Ein Leben mit vielen Facetten

Vor 105 Jahren kam Herbert Hupka zur Welt

Aufgrund seiner kompromisslosen Haltung gegen die Anerkennung der polnischen Westgrenze war er in der Bundesrepublik umstritten und in der Volksrepublik Polen verhasst.

Neben dem Teschener Herbert Czaja gehörte Herbert Hupka in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts zu den führenden Vertriebenenpolitikern. Zunächst war er Mitglied der SPD, nach Brandts Ostverträgen wechselte er jedoch, damals schon als Präsident der Landsmannschaft Schlesien und Bundestagsabgeordneter, aus Protest zur CDU. Interessanterweise kam der Erzoberschlesier nicht in der Oderregion zur Welt. Er wurde am 15. August 1915 in einem britischen Internierungslager auf Ceylon geboren, da der Ausbruch des Ersten Weltkriegs seine Eltern während einer Reise nach China überrascht hatte. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Ratibor/Racibórz. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde die Familie schikaniert. Hupka kam sogar zeitweise ins Gefängnis, weil er als Soldat die jüdische Abstammung seiner Mutter verschwiegen haben soll. Sie selbst wurde in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, überlebte den Krieg aber. Nachdem Oberschlesien durch die polnische Verwaltung übernommen worden war, floh Herbert Hupka 1945 in den Westen Deutschlands.

In der Bundesrepublik war er als Journalist tätig, parallel entwickelte sich seine politische Karriere als Vertreter der Schlesier und der Vertriebenen. Im kommunistischen Polen galt der Präsident der Landsmannschaft in den 1970er und 1980er Jahren als Verkörperung des deutschen Revanchismus. Nicht nur die konsequente Ablehnung der Oder-Neiße-Grenze, sondern auch das Motto „40 Jahre Vertreibung – Schlesien bleibt unser“, das 1985 für das unter Hupkas Führung organisierte Schlesiertreffen ausgewählt wurde, machten ihn zum Erzfeind der Volksrepublik. Hupka selbst betrachtete sich dagegen nie als Feind Polens und der Polen. Er beteuerte, indem er jene politisch vertrete, die ihre Heimat verloren haben, setze er sich für Menschenrechte ein.

Nach dem Ende des Kalten Krieges und den deutsch-polnischen Nachbarschaftsverträgen änderte Hupka seine Einstellung zu den ehemals deutschen Ostgebieten. Nicht nur erkannte er als erster Vertriebenenpolitiker die Westgrenze Polens an, sondern engagierte sich fortan für die deutsch-polnische Annäherung. Nach 1989 besuchte er mehrmals Oberschlesien und unterstützte seine Heimatstadt in diverser Form, auch wenn er dort nicht immer ein willkommener Gast war. Das Image als „Polenfresser“, das ihm und seinem Parteikollegen Czaja in der kommunistischen Zeit auferlegt worden war, war nicht leicht loszuwerden. Herbert Hupka starb 2006 in Bonn im Alter von 91 Jahren. Acht Jahre zuvor erhielt er noch in Anerkennung seiner Verdienste für seine Heimatstadt die Würde des Ehrenbürgers von Ratibor.

Text: Dawid Smolorz