Das Regionalmuseum in Lauban/ Lubań ist um zwei besondere Schätze reicher

Münzen aus dem 15. und Handschriften aus dem 17. Jahrhundert, gefunden 2019, gehen jetzt an die Öffentlichkeit

Die Ausstellung zu 800 Jahre Lauban wird am 2. Juni 2020 eröffnet.

Beide Schätze – fast 40 Münzen aus dem 15. Jahrhundert und die Kirchenbücher aus dem 17. Jahrhundert – wurden 2019 in der polnischen Oberlausitz gefunden und den Mitarbeitern des Regionalmuseums Lauban (Muzeum Regionalne w Lubaniu) anvertraut. Sie brauchten Zeit, um die Funde und Fundorte zu untersuchen. Jetzt können die Schätze der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Münzschatz aus Stolzenberg/ Wyręba

Am 14. Februar 2019 entdeckte ein Spaziergänger in der Nähe der Straße Lubań-Zgorzelec/Lauban-Görlitz auf der Höhe des Dorfes Wyręba/Stolzenberg zufällig einige alte Münzen, worüber er die Denkmalbehörde informierte. Die Antiquitäten wurden am östlichen Waldrand bei Białogórze/Lichtenberg gefunden, wo die ehemalige Handelsrute Via Regia verlief. Am Fundort führte das Regionalmuseum Lauban archäologische Untersuchungen durch. Insgesamt wurden 40 Münzen gefunden, davon fünf aus Gold. Es wurde festgestellt, dass die Münzen Fragmente eines sekundär verstreuten Schatzes sind, der in der Zeit der Hussiteneinfälle im Jahr 1431 vergraben wurde.

Der Bestand aus 40 Münzen und ihren Fragmenten ist typisch für spätmittelalterliche Funde auf den Gebieten der Lausitz und Schlesiens. Es überwiegen silberne Prager Groschen. Diese Münzen wurden in der Zeit von 1300 bis 1547 in Kutná Hora/Kuttenberg geprägt, das in der Mitte des heutigen Tschechiens liegt. Die reichen Silbervorkommen ermöglichten eine millionenfache Emission, welche in anderen mitteleuropäischen Ländern Akzeptanz fanden und zum Vorbild für ähnliche Münzen wurden (Ungarischer Groschen, Meißner Groschen und Krakauer Groschen). Die ersten Emissionen mit einem Raugewicht von 3,78 g wurden noch mit einem Silberfeingehalt von 937/1000 geschlagen, doch mit der Zeit verschlechterte sich der Münzfuß: In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts wog der Groschen nur noch 2,8 g rau bei 437/1000 fein. Unverändert bleibt dagegen das Gepräge der Münze. Auf der Vorderseite befindet sich eine Krone mit einer doppelten Umschrift, in der die Legende den Namen des Münzherren nennt (den böhmischen König), bspw. „WENCEZLAVS TERCIVS / DEI GRATIA REX BOEMIE“ (Wenzel III., König von Böhmen von Gottes Gnaden). Auf der Rückseite befindet sich ein Löwe – das Wappen Böhmens – und in seiner Umschrift die Legende „GROSSI PRAGENSES“ (Prager Groschen). Im Schatz befinden sich ausschließlich Groschen Wenzels von Luxemburg (1363-1419 König von Böhmen, 1376-1400 römisch-deutscher König).

Seit 1338 ließen die Wettiner den Meißner Groschen in Sachsen schlagen. Die Hauptprägestätte war die Bergstadt Freiberg. Verglichen zu ihrem Vorbild verlor der Meißner Groschen schneller an Wert: 1469 war der Meißner Groschen bereits einen halben Prager Groschen wert. Im Bestand wurden zwei Exemplare aus den Jahren 1417-1424 identifiziert, deren gemeinschaftlichen Münzherren die Brüder Friedrich I. von Sachsen und Wilhelm II. von Meißen und deren Cousin Friedrich IV. von Meißen waren.

Die fünf goldenen Dukaten aus Ungarn stellen den prachtvollsten Teil des Schatzes aus Stolzenberg da. Sie wurden unter Sigismund von Luxemburg (1368-1437, ab 1378 König von Ungarn und Kroatien, ab 1411 römisch-deutscher König, ab 1419 König von Böhmen, ab 1433 römisch-deutscher Kaiser) geprägt. Auf der Vorderseite sieht man ein Wappenschild mit vier Feldern und der Legende in der Umschrift: „SIGISMUNDI•D•G R•VNGARIE“ (Sigismund, König von Ungarn von Gottes Gnaden). Die Rückseite zeigt den Hl. Ladislaus, Landespatron Ungarns, mit der Legende in der Umschrift: „S•LADISLAVS•REX“ (Heiliger König Ladislaus). Die Münzzeichen erlauben eine genaue Bestimmung nach Prägestätten in Kremnica/Kremnitz und Buda/Ofen und Herstellungszeiträumen: 1404, 1405-1437, 1415-1424 und 1428-1429. Basierend auf dem italienischen Vorbild tauchten Dukaten in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in Mitteleuropa auf (ab 1325 in Böhmen und Ungarn, ab 1330 in Polen und ab 1345 in Schlesien). Die in großer Zahl geprägten ungarischen Dukaten (Ende des 14. Jahrhunderts wurden ca. 400.000 Stück im Jahr geschlagen) wurden zur Haupthandelsmünze in Mitteleuropa. Der Dukat ist ein Eichmaß für Qualität: Über 700 Jahre lang wurden in Europa Münzen mit einem konstanten Raugewicht von 3,5 g und einem Silberfeingehalt von 986/1000 geprägt. Um 1430 war der goldene Dukat 25 Prager Groschen wert. Damals betrug das Wertverhältnis von Gold zu Silber 1:12 – heutzutage liegt es bei 1:100!

