Am Kattowitzer Institut für Regionalforschung entstand kürzlich der erste Band des „Lexikons der Schlesischen Aufstände“ (Słownik Powstań Śląskich)
Es ist seit fast 40 Jahren das erste, polnische Kompendium zu diesem Thema.
Die 1982 erschienene „Enzyklopädie der schlesischen Aufstände“ (Encyklopedia powstań śląskich) entstand noch in einer anderen Epoche, in der nicht nur mit Zensureingriffen gerechnet werden musste, sondern bestimmte Themen auch aufgrund historischer Belastungen und Vorurteile nicht ganz objektiv hatten dargestellt werden können. Wie Prof. Ryszard Kaczmarek, einer der Herausgeber des Lexikons, im Gespräch mit Silesia-News sagte, hätten sich er und einige weitere oberschlesische Historiker zuerst mit dem Gedanken getragen, die „Enzyklopädie der schlesischen Aufstände“ in ergänzter Form neu aufzulegen. Sehr problematisch habe sich aber die Frage der Urheberrechte gestaltet, zumal die in der kommunistischen Periode abgeschlossenen Verträge diese Frage sehr unpräzise beschrieben hätten. Aus diesem Grund habe man beschlossen, doch eine neue Publikation zu verfassen.
Trotz des Titels hat das Lexikon nicht ausschließlich einen enzyklopädischen Charakter. Die Erläuterungen zu den einzelnen Stichworten haben oft die Form längerer Aufsätze. Wie Prof. Kaczmarek hervorhebt, wurde in den Beiträgen mit Absicht auf eine allzu wissenschaftliche Sprache verzichtet, damit sich der Leserkreis nicht ausschließlich auf Fachleute beschränkt. Anders als es bei vielen älteren polnischen Publikationen zu diesem Thema der Fall war, berücksichtigt der Band auch die andere Seite des Konflikts. So findet man darin unter anderem Informationen über die deutschen Verbände, die an den Kämpfen gegen die Aufständischen beteiligt waren. Der Band 1 konzentriert sich auf den ersten schlesischen Aufstand und die wichtigsten politischen Ereignisse des Jahres 1919. Zwei weitere geplante Bände werden sich dem zweiten und dem dritten Aufstand widmen, freilich wird dabei auch die Volksabstimmung nicht unberücksichtigt bleiben. Den geografischen Mittelpunkt des Bandes 1 bildet der östliche Teil der Region, da in Mittel- und Westoberschlesien 1919 keine Kampfhandlungen stattgefunden haben.
Słownik Powstań Śląskich. Band 1, hrsg. von Maciej Fic und Ryszard Kaczmarek, 514 Seiten, Sprache: Polnisch; mit Abbildungen, Karten und Diagrammen. Online-Bestellungen über die Homepage der Schlesischen Bibliothek: www.bs.katowice.pl/pl/wydawnictwa
Text: Dawid Smolorz