Die Highlights der oberschlesischen Industriekultur

Seit 2006 besteht in der Wojewodschaft Schlesien die Route der Technikdenkmäler

Bei der Umsetzung dieses Vorhabens ließ sich das Kattowitzer Marschallamt von der nordrhein-westfälischen Route der Industriekultur inspirieren.

Nach fast 15 Jahren ihres Bestehens ist die Route der Technikdenkmäler eine Marke für sich – ein polenweit bekanntes Netzwerk der interessantesten Industriestandorte im Süden des Landes. Im Jahr 2019 besuchten sie insgesamt mehr als 1,2 Mio. Menschen. Außer den „klassischen“ Objekten wie Berg- und Hüttenwerke umfasst sie unter anderem auch Schmalspurbahnen (darunter die älteste im Betrieb befindliche Schmalspurbahn Europas Beuthen/ Bytom – Georgenberg/ Miasteczko Śląskie), Brauereien, Arbeitersiedlungen, ein Brot-Museum, ein Feuerwehrmuseum und einen Radiosender.

Fördertürme des ehemaligen Bergwerks „Polska“ in Schwientochlowitz während der Industriada 2016, Wikimedia Commons, EwkaC.

Zu den spektakulärsten Sehenswürdigkeiten zählen die Hindenburger Guidogrube, die als tiefstes Besucherbergwerk des Kontinents gilt, und das beeindruckende Museum in der 1629 gegründeten Fürstlichen Brauerei in Tichau/ Tychy. Seit 2010 ist die Route der Industriedenkmäler der Wojewodschaft Schlesien Teil der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH), wobei den beiden erwähnten Objekten der Status der so genannten Ankerpunkte verliehen wurde. Sie gehören somit offiziell zu den wertvollsten historischen Industrieanlagen Europas. Teil der Route ist zudem die Silbermine in Tarnowitz/ Tarnowskie Góry, die zusammen mit ca. 20 weiteren Objekten aus der Stadt und ihrer Umgebung auf der Welterbe-Liste UNESCO steht. Ein Highlight, das nicht nur in Oberschlesien seinesgleichen sucht, ist die im Herbst 2018 eröffnete neue unterirdische Besucherroute im Stollen „Königin Luise“ in Hindenburg/Zabrze, die zum Teil den historischen Hauptschlüssel-Erbstollen umfasst – eines der interessantesten industriellen Objekte, die jemals in der Region entstanden.

Ausstellungsräume der Fürstlichen Brauerei in Tichau, Wikimedia Commons, Adrian Grycuk.

Jedes Jahr wird „Industriada“ veranstaltet – das Fest der Route der Industriedenkmäler. An einem Juni-Samstag haben die Besucher die Möglichkeit, das historische Erbe mal anders zu erleben. In postindustriellen Räumen finden Konzerte, Workshops, interaktive Installationen sowie Kino- und Theateraufführungen statt. Darüber hinaus werden an diesem Tag Sonderführungen angeboten. Auch in diesem Fall stellte die im Ruhrgebiet 2001 erstmals veranstaltete „ExtraSchicht“ die Inspiration dar.

Hauptschlüssel-Erbstollen, Teil der Besucherroute im Stollen Königin Luise in Hindenburg, Wikimedia Common, Andrzej Otrębski.

Derzeit stehen auf der Route der Technikdenkmäler der Wojewodschaft Schlesien 40 Objekte, wobei sieben von ihnen im nicht-schlesischen Teil dieses Verwaltungsbezirks liegen. Webpräsenz (in polnischer Sprache): www.zabytkitechniki.pl

Text: Dawid Smolorz

Unterirdische Besucherroute in der Guidogrube in Hindenburg, Quelle: Wikimedia Commons, Flickr