Unterhalb von Glatzer Schneeberg im Glatzer Land kann man unterirdische Stollen im ehemaligen Uranbergwerk besichtigen
Der Uranabbau setzte in Niederschlesien in der Zwischenkriegszeit an.
Das Uran wurde in Niederschlesien bereits in der Zwischenkriegszeit abgebaut, war aber damals nicht von strategischer Bedeutung. Dies änderte sich nach 1945, als mit dem Beginn des Kalten Krieges ein heftiges atomares Wettrüsten einsetzte. In den späten 1940er und frühen 1950er Jahren waren in Niederschlesien mehrere Uranbergwerke aktiv, vor allem in Kowary (Schmiedeberg) im Riesengebirge, Miedzianka (Kupferberg) im Landeshuter Kamm, Radoniów (Ottendorf) bei Gryfów Śląski (Greiffenberg) und in Kletno (Klessengrund) im Glatzer Schneegebirge. Was in der Region abgebaut wurde, wurde an die Sowjetunion geliefert, die damals intensiv an ihrem Atomwaffenprogramm arbeitete. Die niederschlesischen Bergwerke arbeiteten unter großer Geheimhaltung und unter strenger russischer Aufsicht.
Im Glatzer Schneegebirge wurde Uran in Kletno (Klessengrund) in der Nähe von Stronie Śląskie (Seitenberg), wo sich die größte derartige Mine in der Region befand, und höchstwahrscheinlich in zwei weiteren kleineren Orten, gefunden und abgebaut. Das Bergwerk Kletno war von 1948 bis 1953 in Betrieb. Es bestand aus 20 Stollen und drei Schächten, und alle Abbaustellen hatten eine Gesamtlänge von über 37 km. Insgesamt wurden dort 20 Tonnen metallisches Uran abgebaut. Berichten zufolge reichte dies aus, um zwei Atombomben zu bauen. Später, als die Uranvorkommen in Kletno erschöpft waren, wurde dort noch bis 1958 Fluorit (Flussspat) abgebaut.
Bunter Untergrund
Auf dem Gelände des Bergwerks in Kletno, das sich in unmittelbarer Nähe der berühmten Bärenhöhle (Jaskinia Niedźwiedzia) befindet, wurde ein unterirdischer Touristenpfad eingerichtet. Die ersten 200 Meter wurden im August 2002 eröffnet. Derzeit beträgt die Länge der in Kletno zur Verfügung gestellten Ausgrabungen etwa 400 Meter. Die gesamte Strecke kann in 45 Minuten zurückgelegt werden.
Dabei regt das Uran selbst die Phantasie am meisten an. Uranerzklumpen sind auch bei der Besichtigung des Stollens zu sehen, aber sobald man sich in einem unterirdischen Gang befindet, sind es die fantastisch gefärbten Wände, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Es erinnert ein wenig an einen “Kuchen”, der aus verschiedenen Mineralien besteht – grün, rötlich-rot oder blau. Dazu gehören Fluorit, Amethyst, Milchquarz oder Malachit. Während der Besichtigung können Sie auch viele Bergbauausrüstungen aus der Zeit des Uranabbaus besichtigen.
Die Touristenführer berichten auch über die sehr schwierigen und äußerst gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen der Bergleute zur Zeit des Uranabbaus. Dies gilt für alle Bergwerke dieser Art in Niederschlesien. Die Bergleute litten sehr häufig an Lungen- und Atemwegserkrankungen. Sie wussten nicht, was sie da abbauten. Sie wussten auch nicht, wie giftig Radon (ein Gas, das als Nebenprodukt des Uranzerfalls entsteht) in hohen Konzentrationen für ihren Körper ist.
Interessanterweise entwickelte sich der Bergbau in diesem Gebiet schon seit dem Mittelalter, obwohl die Bergleute von einst eher nach Eisen- und Kupfererzen sowie Silber suchten. In der Mine in Kletno sind Spuren des alten Bergbaus von vor Jahrhunderten zu sehen. Eine der Attraktionen hier sind sogar Expeditionen durch enge, mittelalterliche Stollen.
Kowary auch zu besuchen
Auch in Kowary (Schmiedeberg) können ehemalige Urangruben besichtigt werden. Dort gibt es zwei unterirdische Strecken: in den ehemaligen Bergwerken Liczyrzepa (die Strecke seit 2000 in Betrieb, 1200 Meter lang) und Podgórze (die Mine nach dem Krieg gebaut, 2011 Stollen für Touristen eröffnet, etwa 1600 Meter lang).
Der Besuch ehemaliger Uranminen ist unbedenklich – heute gibt es kein Strahlungsrisiko mehr.
Text und Fotos: Sławomir Szymański
Info: Kopalnia Uranu Kletno – Podziemna Trasa Turystyczno-Edukacyjna, PL-57-550 Kletno 40, www: Kopalnia Uranu w Kletnie | 600 lat górnictwa w Kletnie (kletno.pl)