In Schlesien gibt es für alle WM-Deutschlandspiele Public Viewing

Wenn die deutsche Mannschaft bei der WM in Katar spielt, wollen die Fußballfans aus Schlesien sich das nicht entgehen lassen

Wann und wo das nächste Public Viewing in Schlesien ist, erfährt man bei der Miro deutschen Fußballschule.

Wenn die deutsche Mannschaft bei der WM in Katar spielt, wollen die Fußballfans aus Schlesien sich das nicht entgehen lassen, so wie Peter Langer aus Myslovitz nahe Kattowitz. Als Anhänger der schlesischen Autonomiebewegung sagt er: „Deutschland und Schlesien teilen sich eine gemeinsame Geschichte. Deshalb feuern wir immer die deutsche Seite an.“ Anfeuern, das sagt er eigentlich nicht, zumindest nicht so. Er benutzt das Wort „kibizieren“, eine deutsche Form des polnischen „kibicować“.

Die Leinwand ist aufgebaut, der Raum geschmückt. Kurz vor Spielstart ist das Licht schon gedimmt.

Auch im Oppelner Land werden die Jungs von Hansi Flick kibiziert. Und weil man sich über ein Tor viel besser gemeinsam freuen kann, gibt es für alle Fans der deutschen Mannschaft in der Woiwodschaftshauptstadt die ZDF-Live-Übertragung auf großer Leinwand. Gerade bei dieser Winter-WM hat das Fußballfeeling noch reichlich Luft nach oben, sagt Mateusz Bachem von dem zur deutschen Minderheit gehörenden Verein „Miro deutsche Fußballschulen“. „Eine WM im Winter! Viele, denen Fußball am Herzen liegt, sagen, sie können sich nicht daran gewöhnen.“ Die Stimmung fehle. „Wo sind die Fahnen an den Autos?“, fragt Bachem.

Das Ereignis boykottieren, wie viele Fans in Deutschland, nachdem Katar kurz vor WM-Start als vermeintlich homophob auftrat, ist hier aber kein Thema. „Früher ist Michael Ballack mit einer Binde in Nationalfarben auf den Platz eingelaufen. Schade, dass es heute oft um politische Botschaften geht und der Sport in den Hintergrund rückt“, sagt Oliver Kasperczyk aus Dortmund, der zurzeit an der Oppelner Universität Germanistik studiert und sogar über den Fußball seine Masterarbeit schreibt.

Mateusz Bachem und Oliver Kasperczyk drücken dem deustchen Team die Daumen.

In der Vergangenheit war es das oberschlesische Chronstau, das auf der wohl größten deutschen Fanmeile Polens die Fußballbegeisterten versammelte, bei Grillwurst und einem kühlen Blonden am Sportplatz des 1400-Seelen-Örtchens. Auch Peter Langer reiste immer gern mit einer großen Fangruppe an, stets die Schlesier-Flagge im Gepäck und ein Stimmungslied auf den Lippen.   

So war es bei der letzten WM in Chronstau.

Dass das im Winter nicht geht, dürfte jedem klar sein. Bars sind jetzt die Alternative, in den meisten Fällen läuft da aber nicht die begehrte ZDF-Übertragung. In Oppeln ist die „Miro deutsche Fußballschule“ deshalb auf Räumlichkeiten der Minderheit ausgewichen, direkt in der Innenstadt und damit ziemlich präsent. Die Leinwand ist schon aufgebaut, der Raum präpariert mit Fahnen und Wimpeln in Schwarz-Rot- Gold. Nur das persönliche Lieblingsgetränk bringt man am besten selber mit und dazu gute Laune, dann kanns losgehen, sagt Mateusz Blachem. „Mit dem deutschen Fernsehen kommt dann schon ein bisschen Stimmung auf“, räumt der 29-Jährige ein. Demnächst soll das organisierte Public Viewing auch auf die Dörfer wandern, immerhin leben dort die meisten Deutschen und Schlesier. Einzige Voraussetzung: Deutschland kommt in die nächste Runde.

Im Sommer 2018 versammelten sich Fußballbegeisterte in Chronstau auf Polens größter deustcher Fanmeile. Polen.

Wann und wo das nächste Public Viewing in Schlesien ist? Das erfährt man vorher auf dem Facebook-Profil der Miro deutschen Fußballschule.

Text & Bilder: Marie Baumgarten