Das Fest des Feuers in Sohrau

Seit über 300 Jahren wird im oberschlesischen Sohrau/ Żory am 11. Mai das Fest des Feuers gefeiert

Dieses Jahr hatte es allerdings wegen der Corona-Pandemie eine deutlich bescheidenere Form.

Die Hintergründe des großen Stadtbrandes am 11. Mai 1702 sind gut bekannt. Es war kurz vor Mitternacht, als der Ratsherr Andreas Peisker Hunger verspürte und sich einen Hasenbraten zubereiten ließ. Sein Diener war jedoch nicht vorsichtig und verursachte einen Brand, der im Endeffekt die ganze Stadt, die damals mehrheitlich aus Holzbauten bestand, in Schutt und Asche legte. Selbst der Bürgermeister Martin Scholz verlor dabei sein Leben. Nach diesem Unglück schworen die Bürger von Sohrau, alljährlich am 11. Mai mit einer Prozession Gott um Schutz vor Feuerkatastrophen anzuflehen. Bis auf die Zeit des Zweiten Weltkrieges und die Jahre des Stalinismus werden die Umzüge seitdem ununterbrochen veranstaltet. Sie bilden mittlerweile ein wichtiges und zugleich originelles Element der  Erinnerungskultur von Sohrau und Umgebung. Bis 1939 galt der 11. Mai sogar als lokaler Feiertag, an dem Schulen, Läden und Ämter geschlossen waren. In Anlehnung an diese Tradition wurde in der Stadt 2014 das einzige Feuermuseum Polens eröffnet.

Interessanterweise ist die Stadt mit dem Element Feuer schon wegen ihres Namens wohl unzertrennlich verbunden. Denn die polnische Variante „Żory“ leitet sich von dem Wort „żar“ (Glut) ab und weist damit auf die Art und Weise hin, wie das Gelände, auf dem die Stadt entstand, gerodet worden war. Zum letzten Mal wurde Sohrau im März 1945 durch Feuer zerstört – dieses Mal allerdings nicht durch eine Brandkatastrophe, sondern durch das Feuer der sowjetischen Artillerie, die innerhalb von wenigen Stunden die Innenstadt in eine Ruine verwandelte.

In diesem Jahr fand der Umzug zum Fest des Feuers nicht statt. Wegen des epidemischen Notstandes musste die Prozession, an der gewöhnlich mehrere Tausend Bürger teilnehmen, abgesagt werden. Die Feierlichkeiten beschränkten sich somit auf die traditionelle heilige Messe. Wie immer stellten jedoch die Einwohner der Sohrauer Altstadt am 11. Mai abends Kerzen und Lämpchen in die Fenster, um der alten Tradition Genüge zu tun.

Text: Dawid Smolorz
Foto: Stadtverwaltung Sohrau/Żary