Relikte der tschechischen Grenzbefestigungen von 1933-1938 wurden zu Museumsobjekten

Die Grenze aus Beton ist teilweise bis heute zu sehen

In den 1930er Jahren entstand in der Tschechoslowakei – nahe der Grenzen zu Deutschland, Polen und Ungarn – ein Befestigungssystem.

Von der Gründung der Tschechoslowakei im Jahr 1918 an ging Prag davon aus, dass die 1.500 km lange Grenze zu Deutschland in eine besondere Weise geschützt werden musste. Denn infolge der Beschlüsse von Versailles umfasste die junge Republik auch ein Siedlungsgebiet von mehr als drei Millionen Deutschen. Die tschechoslowakische Regierung war sich daher dessen im Klaren, dass Berlin die im Friedensabkommen von 1919 festgelegte Grenzziehung früher oder später in Frage stellen würde.  

Zwischen 1935 und 1938 wurden entlang der Grenzen zu Deutschland, aber auch Ungarn und Polen insgesamt ca. 10.000 Bunker, darunter 250 schwere Objekte mit ausgedehnten unterirdischen Korridoren gebaut. Die Anlagen im Troppauer Schlesien und dem Hultschiner Ländchen sollten im Falle eines deutschen Angriffs aus dem Raum Leobschütz/ Głubczyce – Ratibor/ Racibórz das feindliche Vordringen ins Landesinnere behindern und dem Ostrau-Karwiner Kohlebecken Schutz bieten. Die Frage, ob das große Befestigungssystem die Invasion aus dem Nachbarland hätte tatsächlich aufhalten können, wird unbeantwortet bleiben. Denn mit dem Münchener Abkommen, das in der Nacht vom 29. auf den 30. September 1938 von Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Italien unterzeichnet wurde, wurde die Tschechoslowakei gezwungen, die überwiegend von Deutschen besiedelten Landesteile an Berlin abzutreten. Dadurch wurden die Anlagen der „Beneš-Linie“ oder „Beton-Grenze“, wie die Befestigungen an der Grenze zum Reich manchmal bezeichnet wurden, kampflos durch die deutsche Wehrmacht besetzt. Sie dienten fortan Übungszwecken, viele Panzerkuppeln und -glocken wurden zudem später demontiert und am Westwall wiederverwendet.

Der schlesische Abschnitt der Beneš-Linie wurde im Winter/Frühjahr 1945 zum Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen der Wehrmacht und der Roten Armee. Die deutschen Verteidiger konnten dort den sowjetischen Vorstoß in Richtung Mähren erfolgreich schwächen. Im Raum Troppau/ Opava – Hultschin/ Hlučin sind auf einer Länge von ca. 50 km zahlreiche Bestandteile der früheren tschechoslowakischen Befestigungslinie erhalten geblieben. Vor allem die  massiven, zum Teil mehrstöckigen Bunker, die sich in der Nähe der letzteren Stadt befinden, stellen beeindruckende Relikte einer stürmischen Zeit dar. Seit den 1980er Jahren sind fünf von ihnen als Außenstelle des Schlesischen Landesmuseum Troppau für Besucher zugänglich. Dieses untypische Freilichtmuseum umfasst Objekte, die verschiedene Art von Befestigungsanlagen und unterschiedliche Widerstandskraft repräsentieren.

Text: Dawid Smolorz