Ausstellung „Heckert Glas 1866-1923“

Ausstellung 7.04. – 2.08. 2020, Schlesisches Museum zu Görlitz

Die Ausstellung widmet sich der Glasfabrik von Friedrich Heckert im schlesischen Petersdorf am Fuß des Riesengebirges. 

Orientalische Gläser aus Schlesien?

Anfang der 1880er Jahre entwickelte Fritz Heckert in Petersdorf/Piechowice eine neue Serie an Kunstgläsern mit dem Namen „Jodpur“. Sie war äußerst erfolgreich und wurde auch nach dem Aufgehen der Fa. Heckert in die Josephinenhütten AG 1923 noch einige Jahre lang hergestellt.
Schon vor Entwicklung der Jodpur-Serie beschäftigte sich Fritz Heckert wie auch seine internationalen Konkurrenten intensiv mit der Herstellung von orientalisierenden Gläsern. Dem Geschmack der Zeit entsprechend, angeregt durch die in dichter Folge durchgeführten Weltausstellungen, wurden Formen und Dekore aus der arabischen und indischen Kultur aufgegriffen, nachgeahmt und frei mit europäischen Stilelementen kombiniert.
In der Firmenchronik von 1916 heißt es dazu: „Heute beschäftigen sich die … Arbeiter hauptsächlich mit der Nachbildung der schönsten Gläser in Museen und Privatsammlungen, mit der Herstellung von Wappengläsern aller Art und mit einem Sonderartikel der Glashütte, den sogenannten ‘Jodpur-Gläsern’. Diese Verzierungsart geht auf eine Anregung des Geheimrates Prof. Reuleaux zurück, die von einer Reise nach Indien [1881] von dortigen Eingeborenen hergestellte Emailarbeiten auf Broncegrund nach Hause brachte, deren reiche und dabei noch fein abgestimmte Farbwirkung bei diesen ´Jodpur-Gläsern´ durch farbige Glasflüsse [Email] erzielt werden.“
In seinem Bericht über die indischen Metallgefäße von 1884 erläuterte Reuleaux selbst dazu: „Die … Gefäße … stammen aus der Stadt Dschodpur in Indien … sie sind aus Rothkupfer getrieben, darin emailirt oder beschmelzt und schließlich auf den metallisch bleibenden Flächentheilen vergoldet.” Und er schließt: „Herr Fritz Heckert in Petersdorf hat auch diese Stücke in Glas mit Schmelzbemalung übersetzt, die dabei hinzukommende Durchsichtigkeit der offenen Stellen und der Durchscheinung der bemalten Stellen gibt sehr hübsche Effekte.“
Die Eigentümlichkeit und Originalität der Jodpur-Gläser aus der Glas-Raffinerie F. Heckert beruhte in einer farbenfrohen, transluziden Emailmalerei im Verbund mit einer eingeschliffenen reichen Gold-Ornamentierung. Fritz Heckert, 1887 verstorben, erlebte selbst nur die Anfänge dieser Erfolgsserie, die europaweit beliebt war.

Eine Auswahl dieser bis heute beeindruckenden und faszinierenden Gläser ist vom 7.04. bis 2.08. 2020 im Schlesischen Museum in der Ausstellung „Heckert Glas 1866-1923“ zu sehen. Eröffnung am 5.04 um 15:00.

Foto: René E. Pech egmontmedien © Schlesisches Museum zu Görlitz, Sammlung Gelfort