, Wissenschaftler, Schriftsteller und Künstler waren hier unterwegs und Gäste der Baude. Unter ihnen John Quincy Adams, der spätere Präsident der Vereinigten Staaten, der 1800 auf der Reise durch Schlesien im Isergebirge wanderte, und der Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann, der sich in seinen Dramen „Und Pippa tanzt!“ und „Die versunkene Glocke“ auf Michelsbaude bezieht.

Marcin Wawrzyńczak schrieb die Geschichte der Michelsbaude nach aufwendigen Recherchen, auf der Grundlage der Archivdokumente, Karten, Einwohnerregister, Kirchenbücher, Erwähnungen in der Literatur. Entstanden ist ein vielseitiges Porträt eines spurlos verschwundenen Ortes, der mit der Geschichte des Isergebirges doch untrennbar verbunden ist. Spurlos? Seit dem 20.09.2019 erinnert die Gedenktafel an den Ort und die mit ihm verbundene(n) Geschichte(n).

Text und Fotos: Agnieszka Bormann