Oberschlesier schreiben Geschichte in Amerika
Erster Oberschlesier, der im Übersee für (negative) Schlagzeilen sorgte, war der Revolverheld Martin Mroz.
Nur 33 Jahre alt war Martin Mroz (alias Martin M´rose oder McRose), als er 1895 bei El Paso auf der Grenzbrücke zwischen Texas und Mexiko erschossen wurde. Bei einer versuchten Festnahme eröffnete er auf texanische Polizisten das Feuer, woraufhin diese ihn tödlich verletzten. Der Sohn oberschlesischer Eltern aus St. Hedwig (mehr über die Auswanderung aus Oberschlesien nach Amerika) ging als Revolverheld, Viehdieb und Gangster in die kriminelle Geschichte von Texas ein. Seinerzeit schloss er sogar mit John Wesley Hardin Bekanntschaft, einer legendären Figur des Wilden Westens. Die Vorfahren Martin Mroz‘ stammten ursprünglich aus Kadlub (Kadłub) bei Groß Strehlitz (Strzelce Opolskie). Der Familienname ist übrigens auch heute noch im Groß Strehlitzer Land in verschiedenen Schreibweisen verbreitet.
In den letzten Jahrzehnten galt der 1931 geborene John Walter Yanta als bekannter Amerikaner mit oberschlesischen Wurzeln. Der Urenkel der Einwanderer aus der Oder-Region war von 1997 bis 2008 Bischof der katholischen Diözese von Amarillo. Seit den 1970er Jahren setzte er sich mit Erfolg für die Wiederherstellung der Kontakte zwischen den Einwohnern von Panna Maria und Oberschlesien ein. In dem Ort, der 1854 von mehreren Dutzend aus dem Regierungsbezirk Oppeln eingewanderten Familien gegründet worden war, wurde auf Initiative des Geistlichen ein Museum eröffnet, das die frühe Geschichte von Panna Maria präsentiert. Bischof Yanta starb im Jahr 2002.
Einer der ersten Oberschlesier, der im Übersee eine positive Karriere machte, war der 1837 noch in Schwieben (Świbie) bei Gleiwitz (Gliwice) geborene Peter Kiolbassa. Als knapp 20-Jähriger kam er mit seinen Eltern und Geschwistern nach Texas. Seine Familie gehörte zu den Pionieren, die Panna Maria gegründet haben. Erwähnenswert ist sein Schicksal während des Sezessionskrieges. Als Texaner kämpfte er zunächst auf der Seite der Konföderation. Nach der Gefangennahme in der Schlacht bei Arkansas nutzte er aber das an „Ausländer“ gerichtete Angebot, wechselte zu den Unionstaaten und leistete fortan seinen Dienst im 16. Kavallerie-Regiment Illinois. Da er nach Kriegsende im Süden als Überläufer galt, zog er nach Chicago. In der damals zweitgrößten Stadt der USA engagierte er sich politisch und bekleidete mehrere wichtige Ämter. Unter anderem war er Bauamtsleiter und Schatzmeister von Chicago. Im Stadtrat repräsentierte er die Demokratische Partei. Er starb 1905.
Im kulturellen Bereich waren die oberschlesischen Amerikaner durch Claude Stanush vertreten, einen Journalisten und Schriftsteller, der 1918 in San Antonio zur Welt kam. Zum Beststeller wurde sein Band „All Honest Men“, den er zusammen mit seiner Tochter Michele verfasste. Anhand seiner Literatur entstanden die Westernfilme „The Newton Boys“ und „The Lusty Men”, wobei Stanush in beiden Fällen als Co-Autor an den Drehbüchern mitwirkte. In dem ersteren Streifen spielten Matthew McConaughey und Ethan Hawke als Hauptdarsteller. Claude Stanush starb 2011 in seiner texanischen Geburtsstadt San Antonio.
Text: Dawid Smolorz