Der Schatz ist 152 Prager Groschen wert. Welche Kaufkraft dies birgt, zeigen damalige Preise in Groschen: eine Henne = 1, ein Scheffel Hafer = 7, ein Eber = 8, eine Kuh = 14, ein Pferd = 48, ein Schuh = 6, ein Pfund Pfeffer = 16, ein Fass Heringe = 60, ein Schwert = 16-72, eine Armbrust = 40-60, eine Rüstung = 200-400, der Wochenlohn eines Handwerksgesellen = 1-3, der Wochenlohn eines Stadtschreibers = 28, ein Lan Feld = 200, ein Dorf = 20.000.

Der Schatz wurde in der Zeit der Hussitenkriege versteckt. Womöglich hat ihn ein reisender Händler vergraben, der einen Raubüberfall fürchtete. Während der Untersuchung konnten keine Spuren des Vergrabens selbst unter der Fundstelle gefunden werden, zudem waren die Münzen über eine größere Fläche verteilt. Einer der Groschen wurde beschädigt und seine Fragmente tauchten an unterschiedlichen Stellen auf. Alles weist darauf hin, dass der Schatz von seinem ursprünglichen Versteckt wegbewegt wurde, z.B. durch einen Pflug. Es ist möglich, dass der Schatz zu dem Zeitpunkt gehoben wurde und die nun gefundenen Münzen nur einen Teil darstellen.

Ab dem 2. Juni 2020 wird man den Schatz von Stolzenberg in der Ausstellung des Regionalmuseums Lauban bewundern können. Lohnenswert zu erwähnen ist auch die bewusste Haltung des jungen Finders, der ohne zu zögern seinen Zufallsfund gemeldet hatte.

Handschriftliche Kirchenrechnungsbücher aus Linda/ Platerówka aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges

Auch die Geschichte der Handschriften aus dem 17. Jahrhundert beginnt mit einem Zufallsfund. Letztes Jahr hat ein Bewohner des naheliegenden Dorfes Włosień/Heidersdorf dem Regionalmuseum in Lauban einige Dokumente aus dem 19. Jahrhundert übergeben und erwähnte dabei, dass er etwas auf dem Dachboden seines Hauses vermutete.

Auf dem Dachboden des aus dem 19. Jahrhundert stammenden Wohnhauses durchsuchte ein Museumsmitarbeiter alle Schlupfwinkel. Es stellte sich heraus, dass unter dem Fußboden jahrhundertealte, handschriftliche Kirchenrechnungsbücher aus Platerówka/Linda aus den Jahren 1630, 1631, 1657, 1658 und 1660 verborgen lagen. Vermutlich begann man 1627 die Rechnungsbücher zu führen.

Zu Beginn der zwei ältesten Rechnungsbücher steht die Information vermerkt, dass sie im Auftrag von Caspar Nostitz und seiner Frau durch die drei Geistlichen von Ober und Nieder Linda wie von Heidersdorf angefertigt wurden. Caspar Nostitz, Burgherr von Tzschocha, erwarb Linda 1629. Auf dem Buch von 1630 ist seine Unterschrift zu sehen.

In der Kirchenchronik von Ober Linda von 1890 schrieb M. Lidner, dass man Ende des 17. Jahrhunderts mit der Führung der Kirchenrechnungsbüchern begonnen hätte, was bedeutet, dass bereits zu diesem Zeitpunkt die Bücher der Jahre 1630-60 verschollen waren.

Die Bücher haben im Schnitt 24 Seiten. In den Jahren 1630/31 wurden sie in zwei Bänden getrennt – je in Einnahmen und Ausgaben. Für die Jahre 1657-60 wurden die Einnahmen und Ausgaben in zwei Spalten geführt. Die Einnahmen setzen sich zusammen aus den Gaben der Kollekte und des Opferstockes, Mieten, Kreditzinsen, Legate, Stiftungen, Dienste oder das Aufsetzen von Testamenten. Die Abrechnungen erfolgten jährlich.

Wieso befanden sich Dokumente aus dem 17. Jahrhundert in einem so viel jüngeren Gebäude? Es bleibt ungewiss. Die Museumsmitarbeiter vermuten, dass die Lindaer Bücher aus den Jahren des Dreißigjährigen Krieges gemeinsam mit einem der Geistlichen, der Ko-Autor war, nach Heidersdorf gelangten. Interessant ist, dass jede Erwähnung der entdeckten Dokumente in den deutschen Verzeichnissen des 19. Jahrhunderts fehlt. Es deutet alles darauf hin, dass sie unbekannt waren. Die Dokumente erzählen von Einnahmen und Ausgaben der Kirchengemeinde, aber auch über das Verhältnis zum Burgherren von Tzschocha.

Beide Funde wird man ab Juni in der neuen Ausstellung des Regionalmuseums Lauban anschauen können. Diese ist der 800-jährigen Geschichte Laubans gewidmet. Darüber lesen Sie bald in SILESIA News.

Textvorlage: Muzeum Regionalne w Lubaniu, red. Agnieszka Bormann
Übersetzung: Michalina Cieslicki
Bilder: Muzeum Regionalne w Lubaniu