Neue Dauerausstellung im HAUS SCHLESIEN in Königswinter feierlich eröffnet

Nach zweijähriger Umbauphase feierte das Dokumentations- und Informationszentrum von HAUS SCHLESIEN am 30. Juni 2022 die Eröffnung der neuen Dauerausstellung

Prominente Gäste aus Deutschland und Polen, aus Kultur und Politik, waren dabei.

Nach zweijähriger Umbauphase feierte das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) von HAUS SCHLESIEN in Königswinter am 30. Juni 2022 die Eröffnung der neuen Dauerausstellung. Bei dem Festakt waren neben Dr. Norbert Röttgen, MdB, und einer Vertreterin der Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth, auch Vertreterinnen und Vertreter des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW sowie polnischer Museen und Universitäten anwesend.

Röttgen hob den „Beitrag von Haus Schlesien zum intensiven Dialog mit Institutionen und Vereinen insbesondere in Polen“ hervor, was „gerade in der aktuellen Lage von höchstem Wert“ sei. Prof. Dr. Marek Hałub von der Universität Wrocław (Breslau) betonte in seinem Grußwort, dass in Wrocław das HAUS SCHLESIEN hochgeschätzt werde, da dort „Initiativen entwickelt werden, um vor allem jungen Menschen den Zugang zu Schlesien und zum oft unbekannten Nachbarland Polen zu ebnen“. Der Direktor des Breslauer Stadtmuseums, Dr. Maciej Łagiewski, unterstrich die jahrzehntelange museale Kooperation mit HAUS SCHLESIEN als „wertvolle Form der Zusammenarbeit, die das Wissen beider Partner vertieft und ermöglicht, die verwickelte Geschichte der schlesischen Region und ihrer Hauptstadt besser zu verstehen“.

Die neue Dauerausstellung erstreckt sich über 300 qm und ist in acht Themenhäuser aufgeteilt. Als Gestaltungsfirma konnte das renommierte Atelier Schubert aus Stuttgart gewonnen werden. Thematisiert wird nicht nur die Tragik der deutsch-polnischen Geschichte im 20. Jahrhundert, die sich in Schlesien verdichtet. Auch der Kultur- und Erinnerungsraum Schlesien wird mit seinen vielfältigen Facetten vorgestellt. Interaktive Mitmach- und Medienstationen mit Zeitzeugenberichten, Familienschicksalen und Hintergrundinformationen bieten den Besucherinnen und Besuchern, vor allem auch Jugendlichen und Studierenden, auf anschauliche Weise vertiefende Informationen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde von Stalin der polnische Staat 200 Kilometer nach Westen verschoben. Die Deutschen wurden aus den unter polnische Verwaltung gestellten Gebieten systematisch vertrieben, wenn sie nicht schon vorher vor der Roten Armee geflohen waren. Die Polen aus den in die Sowjetunion inkorporierten Gebieten wurden in die vormals deutschen Ostgebiete zwangsumgesiedelt. So kam die Stadt Lemberg zur späteren Ukraine, und mit den polnischen Professoren die Tradition der Lemberger Universität an die nun polnische Universität in Breslau. Der einst wie heute wichtigen Kulturmetropole Breslau – Europäische Kulturhauptstadt von 2016 – ist ein eigenes Themenmodul gewidmet. Die Stadt ist Bezugspunkt verschiedener Erinnerungsgemeinschaften: Die Erinnerung an das deutsche Breslau zog mit den deutschen Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg gen Westen. Der polnische Staat mobilisierte nach 1945 zahlreiche Ressourcen, um die Identifikation der neuen Bewohner mit der Stadt zu stärken. Es wurde das Geschichtsbild eines (fast) immer schon polnischen Breslaus konstruiert, die deutsche Epoche der Stadt wurde faktisch aus dem Gedächtnis amputiert. Erst nach der Wende konnte langsam eine Suche nach den Spuren der deutschen Vergangenheit beginnen, die heute großes Interesse bei den Stadtbewohnern weckt, vor allem den jüngeren. So ist Breslau heute ein echter europäischer Erinnerungsort.

Die Ankunft der Vertriebenen in den „neuen Heimaten“ und die Integration in die Nachkriegsgesellschaften waren ein jahrzehntelanger mühevoller individueller sowie politischer Prozess. Die Erfahrung des Heimatverlustes führte häufig zu Traumata, die bis in die folgenden Generationen nachwirken. Das Sammeln von Erinnerungsstücken aus der verlorenen Heimat half den Menschen, in der Fremde ihre eigene Identität zu bewahren und die Verlusterfahrung zu verarbeiten. Die Geschichte von Alltagsgegenständen, aber auch einer Fülle wertvoller Exponate von Privatsammlern, aus Heimatsammlungen und der Sammlung von HAUS SCHLESIEN zeigen diese Erinnerungsarbeit und geben einen Einblick in die vielfältige schlesische Erinnerungskultur.

Text: Florian Paprotny, Haus Schlesien

Die neue Museumskasse verbindet jetzt den Innenhof von HAUS SCHLESIEN mit dem Park. Foto: Paul Meixner
In der Dauerausstellung erschließen sich dem Besucher in acht Themenhäusern immer neue Räume und Dimensionen. Foto: Paul Meixner
Im Vordergrund ist das Breslau-Themenhaus zu sehen. Foto: Paul Meixner
Im Themenhaus zur Stadt Breslau befindet sich das Kunstwerk „City in process“ des Künstlers Michael Merkel. Hier können Breslauer Stadtpläne aus verschiedenen Epochen in Puzzleform miteinander verbunden werden, so dass die vergangenen Zeitschichten stets sichtbar bleiben. Foto: Paul Meixner
Rund 100 Gäste waren beim Festakt anwesend. Foto: Paul Meixner
Dr. Norbert Röttgen, MdB, lobte die Arbeit von HAUS SCHLESIEN. Foto: Paul Meixner

Kontakt und Information

HAUS SCHLESIEN – Dokumentations- und Informationszentrum für schlesische Landeskunde
Dollendorfer Straße 412, 53639 Königswinter
Telefon 02244 – 886 0 | kultur@hausschlesien.de | www.hausschlesien.de

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