Zweiter Besuch der Initiative zur Erhaltung schlesischer Kulturgüter auf dem Friedhof in Nieder-Schreiberhau

Deutsche und polnische Freiwillige räumen gemeinsam den verwahrlosten Friedhof in Szklarska Poręba Dolna auf

Ein Bericht aus polnischer Perspektive. 

Ein weiterer Besuch von Freiwilligen der Initiative zur Erhaltung schlesischer Kulturgüter aus Deutschland führte dazu, dass eine Gruppe von Stadträten und Mitarbeitern der Stadtverwaltung von Szklarska Poręba (Schreiberhau) ebenso den zerstörten evangelischen Friedhof in Szklarska Poręba Dolna (Nieder-Schreiberhau) mit aufräumte.

Dieser Friedhof verursacht seit vielen Jahren bei sensibleren Stadtbewohnern ein schlechtes Gewissen. Er befindet sich immer noch in einem beklagenswerten Zustand, auch wenn in den letzten Jahren einiges gemacht wurde. Es ist jedoch noch ein weiter Weg, bis der Ort seine alte Würde wiedererlangt. Die Räumungs- und Reinigungsarbeiten, die von deutschen Freiwilligen und unter Beteiligung polnischer Einwohner von Szklarska Poręba durchgeführt werden, sind ein Schritt in diese Richtung. Aus polnischer Perspektive gesehen ist das wohl das Mindeste, was man im Gedenken an die früheren Bewohner des Ortes, deren Gebeine am Hang des Berges in der Waryńskiego-Straße ruhen, einfach tun sollte. Schließlich verwandelte sich der Friedhof zur polnischen Zeit in ein verwahrlostes Schlachtfeld.

Bei der Aufräumaktion im letzten Jahr wurde viel getan (SILESIA News berichtete). Damals fand sich eine kleine Gruppe von Einwohnern unter der Leitung von Bürgermeister Graf zusammen. Letzten Samstag waren weit weniger Polen als Deutsche da, aber ein Bagger und das Löschfahrzeug unserer tapferen Feuerwehrleute halfen sehr. Dank des Einsatzes wurden viele Grabsteine mit einem Hochdruckreiniger gesäubert. Der kleine Bagger richtete umgestürzte und vergrabene Grabsteine und Kreuze auf und brachte die Deckel der Krypten an ihren richtigen Platz. Freiwillige haben geduldig viele Grabsteine von einer Decke aus Moos, Gras, Laub und leider auch Müll befreit.

Solcher Arbeitseinsatz ist auch eine Chance für Entdeckungen. Robert Wollny, der Leiter der deutschen Gruppe, fand die Kappe der Ascheurne von Erich Opitz. Seine Familie betrieb in Schreiberhau eine Papp- und Kartonagenfabrik im Gebäude des heutigen Museums für Energietechnik. Auch der Grabstein von Paul Jarke, einem bekannten Sportartikelhersteller und Besitzer des ersten Kaufhauses in Schreiberhau, wurde freigelegt. Ein weiterer gefundener Grabstein war der der Familie Frey, die seit Generationen die Wälder der Grafen Schaffgotsch bewirtschaftet hatte. Auch der Grabstein des Barbiers Jansky und die Familie der Schleifer und Hüttenarbeiter der Josephinenhütte wurden entdeckt.

Die gemeinsamen deutsch-polnische Aufräumaktionen bietet auch eine Gelegenheit für die Integration. Bereits bei der morgendlichen Begrüßung erhielt Janusz Lichocki, der Präsident des Stadtrats von Szklarska Poręba, einen Wimpel der Landsmannschaft Schlesien und der Initiative zur Erhaltung schlesischer Kulturgüter mit der Bitte, ihn im Sitzungssaal aufzuhängen. Dem Symbol war ein leckerer Kuchen beigefügt.

Die Aufräumungsarbeiten endeten mit einem Lagerfeuer, und die Freiwilligen vereinbarten, sich Ende Oktober wieder zu treffen.

Text und Bilder: Arkadiusz Lipin
Übersetzung: Agnieszka Bormann