39. Jahrestag des Massakers am Bergwerk “Kopalnia Wujek”

Das Kattowitzer Bergwerk ist in Polen ein Symbol des Widerstandes gegen die kommunistische Diktatur

Am 16. Dezember 1981 wurden dort neun Bergleute erschossen.

Das Kattowitzer Bergwerk Kopalnia Wujek ist in Polen ein Symbol des Widerstandes gegen die kommunistische Diktatur. Am 16. Dezember 1981 erschossen dort Angehörige einer Sondereinheit der Bürgermiliz neun Bergleute. Drei Tage zuvor, am 13. Dezember, verhängte General Wojciech Jaruzelski das Kriegsrecht in Polen, um die mit der Gründung der freien Gewerkschaft „Solidarność“ im Sommer 1980 begonnenen Demokratisierungsprozesse aufzuhalten. Besatzungen mehrerer oberschlesischer Bergwerke, u.a. „Manifest Lipcowy“ in Bad Königsdorff-Jastrzemb/ Jastrzębie sowie „Staszic“ und „Wujek“ in Kattowitz/ Katowice, traten daraufhin in Streiks mit Werksbesetzung. Die Bergleute forderten Aufhebung des Kriegsrechts und Freilassung der inhaftierten Solidarność-Aktivisten. Die von Moskau abhängige Regierung in Warschau war zu keinen Verhandlungen bereit. Die Streiks in den ersteren beiden Betrieben wurden mit äußerster Gewalt durch die ZOMO, eine berüchtigte Sondereinheit der Bürgermiliz (Milicja Obywatelska, Volkspolizei), niedergeschlagen. In Bad Königsdorff-Jastrzemb wurde auf die Bergleute geschossen, Todesopfer gab es aber keine.

Ereignisse vom 16. Dezember 1981  an einem Modell im Schlesischen Zentrum für Freiheit und Solidarität, Fot. Dawid Smolorz.

Das Feuer auf die streikenden Arbeiter eröffneten Angehörige der ZOMO auch bei einem von mehreren Sturmangriffen auf das Bergwerk „Kopalnia Wujek“, an dem Panzer und Militärfahrzeuge der Polnischen Volksarmee beteiligt waren. Die Schüsse sind aus größerer Entfernung gefallen. Einige Opfer hatten Schusswunden an Sohlen und Rücken, was eindeutig darauf schließen ließ, dass sie kaltblütig ermordet wurden, als sie auf dem Boden lagen oder sich zurückzuziehen versuchten. Insgesamt wurden am Bergwerk „Wujek“ neun Bergleute erschossen, mehr als 20 weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Nach diesem blutigen Angriff beschlossen die Arbeiter, den Streik zu beenden. 

Am Bergwerk „Wujek“, Dezember 1981, Quelle: Schlesisches Zentrum für Freiheit und Solidarität / Śląskie Centrum Wolności i Solidarności.

In der kommunistischen Zeit wurde für das Verbrechen niemand zur Verantwortung gezogen. Vielmehr versuchte das Jaruzelski-Regime, die Angehörigen der Opfer durch diverse Schikanen einzuschüchtern. Erst nach 1989 fanden mehrere Prozesse gegen die an dem Massaker beteiligten Angehörigen der Sondereinheit ZOMO und den damaligen Innenminister Czesław Kiszczak statt. Einige von ihnen wurden zu Freiheitsstrafen verurteilt, Kiszczak wurde 2011 endgültig freigesprochen.

Heute befinden sich an dem immer noch tätigen Bergwerk „Wujek“ ein Museum und das Schlesische Zentrum für Freiheit und Solidarität

Text: Dawid Smolorz

Denkmal für die erschossenen  Bergleute am Bergwerk „Wujek“, Quelle: ahorcado, Wikimedia Commons.