Bücher über Schlesien und auf Oberschlesisch

Kleiner Verlag setzt sich große Ziele:

Wertvolle Werke über Schlesien auf Polnisch herauszugeben und das Oberschlesische zur gleichberechtigten Sprache der Literatur zu machen. 

Wertvolle Werke über Schlesien, die in polnischer Sprache bisher nicht erschienen, auf Polnisch herauszugeben, und das Oberschlesische zur gleichberechtigten Sprache der Literatur zu machen – diese zwei Gedanken begleiteten Pejter Długosz aus Klein Kottorz/ Kotórz Mały im Landkreis Oppeln/ Opole, einen früheren Aktivisten der Bewegung für die Autonomie Schlesiens und des Bundes der Bevölkerung Oberschlesischer Nationalität, als er 2012 beschloss, einen Verlag zu gründen.

Schon mit dem ersten Buch gelang es Silesia Progress (so der Name des Verlags) viele Leser zu überzeugen, dass sich Oberschlesisch auch zur Beschreibung abstrakter Sachverhalte eignet. Denn Zbigniew Kadłubeks „Listy z Rzymu” (Briefe aus Rom) sind nichts anderes als essayistische Erzählungen, in denen Religion, Philosophie und Liebe die Hauptrolle spielen. Danach folgten weitere kühne Ideen, wie das Buch „Dante i inksi“ (Dante und andere) – oberschlesische Übersetzungen der Werke weltberühmter Dichter aus verschiedenen Epochen, u. a. Horaz´, Angelus Silesius´, William Blakes und Joseph von Eichendorffs, sowie „Prōmytojs przibity“ (Der gefesselte Prometheus) – die antike Tragödie von Aischylos auf Oberschlesisch.

Großer Beliebtheit erfreuen sich oberschlesische Übersetzungen solcher Werke wie „Alice im Wunderland“ (Przigody ôd Alicyje we Kraju Dziwōw) von Lewis Carroll und „Eine Weihnachtsgeschichte“ (Godniŏ pieśń) von Charles Dickens. Außer der klassischen und der hohen Literatur erwies sich die Serie über den Kommissar Hanusik („Kōmisorz Hanusik“) als wahrer Renner. Der Hauptprotagonist dieser von Marcin Melon mit viel Humor im slawisch-oberschlesischen Dialekt geschriebenen Kriminalromane ist – wie man dem Umschlag entnimmt – intelligenter als Sherlock Holmes und sieht besser aus als James Bond. Der erste Band dieser Serie erfuhr inzwischen seine 12. Auflage! Kürzlich erschienen die Abenteuer des oberschlesischen Kriminalpolizisten auch als eBook. Für all jene, die sich seit Andrzej Sapkowskis „Narrenturm“ nach einem historischen Roman sehnten, dessen Handlung in Schlesien spielen würde, hat der Verlag das Buch „Nunquam Otiosus“, von Mirosław Syniawa. Der Autor versetzt den Leser ins Schlesien Anfang der 1680er Jahre, als die Augen aller Europäer auf das von den Türken belagerte Wien gerichtet waren.

Ganz oben auf der Liste der wichtigen Werke schlesischer Literatur, die bis vor Kurzem in polnischer Sprache nicht erhältlich waren, stand für Pejter Długosz „Ostwind“ von August Scholtis. Erst 82 Jahre nach der deutschen Erstauflage und 25 Jahre nach dem Fall des Kommunismus erschien 2014 dieser Roman im Verlag „Silesia Progress“ in polnischer Sprache als „Wiatr od wschodu“. Scholtis´ Buch galt in Polen lange Zeit als kontrovers, weil die Aufständischen, die nach dem Ersten Weltkrieg um den Anschluss Oberschlesiens an Polen kämpften, darin in einem schlechten Licht dargestellt werden.

Ganz bewusst macht der Verlag auch tschechische Literatur mit schlesischem Bezug unter dem polnischsprachigen Publikum populär. Und es geht dabei nicht nur um Romane, deren Handlung im 20. Jahrhundert spielt (wie die von Eva Tvrdá), aber auch um Fantasy-Literatur, in der tschechisch-schlesische Themen auftauchen (z. B. „Underground“ von František Kotleta). Bisher erschienen im Verlag „Silesia Progress“ ca. 60 Bücher in polnischer Sprache und auf Oberschlesisch. Weitere Neuerscheinungen sind geplant.

Text: Dawid Smolorz