Centrum Kultury i Nauki Stara Kopalnia feiert am 9. November 2019 seinen 5. Geburtstag.
Die größte Attraktion des Industrietourismus in Polen befindet sich in Wałbrzych auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks “Julia”.
Mit der Ausstellungseröffnung „Denkmäler der Zeit / RETROSPEKTIVE“ von Tomasz Domański beginnen die Jubiläumsfeierlichkeiten im Zentrum für Kultur und Bildung Stara Kopalnia (Alte Grube) in Wałbrzych (Waldenburg).
Die größte Attraktion des Industrietourismus in Polen befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Steinkohlenbergwerks “Julia” im Ortsteil Biały Kamień (Weißstein). 1996 wurde das Bergwerk geschlossen. Die 2014 abgeschlossene Revitalisierung des größten Bergwerks in Wałbrzych, das in der Blüte seiner Tätigkeit mehrere Tausend Mitarbeiter beschäftigte, ermöglichte die Entstehung eines einzigartigen Objekts. Derzeit sind das 4,5 ha historischer Industrieobjekte, welche mit authentischer Ausrüstung und originalen Gegenständen ausgestattet wurden. Die Besucher finden dort u.a. den gesicherten und zur Besichtigung angebotenen Bergwerkmaschinenpark. Die in der Alten Grube beschäftigten Reiseführer waren einst als Bergmänner im Steinkohlebergwerk “Julia” beschäftigt. Mit ihrer Unterstützung kann jeder Besucher nicht nur den riesigen Ausmaß der Bergwerkinfrastruktur bewundern, sondern auch die Spezifik der gefährlichen und anstrengenden Arbeit des Bergmanns unter Tage kennenlernen.
In dem hervorragend erhaltenen Industriekomplex wird das Wissen über die Geschichte und Kultur des Steinkohlebergbaus und auch über die Keramikindustrie in Niederschlesien präsentiert. Die Alte Grube bietet den Besuchern folgende Besichtigungs- und Erholungsmöglichkeiten:
INDUSTRIE- UND TECHNIKMUSEUM – Hier kann man die Geschichte der Steinkohle, des Bergbaus und der Bergleute, die in äußerst gefährlicher Arbeitsumgebung arbeiteten, kennenlernen. In den Sammlungen des Museums befinden sich auch Bergwerkmaschinen und ihre Elemente, Andenken im Zusammenhang mit der Arbeit der Bergwerke von Wałbrzych und auch audiovisuelle Materialien und Archiv. Das Museum bietet auch eine archäologische und geologische Abteilung mit umfangreichen Sammlungen aus dem Gebiet von Wałbrzych.
DIE GALERIE DER ZEITGENÖSSISCHEN KUNST – Alte Grube ist ein Ort, wo renommierte aber auch junge Künstler ihre Werke in Dauer- und und Wechselausstellungen präsentieren.
ZENTRUM DER BESONDEREN KERAMIK – das Zentrum der Besonderen Keramik bietet Keramik- und Töpferkurs-Workshops für Individualbesucher und Gruppenteilnehmer, während der jeder Teilnehmer sich mit einer gewählten Technik der Tonmodellierung beschäftigt. Es werden hier Veranstaltungen für Kindergartengruppen und Schüler aller Klassen angeboten.
GÄSTEZIMMER UND CAFÉ – Im Angebot sind Einzel- und Doppelzimmer, darunter ein behindertengerechtes Doppelzimmer. Jedes Zimmer wird mit einem eigenen Bad mit Dusche ausgestattet. In den Räumen des früheren Bereichs für Aufsichtspersonal befinden sich derzeit Ticketkassen und das Café „Sztygarówka“.
Das niederschlesische Bergbaurevier ist das älteste Kohleabbaugebiet im heutigen Polen. Bereits seit dem 16. Jahrhundert existierten im Bereich der Ortschaft Weißstein kleine namenlose Gruben. Aufgrund des überarbeiteten Bergbaugesetzes für das Herzogtum Schlesien und das Land Glatz wurde 1770 die Gewerkschaft Fuchs gegründet. Dieses Jahr gilt als Gründungsjahr des Bergwerks in Waldenburg. In den folgenden Jahren vergrößerte sich das Abbaugebiet durch Erschließung neuer Steinkohlefelder. Das Bergwerk, das 1945 in den polnischen Besitz überging, ist im Laufe der Zeit aus der Fusion von vier unabhängigen Zechen entstanden.
Zwischen 18. und 20. Jahrhundert veränderten sich die Abbaumethoden je nach Kohlebedarf und technischem Fortschritt. Die auf dem Gelände des Zentrums „Stara Kopalnia“ stehenden Gebäude wurden zwischen 1867 und 1924 erbaut, als im „Fuchs“ und „David“ der Überbau vom Tagebau zum Tiefbau erfolgte.
1920 wurde das Bergwerk von der Firma Schering übernommen und in die Oberschlesischen Kokswerke und Chemischen Fabriken eingebracht. Die sich verschlechternde wirtschaftliche Lage führte zu weiteren Konzentrationen im Waldenburger Steinkohlenbergbau. So gründeten die “Kokswerke und Chemischen Fabriken”, die “Rütgerswerke A.G. Berlin” und die Gewerkschaft Glückhilf-Friedenshoffnung 1928 die “Niederschlesische Bergbau AG Waldenburg (NIBAG)”, in der das Bergwerk bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs verblieb.
Weil die Besetzung von Waldenburgł bei Kriegsende durch sowjetische Truppen kampflos geschah, kam es zu keinen kriegsbedingten Zerstörungen und die Produktion konnte schnell fortgeführt werden. Am 11. Juli 1945 übernahmen polnische Behörden die Verwaltung aller Zechen im niederschlesischen Bergbaurevier. Die Fuchsgrube erhielt den Namen „Julia“.
In der Nachkriegszeit änderte sich mehrmals der Name des Bergwerks: 1945-1946 „Julia“, 1946-1949 „Biały Kamień“ (Weißstein, nach dem Stadtteil), 1950-1993 „Thorez“ (zu Ehren von Maurice Thorez, dem Führer der Kommunistischen Partei Frankreichs), 1993-1996 wieder „Julia“.
Nach der Einführung der freien Marktwirtschaft in Polen 1990 erwiesen sich die niederschlesischen Bergwerke nur noch sehr bedingt als konkurrenzfähig. Zwar schloss man alle Bergwerke in Wałbrzych in der “Wałbrzyskie Kopalnie Węgla Kamiennego” (WKWK) zur Effektivitätssteigerung zusammen, konnte die Schließung aber nur hinauszögern. So beendete Fuchs/Thorez/Julia im September 1996 seine Förderung.
Die Revitalisierung des Komplexes wurde zur größten Investition der Stadt Wałbrzych dieser Jahren.
Mehr Informationen finden Sie unter www.starakopalnia.pl
Text : Agnieszka Bormann