Vor 155 Jahren ist in Hirschberg Dr. Richard Wunsch (1869 -1911) geboren
Er war u. a. Leibarzt des letzten koreanischen Kaisers und angesehener Arzt in Japan und China.
Richard Carl Franz Georg Wunsch wurde am 4. August 1869 in Hirschberg (heute Jelenia Góra) im Riesengebirge geboren. Die Eltern, Friedrich Wunsch, Werkführer, geb. in Nieder-Adersbach in Böhmen, und Pauline Auguste Louise Talke aus Conradsdorf, wurden am 12. Oktober 1868 in der Gnadenkirche zu Hirschberg getraut.
Richard Wunsch besuchte in Hirschberg die Schule und hat Ostern 1890 am königlich-evangelischen Gymnasium in Hirschberg das Abitur bestanden. Danach studierte er an der Universität Greifswald Medizin. Nach dem mit “sehr gut” bestandenem Staatsexamen erfolgte auch dort seine Promotion.
Bevor ihn sein Lebensweg nach Ostasien führte, war er
- 1895/96: Assistent in der Chirurgischen Klinik in Greifswald bei Heinrich Helferich,
- 1896: Patient (Rippenfellentzündung) in der Schweiz und anschl. Assistenzarzt in den Lungensanatorien von Arosa und Davos,
- 1898/99: Arzt im Deutschen Krankenhaus in London,
- 1899/1900: Volontärarzt am Pathologischen Institut bei Professor Rudolf Virchow in Berlin (Prof. Virchow hat ihm ein exzellentes Zeugnis aufgestellt),
- 1900/1901: Assistenzarzt an der Königlichen Universitäts-Frauenklinik in Königsberg in Preußen bei Professor Winter.
Am 1. Juni 1901 unterzeichnete er in Hamburg den Anstellungsvertrag (für drei Jahre) als Hofarzt beim Kaiser von Korea. Der württembergische Mediziner Prof. Erwin Otto Eduard Bälz (1849-1913), der in den Jahren 1876 bis 1905 als kaiserlicher Leibarzt in Tokio wirkte, hatte ihm diese Stellung angeboten und vermittelt.
Mit dem Reichspostdampfer „Kiautschou“ trat Wunsch am 3. September 1901 von Bremen aus die Ausreise an und erreichte am 2. November die Hafenstadt Chemulpo (heute Inch’on, eine Hafenstadt an der Westküste Koreas).
Richard Wunsch hatte eine starke familiäre Bindung. Ab seiner Assistenzzeit an der Klinik in Greifswald ließ er seine Familie an seinen ärztlichen Tätigkeiten und Erlebnissen in sehr vielen Briefen teilhaben. Ab Ende 1901 kamen dann manchmal mehrmals wöchentlich die Briefe aus dem fernen Ostasien. Aber auch das Interesse am Geschehen in der alten Heimat war groß und so ließ er sich auch die Zeitung, den „Boten aus dem Riesengebirge” nach Asien schicken.
Im April 1905 berief ihn Prof. Erwin Bälz (Leibarzt der kaiserlichen Familie in Tokio) als seinen Nachfolger nach Japan. Dr. Wunsch führte eine angesehene Praxis, wurde Arzt der Englischen Botschaft und Arzt der Deutschen Botschaft.
Während eines Heimaturlaubs im Frühjahr 1907 verstarb sein Vater, der Fabrikbesitzer Friedrich Wunsch in Boberullersdorf (heute Wrzeszczyn) am 25. April. In der Sterbeurkunde wird der Sohn des Verstorbenen, Dr. Richard Wunsch, als Botschaftsarzt in Tokio, Japan, aufgeführt. Der Vater hatte 1894 die Holzstoff-Fabrik (Rohstoff für die Papier- bzw. Pappenherstellung) erworben. Am 28. Juni 1907 hat Dr. Wunsch beim Landeshauptmann in Breslau die Fabrik mit allem Drum und Dran für 225.000 Mark verkauft, so daß der Mutter eine jährliche Rente von 3.000 Mark sicher war. Die Lage der Fabrik, die in Bereich der geplanten Bober-Talsperre lag, machte den Verkauf erforderlich.
Nach der Beisetzung reiste Richard Wunsch nach Berlin und London, um über das Fortbestehen seiner Position als englischer Botschaftsarzt in Tokio Näheres zu erfahren. Am 13. Juli 1907 heiratete er Marie Scholl in Mailand und reiste mit ihr am 31. Juli von Neapel aus nach Japan zurück.
Von 1908 bis 1911 führte Dr. Richard Wunsch in Tsingtau eine große Allgemeinpraxis als leitender Arzt am Faber-Hospital für Chinesen (30 Betten – ca. 2.700 Patienten pro Jahr) und Europäer (12 Betten – ca. 120 Patienten pro Jahr).
Ende Februar 1911 infizierte sich Richard Wunsch bei seinen Patienten im chinesischen Hospital mit Flecktyphus (epidemisches Fleckfieber), der durch Flöhe und Läuse übertragen wird), einer Krankheit, die zur damaligen Zeit oft einen tödlichen Verlauf nahm. Am 13. März 1911 starb er im jungen Alter von 41 Jahren und wurde drei Tage später eingeäschert.
Seit 1990 wird der renommierte Richard-Wunsch-Preis für medizinische Forschung in Korea verliehen. Diese Auszeichnung wird vom deutschen Pharmaunternehmen Firma Boehringer Ingelheim gestiftet. Preisgeld sind 50.000 000 Südkoreanischer Won = ca. 36.000 Euro.
Literatur:
- Claussen-Wunsch, Gertrud: Dr. med. Richard Wunsch. Arzt in Ostasien Büsingen/Hochrhein, Krämer Verlagsgesellschaft mbH 1976
- Claussen-Wunsch, Gertrud: Fremde Heimat Korea. Ein deutscher Arzt erlebt die letzten Tage des alten Korea (1901-1905) München, Verlag Gerd Simon und Claudia Magiera 1983
- Claussen-Wunsch, Gertrud: Ein Viertelliter Medizin für den Kaiser von Korea. Deutsches Ärzteblatt 1977; 4: S. 246-249
Textvorlage und Bilder: Ullrich Junker und Prof. Dr. med. Helmuth Steininger
Redaktion: Agnieszka Bormann