In Breslau erinnert an ihn sein 1904 entstandener Fechterbrunnen auf dem Universitätsplatz
Die Skulptur des Fechters ist bis heute sehr beliebt. Und bleibt nicht immer nackt.
Hier steh` ich trotz Kälte splitternackt
Der Bildhauer hat mir nichts umgemacht.
Keiner hat Erbarmen – Mit mir Armen.
Nur die Studenten, die losen,
Borgen mir Badehosen.
Die hat die Feuerwehr abgemacht,
Nun bin ich leider wieder splitternackt.
So beschwert sich der Breslauer Fechter, der seit 1904 am Universitätsplatz steht. Der Bildhauer Hugo Lederer (16.11.1871 Znaim – Berlin 1.08.1940) wäre überrascht, wenn er gesehen hätte, welcher Popularität sich bis heute die Figur erfreut. Manchmal verschwindet dem Fechter sein Rapier, manchmal wird seine Männlichkeit zugeklebt und manchmal borgen ihm die Studenten wirklich etwas zum Anziehen. Wenn man den zierlichen hübschen Brunnen betrachtet und dann das andere Werk von Hugo Lederer sieht – nämlich das weltgrößte Bismarck-Denkmal in Hamburg, kann man nicht glauben, dass beide Figuren von seiner Hand in der gleichen Zeit (1901-1904) rauskamen. Als Lederer nämlich den ersten Preis für Bismarck-Denkmal erhielt, kam an demselben Tag die Nachricht aus Breslau, dass er (trotz des zweiten Platzes im Wettbewerb) den Universitätsbrunnen realisieren wird. Den ersten Preis bekam sein Breslauer Professor – Christian Behrens, bei dem Lederer keine drei Monate aushielt.
Anfang 1892 berief ihn Behrens nach Breslau, weil er einen tüchtigen Mitarbeiter brauchte. Hugo Lederer war überglücklich, dass ihn endlich jemand bemerkte (in den Jahren 1890-1892 arbeitete er in dem Atelier von Johannes Schilling). Es stellte sich jedoch heraus, dass Behrens eine außerordentlich apodiktische Persönlichkeit war, die Meinung der anderen nicht duldete und sich alle unterordnen wollte. Der 21-jährige Lederer konnte diese gespannte Atmosphäre nicht aushalten und floh so schnell wie möglich nach Berlin. („So glich sein Weggang aus Breslau förmlich einer Flucht aus einem seinem Innern ungemäßen Zwang, einer Rettung in die persönliche Freiheit, die er so nötig brauchte, um die eigenen vorgeschriebenen Wege zu gehen, die ihm mit zwingender Kraft seine künstlerische Berufung wies“ – so Hans Krey, Autor der Biographie von Hugo Lederer).
In Berlin fand Lederer Arbeit beim Bildhauer Robert Toberentz. Der war mit dem Jüngling so zufrieden, dass er ihn zusätzlich belohnen wollte. Er schlug Lederer vor, 30 Mark wöchentlich mehr zu verdienen oder die Möglichkeit, freitags Abend in seinem Atelier frei arbeiten zu können. Und was wählte der ehrgeizige Lederer? Selbstverständlich das Zweite. Er wusste von Anfang an, er muss eigenen Weg gehen. Die Unabhängigkeit schätzte er am meisten – das hat ihm sein Vater, seines Zeichens Dekorationsmaler, beigebracht, bei dem der Junge den ersten Schliff in Znaim (Südmähren) erhielt. Also am Fleiß und Freiheitsgefühl fehlte dem Lederer nicht. Er musste nur noch ein bisschen Glück haben. Und das kam auch dazu. Wenn man die Biographie des Künstlers liest, könnte man glauben, er wurde unter einem guten Stern geboren (war ein Sonntagskind). Als plötzlich sein Meister Robert Toberentz starb, bekam Lederer die Möglichkeit, sein Atelier zu übernehmen und selbständiger Künstler zu werden. Aber er hatte kein Geld. Und als er sich bei seinem Modell, Rosa Meißner, beschwerte, dass er wieder von Anfang an beginnen muss und von neuem als Gehilfe Arbeit suchen muss, zog diese ihr Sparkassenbuch heraus und sagte: „Nu nee, das sollen Sie nich. Sie sind ein talentvoller Mensch und werde es mir schon wiedergeben“. Und so konnte Lederer endlich seinen künstlerischen Weg gehen und an den Wettbewerben teilnehmen. Lob sei Frau Meißner, die so großzügig war! Dank ihr können wir uns mit dem Fechterbrunnen am Universitätsplatz in Breslau freuen!
Text und aktuelle Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka