Museum Gleiwitz (Muzeum w Gliwicach) feiert Jubiläum

Das drittälteste Museum Oberschlesiens feiert sein 120. Gründungsjubiläum  

Aus mehreren Gründen gehört die Gleiwitzer Einrichtung zu den interessantesten Museen der Region.

Anders als sein Name suggerieren könnte, ist das Museum Gleiwitz mehr als nur eines der vielen lokalen Museen. In einem gewissen Sinne setzt es die Tradition des vor 120 Jahren gegründeten „Oberschlesischen Museums in Gleiwitz“ fort, denn seine thematischen Schwerpunkte gehen zum Teil nach wie vor weit über die lokale und sogar regionale Problematik hinaus.

Die Villa Caro, der Hauptsitz des Museums. Quelle: Nemo5576, Wikimedia Commons

Die Dauerausstellung im Hauptsitz des Museums, der sich in der ehemaligen Villa des wohlhabenden Industriellen Oscar Caro befindet, widmet sich der Wohnkultur oberschlesischer Industrieller im späten 19. Jahrhundert. Ein großer Teil der Exponate stammt dabei aus dem im Landkreis Gleiwitz gelegenen Schloss Plawniowitz (Pławniowice), dem Stammsitz des Adelsgeschlechts von Ballestrem, das zu den bedeutendsten oberschlesischen Industriellenfamilien zählte.

Das Domizil einer der Außenstellen ist die weltbekannte Anlage „Sender Gleiwitz“ mit dem historischen Sendeturm, dessen Silhouette aus dem Stadtbild nicht wegzudenken ist. Ihren thematischen Schwerpunkt bildet die nationalsozialistische Provokation vom 31. August 1939, mit dem Adolf Hitler einen Vorwand für den geplanten Angriff auf Polen schaffen wollte.

Eine große Lücke in der Darstellung der regionalen Geschichte wurde 2016 mit der Eröffnung der Außenstelle „Haus der Erinnerung an die Juden Oberschlesiens“ gefüllt. Die Einrichtung beleuchtet das Schicksal einer aus Sicht der Region wichtigen Bevölkerungsgruppe, das sonst in einer solch komplexen Form nirgendwo berücksichtigt wird. Denn aufgrund der früheren Zugehörigkeit Oberschlesiens zum Deutschen Reich und der deutschen Identität der oberschlesischen Juden ist dieses Thema in den Museen, die sich heute mit der Geschichte der polnischen Juden auseinandersetzen, so gut wie nicht präsent. In Deutschland geriet diese Gruppe wiederum nach der Grenzverschiebung von 1945 weitgehend in Vergessenheit.

Eine starke Position in der oberschlesischen Museumslandschaft haben auch die weiteren Außenstellen, von denen sich die eine im ehemaligen Zeughaus (offiziell Piastenschloss) und die andere in der Maschinenhalle der vor über 20 Jahren stillgelegten Gleiwitz-Grube befindet. Die erstere konzentriert sich auf die Stadtgeschichte. Die Ausstellung in der letzteren wurde wiederum als eine Art Spaziergang durch die Vergangenheit der Stadt und der Region konzipiert und erzählt in spannender Form die Geschichte der Gleiwitzer Eisengießerei und des Kunstgusses.

Das Piasten-Schloss in Gleiwitz (Gliwice) ist eine der Außenstellen des Museums in Gleiwitz. Fot. A. Bormann

Das Oberschlesische Museum in Gleiwitz, die Vorgängerinstitution des Museums Gleiwitz, wurde 1905 auf Initiative einiger engagierter Stadtbürger gegründet. In Oberschlesien haben nur Neisse (Nysa) und Oppeln (Opole) ältere Museen (eröffnet 1897 und 1900). Bis zur Entstehung des Oberschlesischen Landesmuseums in Beuthen (Bytom) 1932 genoss die Gleiwitzer Einrichtung den Rang der wichtigsten in der Region. Anlässlich des 120. Gründungsjubiläums wird in der Villa Caro bis zum 21. November eine Wechselausstellung präsentiert, in deren Mittelpunkt die Geschichte des Museums Gleiwitz steht.

Text: Dawid Smolorz