Bericht von Friedemann Scholz
Unter Federführung der Landsmannschaft Schlesien, (Landesverband Sachsen – schlesische Lausitz) räumen Schlesienfreunde den alten Friedhof in Giersdorf auf.
Der dritte Einsatz auf dem alten evangelischen Friedhof in Giersdorf fand am 31.7. und 1.8.2020 statt. Bei diesmal hochsommerlichen Temperaturen gelang es den ehrenamtlichen Helfern, das letzte Drittel der Friedhofsfläche vom Baum- und Buschbewuchs zu befreien. Dabei kam am ersten Tag auch ein professioneller Häcksler zum Einsatz, der den entfernten Wildwuchs in einen großen Berg Häckselschnitzel verwandelte.
Nun ist das gesamte Friedhofsgelände zu überblicken. Das Unterholz, meist über Jahrzehnte gewachsener Efeu, wartet noch auf einen Rückschnitt bzw. seine Entfernung. Mit diesem freien Blick sieht man auch das gesamte Ausmaß der Zerstörung des Friedhofes nach dem Kriegsende. Unwillkürlich wird man demutsvoll still. Für uns Teilnehmer ist es jedoch auch eine erfüllende innerliche Freude, daß wir zur Wiederherstellung der Würde dieses Platzes und seiner Toten beitragen durften.
Während der Arbeiten kamen wiederholt Besucher auf den Friedhof und schauten sich die Arbeiten an. Familie Puschmann brachte am zweiten Tag Mineralwasser für die Helfer. Herr Puschmann mit seinen 82 Jahren ließ sich dabei eine zweistündige Mitarbeit nicht ausreden. Er ist selbst noch in Giersdorf geboren und sein Familiengrab an der Friedhofsmauer ist durch uns wieder sichtbar gemacht worden. Selbst eine Familie aus Holland ließ sich über den Friedhof führen und das Ziel der Arbeiten erklären.
Der große Haufen Häckselschnitzel wurde am zweiten Arbeitstag zum Wegebau eingesetzt. So konnten die Hauptallee und etliche Nebenwege sichtbar und bequemer begehbar gemacht werden.
Der Häckselberg wird abgetragen…
…und als Wegebelag genutzt
Einige umgestürzte Grabsteine wurden noch aufgestellt und freigeschnitten bevor zum Abschluß der Arbeiten der Grill angefeuert wurde. Im Gemeindehaus erwartete uns auch Kaffee und Kuchen.
Einige Teilnehmer besuchten um 17 Uhr das Benefizkonzert des Görlitzer Vereins „Ars Augusta e.V.“ mit seiner griechischen Sopranistin Eleni Triada Ioannidou in der Giersdorfer Kirche und unterstützten damit die weitere Renovierung des Gotteshauses durch die deutsch- polnische Stiftung „Kulturpflege und Denkmalschutz“.
Bei den einfachen Grabsteinen aus Sandstein fiel uns eine Eigenartigkeit auf, die wir so von den Friedhöfen anderenorts nicht kennen. Diese Grabsteine sind auf beiden Seiten beschriftet. Die Vorderseite zeigen die Lebensdaten und Namen, auf der Rückseite wird dem Verstorbenen mit ein paar persönlichen Worten gedacht. Gibt es diese Art der Steingestaltung auch auf anderen evangelischen Friedhöfen Schlesiens oder Deutschlands?
Grabstein – VorderseiteGrabstein – Rückseite
Wir planen noch einen weiteren Einsatz auf dem Friedhof. In einer kleineren Besetzung würden wir gern die noch auf der gesamten Fläche verstreut liegenden Grabsteine bergen und aufstellen sowie zuordnen. Ein genauer Termin wird bald veröffentlicht.
Text & Bilder: Friedemann Scholz