Bunzlauer Keramikfest zieht Tausende Besucher an

Europaweit bekannte Keramiktraditionen und Erzeugnisse wurden am 17.-21. August 2022 beim 28. Keramikfest gefeiert

Die Hochkonjunktur der Bunzlauer Keramik fing im 19. Jahrhundert an.

In Bolesławiec (Bunzlau), der Stadt am Bober, hat am 17.-21. August 2022 das 28. Bunzlauer Keramikfest (Bolesławieckie Święto Ceramiki) stattgefunden und wurde wieder zum Publikumsmagnet. Es findet jährlich am dritten Augustwochenende statt.

Das Bunzlauer Keramikfestival findet jährlich am vorletzten Augustwochenende statt.

Die charakteristischen Pfauauge-Muster in Blau, verchromtem Grün und Ocker auf weißem Hintergrund sind beinahe in ganz Europa bekannt. Inzwischen erscheint die Keramik in aller möglichen Formen, Farben und Designs. Sie ist eine anerkannte Marke geworden und wird auf allen Weltmärkten verkauft. In diesem Jahr begannen die Bemühungen, Bunzlauer Keramik zum Weltkulturerbe zu machen.

Schon zum 28. Mal findet in Bunzlau das Keramikfest statt.

Keramik und Porzellan

Die Hochkonjunktur der Bunzlauer Erzeugnisse fing im 19. Jahrhundert an, als Porzellan sehr teuer war und nur wenige es sich leisten konnten. Die Keramik aus Bunzlau ahmte Porzellan ausgezeichnet nach, sie war aber vor allem viel billiger, unter anderem dank des vor Ort vorhandenen Rohstoffs – des hochqualitativen Steinzeugtons.

Bolesławiec (Bunzlau) war und ist durch Keramikherstellung berühmt.

Den Herstellungsprozess kann man heutzutage in einer der hiesigen Manufakturen verfolgen. Zuerst wird aus einigen Tonarten eine Gussmasse zubereitet. Anschließend werden die Gefäße geformt und zum ersten Mal bei 700 Grad Celsius gebrannt. Die rosafarbenen Ergebnisse nennt man Biskuit. Danach folgt die manuelle Bearbeitung mit Anwendung von Stempeln beziehungsweise Pinseln. Dies wird mit einer Glasur bedeckt und erneut bei 1200 Grad Celsius gebrannt. Der ganze Herstellungsprozess – das Formen, das Dekorieren und Glasieren – verläuft nach traditionellen Methoden.

Der Große Topf von Joppe

Vor dem Zweiten Weltkrieg zierte der Große Topf, der im 18. Jahrhundert von Johann Gottlieb Joppe geschaffen worden war, die Stadt Bunzlau. Das Gefäß war 2,15 Meter hoch, 600 Kilogramm schwer und hatte ein Volumen von 1970 Litern. Wegen seiner riesigen Größe wurde es nicht gebrannt, sondern naturgetrocknet.

Der Große Topf gehörte zu den Sehenswürdigkeiten Bunzlaus. Vor dem Zweiten Weltkrieg konnte man zahlreiche mit ihm verbundene Andenken kaufen, unter anderem topfförmige Torten oder Miniaturen des von Johann Gottlieb Joppe angefertigten Gefäßes.

Der Überlieferung nach entstand der Topf infolge einer ungewöhnlichen Wette. Ein reicher Kaufmann wettete, dass seine ganze Erbsenernte in einen Topf passen würde. Die Ernte erwies sich aber als so reich, dass keiner der Handwerker imstande war, einen so großen Topf herzustellen. Zu Hilfe kam dann der junge Töpfergeselle Johann Gottlieb Joppe, der ein entsprechend voluminöses Gefäß schuf und zur Belohnung die Tochter des reichen Kaufmanns heiraten durfte. Der 1753 entstandene Große Topf galt damals als größtes Gefäß der Welt. Und obwohl hundert Jahre später in Naumburg am Queis (Nowogrodziec) viel größere Töpfe hergestellt wurden, vermochten sie die Beliebtheit des Bunzlauer Erzeugnisses nicht zu übertreffen. Der Große Topf wurde gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zerstört.

Spielen mit und im guten Ton

Während des Keramikfestes konnten die Besucher an verschiedenen Workshops, Ausstellungen und Konzerten teilnehmen. Im Kulturprogramm standen polnische Musikstars, die Traditionsliebhaber feierten den Auftritt von dem Zespół Pieśni i Tańca „Śląsk“ (Gesang- und Tanzansamble „Schlesien“), das in traditionellen polnischen Trachten auftritt. Ein Highlight des Festes bildete erneut die Keramikparade mit verkleideten und mit dem Ton bemalte Künstlern und anderen Teilnehmern.

Sammlungen der Bunzlauer Keramik werden dauerhaft im örtlichen Keramikmuseum (Muzeum Ceramiki) präsentiert. Der ganze Herstellungs- und Dekorierungsprozess der Keramikwaren lässt sich hingegen im Lebendigen Keramikmuseum verfolgen (Żywe Muzeum Ceramiki, ul. Gdańska 30).

Text und Fotos: Małgorzata Urlich-Kornacka