Die Werderbrücken in Wrocław (Breslau) erstrahlen im neuen Glanz

Drei Werderbrücken, die das Zentrum der Stadt mit dem Bürgerwerder verbinden, wurden am Wochenende 28/29. Januar 2023 feierlich wiedereröffnet

Die Sanierung dauerte drei Jahre lang und kostete über 70 Mio. Złoty.

Nach drei Jahren ist es so weit. Die drei Werderbrücken (Mosty Pomorskie): die südliche, die mittlere und die nördliche Werdebrücke, die das Zentrum der Stadt mit dem Bürgerwerder (Kępa Mieszczańska) verbunden haben, wurden an dem Wochenende 28/29. Januar 2023 feierlich wiedereröffnet.

„Die Renovierung der Brücken hat über siebzig Millionen Złoty gekostet. Das Geld hat die Stadt Wrocław, MPWiK (Städtische Wasser- und Abwassergesellschaft) und die Firma Fortum aufgebracht. Es scheint viel, aber heutzutage, bei der aktuellen Inflationsraet, wäre es doppelt so viel“ – sagte Wojciech Kaim – Projektleiter des städtischen Unternehmens Wrocławskie Inwestycje (Breslauer Investitionen), der u.a. für die Sanierung der Brücken zuständig war. Nach Beendigung der Bauarbeiten machte er mitten auf der Brücke einen Kopfstand (sic!). Nachdem er drei Jahre die Brücke auf dem Kopf hatte, wollte er jetzt die Situation symbolisch umdrehen. Es klappte hervorragend – der Projektleiter trainiert nämlich seit vielen Jahren Yoga.

Die Renovierung der Brücken hat ca. 70 Millionen Złoty gekostet.

Die größten Kosten der Sanierung waren damit verbunden, dass man zwei große Rohre, die das heiße Wasser von dem Heizkraftwerk ins Zentrum geliefert haben, unter das Oderbett verlegen musste. Jahrzehnte lang haben sie an den Brücken gehangen und sie unnötig belastet. Um die wunderschönen Details der südlichen Werderbrücke zu zeigen, vor allem die 68 Maskarone, die fantastische Wasserwesen aus Sandstein darstellen, musste man zwei große Tunnels unter dem Fluss, auf der Tiefe von 16,5 Meter bohren. „Es war eine sehr komplizierte, teure, aber unentbehrliche Maßnahme. Nachdem die Heizungsrohre entfernt wurden, kann man endlich die Details der Brücke in voller Pracht sehen. Die Maskarone wurden einige Monate lang händisch geputzt. Man musste auch Schießspuren beseitigen, fehlende Elemente ergänzen und zwei Maskarone neu anfertigen. Es war viel Arbeit, aber der Endeffekt ist wirklich toll“ – sagte bei der öffentlichen Führung anlässlich der Brückeneröffnung Krzysztof Świercz, der Sprecher des städtischen Unternehmens Wrocławskie Inwestycje.

Die Maskarone stellen fantastische Wasserwesen dar. Alle Details werden in der Nacht beleuchtet.

Der Oderübergang funktionierte an dieser Stelle seit dem 14. Jahrhundert und war überwiegend mit den am Südarm der Oder liegenden Mühlen verbunden. Die hölzernen Brücken haben bis zum 19. Jahrhundert ausgereicht. Im Jahre 1879 wurde an der Schleuse bei dem südlichen Ufer des Bürgerwerders die mittlere Brücke gebaut und unter dem Bürgermeister Ferdinand Friedensburg eröffnet. In den Jahren 1904-1905, während der Amtszeit des genialen Oberbürgermeister Georg Benders, folgte die südliche Werderbrücke. Die jüngste und die modernste Brücke (aus Stahl) war die nördliche Werderbrücke, die 1930 von der Firma Beuchelt & Co. aus Grünberg (heute Zielona Góra) gebaut wurde. Diesmal wurde die Brücke von dem Bürgermeister Otto Wagner eröffnet. Drei Brücken, drei Bürgermeister und nun drei Jahre Sanierung. Die alten neuen Brücken wurden von dem Stadtpräsidenten Jacek Sutryk eröffnet.

Als die malerischste Brücke gilt die südliche Werder-Brücke, die zahlreiche Sandsteindetails hat

Als die schönste Brücke – wegen ihrer malerischen Form und den zahlreichen Sandsteindetails – ist die südliche Werderbrücke. Sie wurde von dem Architekten Karl Klimm im neoromanischen Stil entworfen. Bei dem Eingang zu der Brücke wurden zwei Pavillons gestellt, die an die ehemaligen Zollhäuschen erinnern sollten. Nach der Sanierung ist an einem der Zollhäuschen wieder die deutsche Inschrift Werder-Brücke zu sehen, an dem anderen ist das Datum der Errichtung, der Buchstabe „W“ von (Wratislavia) und das Datum der Renovierung sichtbar. Die Laternen an den Häuschen sind original, sie wurden aber mit Strom versorgt. Die Wasserspeier mussten neu aus Blech entworfen werden. Es beschäftigte sich damit die Firma Rextorn Metalwork, die vor kurzem auch die Laternen an der Dombrücke gemacht hat. An der Brücke wurden sechs Türmchen wiederaufgebaut, die Laternen tragen. Die Laternen an der Brücke sehen anders als früher aus, weil sie heutzutage auch Straßenbahn-Oberleitung halten müssen. Die Taucher haben vor der Rekonstruktion versucht, Elemente der alten Vorkriegsbrücken in der Oder zu finden – vergebens.

„Wir haben 230 Tonnen Sandstein für die Brücke verwendet (die Ziegelmauern sind von außen mit Sandsteinblöcken verkleidet, das Geländer ist ebenfalls aus Sandstein). Der Sandstein kommt aus dem Heuscheuergebirge (Góry Stołowe, Radków). Er ist qualitativ sehr gut, extrem witterungsbeständig und patiniert langsam: weißlich-graue und graugelbe Sorten werden mit der Zeit hellgrau, gelbe Sorten werden grau-gelb und dunkelgelb“ – sagte der Sprecher des städtischen Unternehmens. „Die Brücke soll den Einwohnern lange dienen“.

Die Werder-Brücken sind ab dem 30. Januar 2023 für den Stadtverkehr wieder zugänglich (zuerst für die städtischen Busse, später auch für die Straßenbahnen).

Anlässlich der Eröffnung der Brücken wurden öffentliche Führungen für die Stadtbewohner organisiert. Man konnte an einer speziellen Fahrt mit einer Oldtimer-Straßenbahn und einer Musikparty teilnehmen.

Text & Bilder: Małgorzata Urlich-Kornacka